Die Aleviten sind mit nach den sunnitischen Muslimen die zweitgrösste religiöse Gemeinschaft in der Türkei (25% der Bevölkerung). Ein Teil der Aleviten (seine Grösse ist umstritten) spricht türkisch und ist türkischer Abstammung, der andere kurdisch. Religiöse Versammlungen finden auf Türkisch statt, während die sunnitischen Muslime auf Arabisch beten. Die Aleviten verehren Muhammads Neffen und Schwiegersohn, den vierten Kalifen Ali (regierte 656-661) als überragenden Offenbarungsträger. Sie sind in zwei Gruppen unterteilt, die untereinander nicht heiraten: die Elite der Priester (ocak), die sich für Nachkommen Alis halten und die Mehrheit der einfachen Mitglieder, der "Schüler" (talip). Von den sunnitisch-türkischen Muslimen werden sie als Härektiker betrachtet und als unmoralisch und unrein gebrandmarkt. Um sich zu schützen, haben die Aleviten die taqiya praktiziert - das Verschweigen der eigenen Glaubenszugehörigkeit bei Gefahr. Das traditionelle Siedlungsgebiet der Aleviten ist das ländliche Zentral- und Ostanatolien. Viele sind aber mittlerweile in die grossen industriellen Zentren der Westtürkei und nach Westeuropa abgewandert. Der Alevismus hat Wurzeln in der islamischen Mystik, dem Schiismus und den Auseinandersetzungen zwischen den sunnitischen Osmanen und dem schiitisch-safawidischen Reich. Da die Aleviten der sunnitisch-osmanischen Herrschaft im 16. Jh. ernsthaften Widerstand entgegensetzten, wurden sie an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Um trotz Feindschaft und Verfolgung überleben zu können, heirateten die Aleviten nur noch untereinander und entwickelten ihren Glauben zur Geheimreligion. Obwohl die Türkei die Heimat vieler verschiedener ethnischer und religiöser Gruppierungen ist, hat man jahrzehntelang nachdrücklich versucht, das Land als homogenen Nationalstaat des türkischen Volkes darzustellen. Nun hat man - auch mit Rücksicht auf die Europäische Union - von dieser Linie Abstand genommen. Die liberale Presse eröffnete eine öffentliche Diskussion über die ethnische und religiöse Vielfalt des Landes. In den grossen Städten wurden alevitische Zentren eröffnet und alevitische Intellektuelle sprachen öffentlich über ihre alevitische Herkunft, ihre Kultur, Identität und Tradition. Für Aleviten ist Religion eine Sache der Einstellung. Sie lehnen die äusserliche, rituelle Religionsausübung ab. Sie halten die fünf Säulen des Islam nicht und besuchen keine Moscheen. Sie bevorzugen eine esoterische, allegorische Koraninterpretation und lehnen wörtliche Auslegungen ab. So trinken sie Wein bei ihren religiösen Zusammenkünften. Die Aleviten haben ausser dem Koran noch andere heilige Bücher, die "buyruk". Die Frauen der Aleviten verschleiern sich nicht und nehmen gleichberechtigt am religiösen Leben teil. Nach Auffassung der Aleviten ist die höchste Stufe der Gottesverehrung die Vereinigung mit Gott, die nur wenige Gläubige erreichen. Liebe und Vergebung haben grosse Bedeutung. Diebstahl, Lüge und Ehebruch sind bei den Aleviten geächtet, denn ein guter Alevit ist "ein Meister seiner Hand, seiner Zunge und seiner Lenden". Die Mehrheit der Konvertiten in der Türkei kommt von alevitischem Hintergrund. Die alevitische Religion ist dem Christentum näher als der sunnitische Islam. - Die gleichberechtigte Anerkennung der Aleviten in einer Zeit, in der sunnitischer Islamismus an Stärke gewinnt. - Dass mehr Aleviten zum lebendigen Glauben an Jesus Christus kommen und unter Türken in der Türkei und Europa das Evangelium verkündigen. - Dass das alevitische Christentum für Türken anziehend und kulturell akzeptabel ist.Etwa 17 Millionen Menschen
Gebetsanliegen:
Datum: 30.10.2003
Quelle: Deutsche Evangelische Allianz