In Afrika und Asien wird eine interessante Methode verwendet, um einen Affen zu fangen. Man höhlt eine Kokosnuss so aus, dass die Öffnung gerade gross genug ist, dass der Affe seine Hand hindurchstrecken kann. Dann legt man etwas Futter in die Kokosnuss und befestigt sie irgendwo. Sobald nun ein Affe seine Hand durch die Öffnung in die Nuss steckt, das Futter ergreift und dann versucht, seine Faust aus der Nuss zurückzuziehen, ist er gefangen. Alles, was der Affe tun müsste, um seine Freiheit wieder zu erlangen, wäre, seine Faust zu öffnen und das Futter loszulassen. Aber er kann nicht loslassen, weil er, wie die Inder sagen, von einem „verlangenden Herzen" gefangen gehalten wird. Dieses verlangende Herz besitzen nicht nur Affen! Ein verlangendes Herz versklavt auch uns alle! Die Ketten, die uns gefangen halten, schmieden wir uns selbst. Der Grossteil unseres Leidens entsteht, weil wir unsere Hände nicht öffnen und loslassen können. Wir besitzen nie etwas wirklich. Alles was wir besitzen, wurde uns nur geliehen, und wir bewahren es nur eine Zeitlang auf. Sind wir nicht fähig, was wir besitzen weg zu geben, so werden wir selbst besessen - von unserem Besitz. Aber der Mensch will immerzu haben: Geld, Macht, Gegenstände, Kräfte, Wissen. Sogar in der Liebe will er das Objekt seiner Liebe besitzen. So erscheinen die Konflikte. Das Ego will Dinge für sich haben, um sich selber dar zu stellen, sein Überleben zu sichern und sich zu vergrössern. Und sowie es etwas besitzt, muss es diesen Besitz verteidigen. Unglaublich: Wir sind dieselben alten Affen!
Datum: 04.04.2004
Autor: Roman Angst
Quelle: ERF Deutschland