Einen solchen Weg hat der Apostel Paulus im Römerbrief nachgezeichnet. Er ringt mit Gott. Er sieht den Menschen in seiner Gebrochenheit, seiner Schwachheit und Sündhaftigkeit vor sich. Die Geschichte des einzelnen Menschen und der Menschheit ist eine Geschichte mit viel Unheil und Verblendung. In seinem Ringen muss es Paulus plötzlich wie Schuppen von den Augen gefallen sein. Wie die Sonne durch die dunkle Wolkendecke bricht, muss ihm ein Licht aufgegangen sein. Er erkennt, dass die unheilvolle und verworrene Geschichte der Menschheit durch Gottes Erbarmen aufgefangen wird. Der Gedanke an das Erbarmen Gottes lässt ihn den Griffel aus der Hand legen und einen Lobpreis auf Gottes Wunderwege anstimmen: „Wie unerschöpflich ist Gottes Reichtum! Gott ist für Paulus wie ein unauslotbarer Abgrund. Sein Handeln übersteigt alles menschliche Verstehen. Sein Reichtum kann nur erahnt und gepriesen werden. Die Fülle seiner Möglichkeiten erschöpft sich nie. Gott hat ungeahnte Wege, den Menschen zum Heil zu führen. Auch auf Irrwegen trägt er die Menschen mit seiner Liebe und Vergebung; immer und überall wartet er mit offenen Armen, dass der Mensch zu ihm zurückfindet. Paulus hat Gott an einem ganz wesentlichen Punkt zu erfassen vermocht: Er entdeckt den Gott des Erbarmens und vermag trotz vieler Unbegreiflichkeiten einen Lobpreis auf ihn anzustimmen.
Wie unerforschlich ist alles, was er tut!
Wie unausdenkbar sind seine Wege!“ (Röm 11,33)
Datum: 24.04.2008
Autor: Roman Angst
Quelle: Bahnhofkirche Zürich