Jesus hat doch auch immer davon gesprochen. Er hat sie das Reich Gottes genannt - eine Welt der Gerechtigkeit, des Friedens und der Solidarität. Eine Welt, in der das Lämmlein beim Wolf schläft, wo die Natter mit dem Säugling spielt. Eine Welt, in der Menschen verschiedener Rassen und Schichtungen an einem Tisch sitzen. Sind das alles schöne Worte? Bleibt dies alles eine Vertröstung auf später? Mit diesen Fragen sind wir nicht allein. Die Pharisäer haben Jesus auch gefragt: „Sag, wann kommt denn das Reich Gottes?“ Jesus gibt ihnen eine verblüffende Antwort: „Das Reich Gottes ist mitten unter euch!“ Das lässt aufhorchen. Was sagt Jesus da? Das Reich Gottes ist mitten unter uns! Jesus vertröstet nicht auf später, nicht auf eine ferne Zukunft oder gar aufs Jenseits. Spuren des Reiches Gottes können bereits jetzt entdeckt werden! Das ist eine hoffnungsvolle Nachricht. Das ist aber auch Verheissung, die auf Erfüllung wartet. Denn dass das Reich Gottes noch nicht fertig ist, spüren wir täglich. So sind wir eingeladen, an dem, was Gott anfanghaft unter uns begonnen hat, weiterzubauen, daran mitzugestalten. Jesu Vorstellungen von einer gerechten, friedvollen Welt, sein Zeugnis für Gottes Liebe zu uns, sein Umgang mit den Menschen wollen in unserer Zeit Gestalt annehmen – an dem Platz, wo wir hingestellt sind. Dieses Mitgestalten bedeutet aber nicht einfach einen Krampf unsererseits. Wenn Jesus sagt, das Reich sei mitten unter uns, meint er auch, dass es zuallererst ein Geschenk ist. Wir können das Reich Gottes letztlich nicht selber schaffen und erschaffen. Aber wir können Gott Vertrauen schenken, dass er an und durch uns handelt, dass er mit uns ist und uns nicht verlässt. In dieser Zusage dürfen wir uns fest verwurzeln und daraus unser Leben wagen.
Datum: 12.11.2003
Autor: Roman Angst
Quelle: Bahnhofkirche Zürich