Mission neu gedacht

Fünf Veränderungen, die zielführend sind

Haril Kazindra in seiner Mission
Mission neu gedacht: «Musana Uganda» beweist, dass afrikanisch geführte Sozialunternehmen ohne westliche Dauerspenden florieren. Gründer Haril Kazindra ruft die britische Kirche zu fünf Kurswechseln auf.

«Die Kirche im Vereinigten Königreich hat eine lange und reiche Missionsgeschichte. Generationen sind mutig, mitfühlend und mit dem tiefen Wunsch hinausgegangen, die Liebe Jesu weiterzugeben», bilanziert Haril Kazindra, Mitbegründer von «Musana Uganda», einem Netzwerk von Sozialunternehmen, das Bildung, Gesundheit und wirtschaftliche Chancen schafft. «Ich schätze dieses Erbe sehr und habe selbst erlebt, welch beeindruckende Arbeit Missionare, Gemeinden und Evangelisten mit aufrichtigem Herzen in Afrika geleistet haben.»

Gleichzeitig beobachtet er, dass sich die Zeiten geändert haben. «Heute stehen wir vor einer Herausforderung, die wir nicht ignorieren dürfen. Es ist an der Zeit, dass die britische Kirche ihre Missionsarbeit überdenkt und sich eingesteht, dass manche gut gemeinten Ansätze inzwischen mehr Schaden anrichten, als dass sie Gutes bewirken.» Was teilweise sicherlich generell für die westliche Welt gilt.

Aufbau aus eigenen Reihen

Seit fast 20 Jahren baut er mit seiner Frau Andrea in seinem Heimatland Uganda «Musana» auf – ein Netzwerk aus 19 Sozialunternehmen, darunter Krankenhäuser, Schulen und Hotels. «Wir beschäftigen 740 Mitarbeitende und erleben jedes Jahr, wie zehntausende Leben verändert werden.»

Das Besondere ist, wie Haril Kazindra betont: «Unsere von Afrikanern geführten Sozialunternehmen arbeiten profitabel – allein im letzten Jahr erwirtschafteten wir 500’000 Pfund. Damit treiben wir Veränderungen voran, ganz ohne dauerhafte westliche Hilfsgelder. Es ist ein einzigartiges Modell, das funktioniert – und es ermöglicht uns Ugandern, unsere eigenen Landsleute zu unterstützen. Die erwirtschafteten Gewinne fliessen in Stipendien für Bildung, kostenlose Gesundheitsangebote und Programme für Kinder mit Behinderungen.»

Neues Publikum: Die Kirche

Die Resonanz in Grossbritannien beschreibt Haril Kazindra als überwältigend. Das Ziel ist nicht, zu kritisieren, sondern herauszufordern und Fragen zur Missionsarbeit zu stellen. «Wir wollen nicht zu einer weiteren Organisation werden, die lediglich Geld von gutmeinenden Gemeinden sammelt. Wir möchten eine neue Form der Partnerschaft anstossen – doch dafür braucht es ein Umdenken.»

Haril Kazindra nennt fünf Bereiche, die sich seiner Ansicht nach ändern müssen:

1. Kinderpatenschaften: Von Abhängigkeit zu Würde

«Das Modell ‘ein Kind, ein Pate, ein Foto’ ist bekannt – aber leider überholt. Es schafft oft Abhängigkeiten, isoliert Kinder von ihrer Gemeinschaft und stellt den Paten in den Mittelpunkt, nicht das langfristige Wohl des Kindes. Viele Organisationen beenden inzwischen ihre Kinderpatenschaftsprogramme.

Unterstützen Sie ein Patenkind? Fühlen Sie sich nicht schuldig! Auch wir haben ‘Musana’ einst mit einem Patenschaftsprogramm begonnen – aber die Zeiten haben sich geändert. Investieren wir in ganze Gemeinschaften, statt an einem Konzept festzuhalten, das Abhängigkeit fördert.»

2. Missionsreisen: Vom Retten zum Zuhören

«In vielen britischen Gemeinden sind Missionsreisen zu einem festen Ritual geworden. Doch zu oft geht es dabei mehr um den Besuchenden als um die Besuchten – befeuert von emotionalen Höhepunkten, schnellen Lösungen und unbewusstem ‘Retterdenken’.

Echte Mission beginnt mit Zuhören, bevor wir sprechen – mit Lernen, bevor wir handeln. Jesus kam, um unter uns zu leben. Was wäre, wenn Kurzzeitreisen dazu dienten, zu sehen, was Gott bereits durch lokale Leiterinnen und Leiter tut, und von ihnen zu lernen?»

3. Geben: Vom Mitleid zur Partnerschaft

«Die Grosszügigkeit in Grossbritannien ist bemerkenswert. Doch wenn wir nicht aufpassen, wird Geben zu einer Einbahnstrasse – angetrieben von Mitleid, nicht von Partnerschaft. Die frühe Kirche lebte ein anderes Modell. Der Apostel Paulus schrieb: «Die Christen dort gerieten wegen ihres Glaubens in viele Schwierigkeiten und haben sie standhaft ertragen. Ja, sie waren voller Freude und haben trotz ihrer grossen Armut reichlich für andere gegeben.» (Die Bibel, 2. Korinther Kapitel 8, Vers 2)

Geben war gegenseitig. Gläubige unterstützten einander – nicht nur von Reichtum zu Armut. Bei ‘Musana’ laden wir die britische Kirche ein, nicht an uns zu geben, sondern mit uns zu bauen, auf die Vision vor Ort zu vertrauen und Teil einer Geschichte zu sein, in der jeder etwas beisteuert.»

4. Leitung: Von westlicher Kontrolle zu lokaler Verantwortung

«Viele Missionswerke werden noch immer aus westlichen Büros gesteuert. Entscheidungen fallen fernab der Menschen, die direkt betroffen sind. Das muss sich ändern. Bei ‘Musana’ liegt die gesamte programmatische Leitung in ugandischer Hand. Wir sind kein Projekt – wir sind eine Bewegung.

Ermächtigung geschieht nicht, wenn man nur Aufgaben überträgt, sondern wenn man Verantwortung freigibt. Die Kirche in der Apostelgeschichte wuchs nicht, weil die Apostel alles kontrollierten, sondern weil sie lokale Gläubige befähigten, in ihrem eigenen Kontext zu leiten. Vertrauen wir den Menschen vor Ort, dass sie führen und wachsen können!»

5. Berichterstattung: Von Armut zu Potenzial

«Die Geschichten, die wir – vor allem in Spendenkampagnen – erzählen, reduzieren Afrika oft auf Leid und Elend. Das ist nicht die ganze Wahrheit. Afrika ist voller Unternehmer, Pastoren, Lehrer, Visionäre und Macher. Unsere Aufgabe ist es nicht, unsere Schwächen zu betonen, um eine Reaktion zu provozieren, sondern unser von Gott gegebenes Potenzial zu zeigen – und eine Mission zu leben, die Gott ehrt und Würde statt Verzweiflung in den Mittelpunkt stellt.

Wir suchen nicht einfach Spender, die unsere Arbeit finanzieren. Wir laden Partner ein, mit uns gemeinsam zu arbeiten – Schulter an Schulter mit afrikanischen Führungspersönlichkeiten und mit Lösungen, die aus den Gemeinden selbst entstehen.»

Mit grösster Botschaft Nationen verändern

So kommt Haril Kazindra zum Schluss: «Lasst uns überholte Missionsmodelle hinter uns lassen, die eine Kultur über die andere stellen. Bringen wir Veränderungen zum Guten. Mögen unsere Motive immer rein sein, und mögen wir Teil einer Bewegung werden, die Nationen verändert – mit der grössten Botschaft aller Zeiten im Zentrum.»

Zum Thema:
Erfolgreiche Mission: Braucht es noch Missionare aus Europa?
«You Are My Sunshine»: Mit 21 Jahren verantwortlich für 80 Kinder 
Ein Lebensstil: Mission ist für alle Christen, nicht nur für die «Berufenen»

Datum: 12.08.2025
Autor: Haril Kazindra / Daniel Gerber
Quelle: Christian Today / Übersetzung: Livenet

Werbung
Livenet Service
Werbung