Ein Wunder mit langem Anlauf

Hoffnungszentrum unter dem Ararat

Überwältigender Blick auf den Ararat mit Kloster Chor Virap im Vordergrund
Als die kleine Hausgemeinde in Armenien vor 18 Jahren um ein Gebäude bat, dachte niemand, dass dies so lange dauern würde, aber auch nicht, dass das Ergebnis so wunderbar wäre.

Unübersehbar prangt der Ararat über der gleichnamigen Ebene im südwestlichen Armenien. Wenn er sich in voller Pracht zeigt, dann möchte man an jeder Strassenecke neu anhalten und staunen, weil er noch majestätischer, eindrucksvoller und schöner aussieht. Das kantige Massiv scheint jedem zu sagen: «Wenn du wüsstest, wer hier mal gestrandet ist…» Alle wissen es. Noahs Arche soll nach der Sintflut an genau diesen Berghängen gelandet sein. So scheint es fast normal, dass hier bereits im Jahr 301 die erste christliche Nation der Welt entstand. Kein Wunder, dass hier Kirchen und Klöster stehen, die selbst nach mitteleuropäischem Massstab alt sind.

Der Ararat selbst gilt bis heute als das Symbol Armeniens schlechthin, selbst wenn er sich schon lange ausser Landes befindet. Denn wenig ist noch so, wie die Armenier es sich wünschen. Ihr heiliger Berg steht in der Türkei; ihr Land liegt isoliert zwischen verfeindeten Staaten; sie wissen nicht, ob sie zum Osten oder zum Westen gehören; viele Menschen leben in bitterer Armut. Christen, die sich ausserhalb der orthodoxen Kirche treffen, kennen die biblische Tradition, sie leben allerdings nicht nur mit den Problemen, die ihre Nachbarn auch haben. Für sie ist ein normales Gemeindeleben ungleich schwieriger, weil sie keine grosse Kirche an ihrer Seite haben.

Der Traum von Gemeinde

Zwischen der Hauptstadt Jerewan und dem Ararat liegt – schon fast in Reichweite des Berges – das Städtchen Araksavan. Dort treffen sich seit 18 Jahren Christen zum Beten und für Gottesdienste in Privathäusern. Da die Menschen nicht reich sind, sind ihre Häuser klein und selten für grössere Gruppen geeignet. So war die Gemeindearbeit immer schwierig, weil die Erwachsenen im Ort nicht für den Gottesdienst in ein Wohnhaus kommen wollten und die Kinder und Jugendlichen einfach keinen Platz für ihre Aktivitäten hatten.

Paul Hagelgans ist Mitarbeiter der Bibel-Mission, die die Arbeit begleitet. Er erzählt: «Als wir 2023 zum ersten Mal vor Ort waren, erschien uns die Not so gross wie der Ararat am Horizont – riesig und unüberwindbar.» Doch es hat sich etwas bewegt. Die kleine Gruppe Christen wird demnächst in ein eigenes Gemeindehaus umziehen können, weil sich neue Türen auftaten.

Gott spricht zu Menschen

Eine Frau aus dem Ort liess sich trotz der Schwierigkeiten in die kleine Hausgemeinde einladen. Sie war Christin, so wie in Armenien jeder christlich ist, aber sie kannte Jesus nicht. Ihm begegnete sie hier und das veränderte ihr Leben. Sie schwärmte allen zu Hause vom Evangelium vor, das ihr Leben neu gemacht hatte. In der Folge nahm sie Sonntag für Sonntag ihre vier Kinder mit in den Gottesdienst. Samvel, ihr Mann wollte nie mitkommen, er war dagegen. Jahrelang schikanierte er sie stattdessen und übte Druck auf sie aus.

Als später eine Evangelisation stattfand, kam eine Gruppe von Christen ins Dorf. Sie sangen ihre Lieder auch auf den Strassen und predigten dort von Jesus. Samvel bekam all das mit, ob er wollte oder nicht. Er hörte zwar, dass Christus Leben schenken wollte und er ohne ihn dem Tod geweiht war, doch konnte er das auch glauben? Sicherheitshalber verliess er tagelang nicht das Haus, um nicht unerrettet zu sterben. Als seine Tochter ihn eines Sonntags fragte, ob der nicht doch mit in den Gottesdienst kommen wolle, lehnte er wie immer grob ab. Sie ging also mit den anderen und liess ihn allein daheim, doch sofort hörte er in seinem Inneren den Ruf, ihr nachzukommen. Samvel tat es, kam in den Gottesdienst und vertraute dort sein Leben direkt Jesus an.

Ein Hoffnungszentrum

Pastor Samvel (li) mit Paul Hagelgans (Bibel-Mission) an der Gemeindebaustelle

Derselbe Samvel, der damals zum Glauben fand, ist heute Pastor der nicht mehr ganz so kleinen Versammlung. Er spendete der Gemeinde ein Grundstück, das er besass, und mithilfe der Bibel-Mission und ihrer Spender entsteht dort gerade ein Gebetshaus. Für die Christen im Dorf und viele andere ist es jetzt schon mehr: Es ist ein «Hoffnungszentrum» dafür, dass Gott Gebete erhört und Menschen verändert und rettet. Sie denken an die lange Zeit, die sie warten mussten. An die vielen Widerstände, die es gab, und die auch noch kommen werden. Und dann sehen sie auf den Ararat wie auf ein Versprechen Gottes, das ihnen sagt: «Selbst wenn es aussieht, als gibt es keinen Ausweg, kommt Gott zu seinem Ziel.»

Zur Webseite:
Bibel-Mission

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Datum: 13.09.2025
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet / Bibel-Mission

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