Eher beleben als neu gründen

USA: Weniger Neugründungen als Kirchenschliessungen

Im Jahr 2019 sind mehr Kirchen in den USA geschlossen als neue gegründet worden. Noch 2014 war das Verhältnis umgekehrt.
Kirche in Amerika

Wie das Forschungsinstitut Lifeway Research (Nashville, TN) jetzt bekanntgab, wurden in den USA im Jahre 2019 rund 3000 evangelische Kirchen neu gegründet. Dieser Zahl stehen 4500 Kirchenschliessungen gegenüber – wohlgemerkt noch vor Corona. Noch 2014 waren 4000 neue Gemeinden gegründet und «nur» 3700 geschlossen worden.

Die Angaben beruhen auf Informationen von 34 Denominationen, die etwa 60 Prozent der protestantischen Kirchen in den USA umfassen.

Gründe und Aussichten

«Im letzten Jahrzehnt haben die meisten Denominationen ihre Aufmerksamkeit darauf konzentriert, schwache Gemeinden zu stärken und wiederzubeleben», erklärte Scott McConnell, Direktor von Lifeway Research. «Das war mehr als nur eine Modeerscheinung. Existierende, kranke Gemeinden wiederzubeleben, war die Antwort auf ein reales, zunehmendes Problem.»

Daniel Im, Mitverfasser eines Buches über die Gründung von missionalen Gemeinden und selbst Gemeindegründer, führt weiter aus: «Eine Gemeinde zu gründen ist etwas vom Aufregendsten, was ein Pastor tun kann; aber in den letzten Jahren zögern die Leute mehr, diesen Schritt zu tun, darum überraschen mich die Zahlen nicht. Eine Gemeinde von Null aufzubauen ist nicht mehr so einfach wie früher – nicht zuletzt aufgrund der wachsenden Zahl von Pastoren aus der Baby Boomer-Generation, die jetzt in den Ruhestand gehen und Nachfolger brauchen.» Seiner Meinung nach gibt es ein wachsendes Bewusstsein, dass viele Pastoren «einfach besser geeignet sind, eine sterbende Kirche wiederzubeleben als eine neue zu gründen».

Gemeindebau-Experte Ed Stetzer vom Wheaton College ergänzt: «Die Gründung von Gemeinden verlangsamt sich. Aber die Gelegenheit liegt noch vor uns, denn Menschen sind geistlich auf der Suche und das Evangelium ist die Antwort.» Er nennt den Trend aber «besorgniserregend».

Neu gegründete Gemeinden effektiver für nichtkirchliche Besucher

Über die Jahre hinweg haben Studien wiederholt bestätigt, dass neu gegründete Gemeinden deutlich effektiver sind, unkirchliche Menschen zu erreichen, als bestehende. So ergab eine Studie aus dem Jahr 2015, dass zwischen 2008 und 2014 durchschnittlich 42 Prozent der Besucher einer neugegründeten Gemeinde aus nichtkirchlichem Hintergrund kommen oder seit vielen Jahren keine Gemeinde mehr besucht hatten. Darum ist McConnell überzeugt: «Die Bevölkerung der USA wächst weiter, und es braucht unbedingt neue Gemeinden, um das Evangelium für alle Menschen zugänglich zu machen.»

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Datum: 07.06.2021
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / Lifeway Research

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