Ein Satz so könnte man meinen, von einem, dem es so richtig gut geht, der seine Schäfchen ins Trockene gebracht hat und sich über Geld und Gesundheit, um seine Familie und seine Zukunft keine Sorgen machen muss. Doch weit gefehlt. Wenn man den Zusammenhang liest in dem dieser Satz steht, dann sieht die Sache schon ganz anders aus. In den ersten fünf Versen dieses Psalms beklagt sich David bei Gott über seine wenig erfreuliche Lage. "Wie lange noch sollen Sorgen mich quälen, wie lange noch der Kummer Tag für Tag an mir nagen?" so fragt David. Die Situation ist also alles andere als angenehm: Sorgen und Kummer Tag für Tag. Man kann es David nachempfinden. Wer hätte nicht schon solche Tage erlebt, an dem einem die Sorgen schwer im Magen liegen und man nicht mehr aus noch ein weiß.Was David damals so konkret Sorgen machte ist nicht genau herauszufinden, seine Äußerungen sind dazu zu allgemein gehalten. Deutlich ist nur: Es muss ihm schon sehr an die Nieren gehen und wirklich eine Bedrohung darstellen. Um so erstaunlicher der Satz, der am Ende dieses Lamentos steht: "Ich will dem Herrn singen, dass er so wohl an mir tut." Wie kommt David zu dieser Aussage? Was bringt ihn dazu Gott trotz seiner schwierigen Lage zu loben? Ja sogar davon zu sprechen, dass Gott ihm Gutes tut?Vielleicht liegt das an den Erfahrungen, die David bisher in seinem Leben mit Gott gemacht hat? Denn soviel wird aus den Berichten, die uns in der Bibel über das Leben des Königs David überliefert sind, deutlich: David hat sehr gute Zeiten erlebt und er wusste, wem er das zu verdanken hatte: Gott nämlich. Und wahrscheinlich gibt es im Leben eines jeden Menschen auch schöne und gute Dinge, für die er Gott dankbar sein kann. Für David jedenfalls war es ganz natürlich Gott zu vertrauen und sein Leben in Gottes Hand zu legen, denn da war es am Besten aufgehoben. Deshalb ist David für mich ein Vorbild im Glauben. Nicht nur weil er Gott letztlich in allen Dingen vertraut, sondern auch, weil er ganz offen und ehrlich mit Gott über seine Gefühle redet: Seine Ängste und Sorgen. Diese Ehrlichkeit und dieses Vertrauen sind mir ein Vorbild und ein Ansporn für mich Gott mein Leid zu klagen und ihm trotzdem zu vertrauen und ihm zu danken, dass er so wohl an mir tut.
Datum: 20.01.2003
Autor: Horst Kretschi
Quelle: ERF Deutschland