Das Gute in den Blick bekommen

Na, haben Sie sich heute schon mal so richtig lustvoll geärgert? Für manche Leute ist sich ärgern geradezu eine Leidenschaft. Und es gibt jede Menge Gründe, warum man sich ärgern kann. Da ist der blöde Typ aus der Nachbarschaft, der fast jeden Morgen um 5.00 Uhr mit seinem Motorrad durch die Straße knattert und alles weckt, was nicht hinter schallisolierten Fenstern schläft. Da ist die giftige alte Dame aus dem 5. Stock, die den Kindern schon wieder verbieten will, auf dem Asphalt im Hof Kreidezeichnungen zu machen. Und da ist dieser käsebleiche Mensch, dem drei Eigentumswohnungen gehören, der allen anderen ständig vorschreiben will, was noch in die Mülltonne darf und was nicht.

Und die kleinen Übel haben's ja ganz besonders in sich. Diese blöden grauen Haare, die da plötzlich vermehrt meine linke Augenbraue bevölkern und mich um Jahre älter aussehen lassen. Was könnte man sich ärgern! Von morgens bis abends. Was könnte man sich ärgern. Man ist natürlich nicht dazu verpflichtet. Der Mensch hat ja Handlungsfreiheit. Ich kann mich entscheiden, mich zu ärgern; ich kann mich aber auch entscheiden, mich weniger oder gar nicht mehr zu ärgern. Mit manchem muss ich einfach leben.

Viele Probleme lassen sich mit gutem Willen auch lösen. Der Einbau von Lärmschutzfenstern wäre vielleicht endlich mal dran. Auch ein freundliches Gespräch mit dem frühen Motorrad-Rennfahrer könnte eine sensibilisierende und damit lärmsenkende Wirkung haben. Graue Augenbrauen kann man zur Not färben. Einmal ist immer das erste Mal. Und eins sollte jeder Mensch anstreben: Das Gute, das Gott gibt, in den Blick zu bekommen und grundsätzlich erst mal dankbar dafür zu werden: Dass die Tomatenpflanzen im Garten in diesem Jahr besonders gut tragen. Dass der Lebensunterhalt gesichert ist. Dass man ein Dach überm Kopf hat. Und so weiter.

Dankbarkeit als Grundhaltung ist das beste Mittel gegen Dauerärger. Der Apostel Paulus hätte viel Grund gehabt, sich zu ärgern. Man hinderte ihn am Predigen und ließ ihn oft auflaufen. Buchtete ihn immer wieder zu Unrecht ein, um seinen Einfluss zuu schmälern. Paulus wurde nicht ärgerlich und bitter. Er behielt Gottes Güte und Fürsorge auch in solchen Situationen im Blick. Er ließ selbst Zeitgenossen, die keine Christen waren, wissen: Gott hat Euch viel Gutes getan. Ihm verdankt ihr den Regen und die guten Ernten. Er gibt euch zu essen und zu trinken und schenkt euch Freude. (Apg. 14,17) Es stimmt schon. Man könnte sich oft ärgern. Auch heute wieder. Aber man ist nicht dazu verpflichtet.

Datum: 25.07.2004
Autor: Rolf-Dieter Wiedenmann
Quelle: ERF Deutschland

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