Offen angesprochen

Wenn Depressionen von der Kanzel aus thematisiert werden

Depression ist in christlichen Kreisen immer noch ein Thema, das eher selten direkt und offen angesprochen wird. Ganz anders in der Mt. Zion Baptist Church in Nashville: Hier wurde ein ganzheitlicher Ansatz gefunden.
Pastor Joseph Walker (Bild: Facebook)

Alles begann mit dem Pastor der Gemeinde, Joseph Walker, in der Zeit, nachdem seine erste Frau starb. «Ich machte diesen unglaublichen Verlust in meinem Leben durch und fiel in eine tiefe Depression, obwohl ich gar nicht wusste, was das war», berichtete er gegenüber CBN News. «Ich wusste nur, dass ich mich an einem düsteren Ort befand…»

Durch Seelsorge fand der Pastor aus der Depression, merkte aber schnell, dass auch in seiner afroamerikanischen Gemeinde grosse Not war. «Ich glaube, in der afroamerikanischen Community gibt es diese Idee, diese starke Angst, dieses Stigma, dass wenn man in die Seelsorge geht, dann muss man schon verrückt sein.»

Mehrmals nachfragen

Heute ist Walker wieder verheiratet und hat die psychische Gesundheit zum offenen Thema in seiner Gemeinde gemacht, zusammen mit körperlicher und emotionaler Gesundheit sowie geistlichem Wachstum. «Wir machen es jetzt Teil unserer alltäglichen Gespräche, anstatt dass darüber nur geflüstert wird», erklärt Walkers Frau Stephanie, eine Kinderärztin. Es gehe darum, nicht bloss die Frage «Wie geht’s dir» zu stellen, die meist mit einem oberflächlichen «gut» beantwortet wird, sondern die Gemeindeglieder würden angehalten, mindestens drei Fragen zu stellen: «Geht es dir wirklich gut? Oder gibt es etwas, was dir Sorgen macht?»

Gemeinde als Verbinder

Dieser ganzheitliche Ansatz geht aber noch weiter. Vor der Pandemie wurden Fitness-Gruppenstunden in der Kirche durchgeführt sowie Ernährungsberatung gegeben. Zudem leitet die Gemeinde Ratsuchende an Ärzte, Seelsorger oder Unterstützer-Gruppen weiter. «Als Gemeinde müssen wir das Rad nicht neu erfinden», so Stephanie Walker. «Es gibt viele Ressourcen. Wir haben die Leute, sie haben die Ressourcen – und wir verbinden diese zwei.» Durch Predigten zum Thema wurde den Gemeindegliedern zudem klargemacht, dass Seelsorge oder der Besuch eines Psychiaters nichts Beschämendes ist.

In Zeiten der Pandemie ist dieses Thema nun noch aktueller als je zuvor. Mt. Zion Baptist Church hat derzeit das komplette Gemeindeleben ins Internet verlegt. Doch über die Webseite und soziale Medien wird das Thema der geistlichen, psychischen und körperlichen Gesundheit weiter thematisiert. Und auch die Fitness-Stunden werden aktuell online angeboten.

«Die besten Jahre meines Lebens»

Für Menschen wie Dacari Middlebrooks ist das unglaublich wichtig. Der junge Mann fiel in eine tiefe Depression, nachdem sein bester Freund ermordet wurde. Drei Jahre lang ging es ihm unglaublich schlecht – bis er sich überwand und in die Seelsorge ging. Heute ist er Teil der Mt. Zion Baptist Church. Dacari: «Ich bin in die Seelsorge gegangen – und ich hab es echt genossen. Es waren die besten 2,5 Jahre meines Lebens…»

Zum Thema:
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Christ und depressiv – Teil 2: Wenn ein Theologe Depressionen bekommt...

Datum: 21.01.2021
Autor: Heather Sells / Rebekka Schmidt
Quelle: CBN News / Übersetzt und bearbeitet von Livenet

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