Dora Rufener: «Die E-Mail-Beratung ist meine Berufung»
Seit 15 Jahren leitest du mit der Lebenshilfe einen wichtigen Bereich von Livenet. Hast du damals schon geahnt, wie gross diese Arbeit werden könnte?
Nein, mein Vorgänger - der diese Arbeit aufbaute – meinte, ich könnte doch beraten und ich sei die ideale Person, auch die Leitung dieses Teams zu übernehmen. Was das bedeutete, wusste ich nicht. Wichtig sei gute Kenntnis des Internets. Dem entsprach ich, besass ich doch bereits seit 1994 einen PC und schrieb Mails, das Internet kam damals erst so richtig in Schwung.
Wie viele Leute sind in deinem Seelsorgeteam dabei? Und wie viele Beratungen werden pro Jahr ungefähr durchgeführt?
Das Team besteht aus rund 45 Beraterinnen und Beratern. Dazu gehört, eingehende Fragen umgehend an die Berater weiterzuleiten, Coaching, Rekrutierung neuer Mitarbeiter. Kurz gesagt die ganze Koordination der E-Mail-Beratung der Lebenshilfe von Livenet.ch. Von der Hausfrau mit Kleinkindern, berufstätigen Frauen und Männern, vielen Pastoren und pensionierten Mitarbeitern ist jede Altersstufe von 21 Jahren bis 89 Jahren vertreten! Wir bearbeiten jährlich an die 2'000 Anfragen. Alle arbeiten ehrenamtlich mit.
Welche Themen werden am meisten eingebracht von den Ratsuchenden auf Livenet.ch und Jesus.ch?
Die Themen sind äusserst vielfältig. Im Vordergrund stehen Beziehungsprobleme und Schwierigkeiten in Freundschaft, Ehe und Familie. Viele Anfragen betreffen Sex vor der Ehe, Pornosucht. Es wird sehr geschätzt, dass anonym gefragt werden kann. Die theologischen Themenbereiche sind unter anderem: Leben als Christ, Fragen zur Bibel, Vergebung, Taufe, Evolution und der Heilige Geist. Immer wieder wird Hilfestellung zu Sektenfragen gewünscht. Weiter zugenommen haben die Fragen zu okkulten Belastungen und esoterischen Behandlungsmethoden. Ein weiterer Teil der Anfragen, die uns erreichen, betreffen psychologisch-psychiatrische Felder wie Borderline, Depressionen und Suizid. Erfreulich viele schreiben uns, dass sie das Übergabegebet gesprochen haben, neu mit Jesus angefangen haben und gerne eine Bibel oder einen Glaubenskurs hätten.
Was ist dir bei der E-Mail-Beratung wichtig, worauf legst du auch im Coaching der Seelsorger wert?
Mir ist wichtig, dass rasch und kompetent geantwortet wird. Wir stellen also nicht einfach Rückfragen, da wir nie wissen, ob diese Person zurückschreiben wird. Die Antworten sollen empathisch sein und Anstoss geben, selber nach Lösungen zu suchen.
Es ist erfreulich, dass viele Mitarbeiter schon von Anfang an dabei sind. Mit der Zeit kennt man die bevorzugten Themengebiete der Einzelnen. Ich versuche, die Wünsche der BeraterInnen zu respektieren. Ohne diese Leute die ihre Zeit für andere geben, ginge nichts, deshalb achte und schätze ich meine Mitarbeiter sehr und bin dankbar.
Was ist deine Motivation, dich für Livenet zu engagieren?
Diese Arbeit ist meine Berufung. Menschen helfen und sie auf Jesus hinweisen. Ich darf Menschen rasche, unkomplizierte und geographisch unabhängige christliche Hilfe anbieten. Am meisten freut mich, wenn Menschen den Sinn des Lebens suchen und finden. Livenet.ch hat so viele gute Artikel, Dossiers, usw. alle mit dem Ziel, Menschen anzusprechen und die Kommunikation zu fördern. Ich kann deshalb 100% hinter Livenet stehen, weil ich selber miterleben darf, wie wichtig und hilfreich diese Homepage ist.
Wofür bist du rückblickend in den letzten 15 Jahren am meisten dankbar?
Ich bin dankbar für jede einzelne Person, der wir durch die E-Mail-Beratung helfen konnten.
Gibt es auch lustige Erlebnisse, die du mit Ratsuchenden erlebt hast?
Naja, nicht unbedingt lustig aber oft staune ich, wie es passt. Ich weiss meistens nicht, wo die ratsuchenden Personen wohnen, ob in der Schweiz, Deutschland oder anderswo. Einmal leitete ich eine Frage einer Beraterin weiter und diese wohnte fast direkt neben der Fragestellerin. So konnte sie diese begleiten und später auch mit in ihre Gemeinde mitnehmen.
Wo siehst du die grössten Chancen und Herausforderungen für Livenet in den nächsten Jahren?
Die Gründer hatten eine weite Sicht von Gott, allen voran Beat Baumann. Kein Mensch konnte damals ahnen, welche weltweite immense Entwicklung das Internet machen würde, welchen Stellenwert es heute einnimmt. Wenn es Livenet noch nicht geben würde, müsste man es sofort gründen! Es ist eine grosse Chance, solange wir Religionsfreiheit haben, christliche Präsenz im Netz zu markieren. Die Herausforderung wird wohl sein, klaren Kurs zu bewahren, die Kernkompetenz - sprich Bibel - nicht zu verwässern.
Zum Thema:
Livenet & Jesus.ch: 15 Jahre Lebenshilfe
Beratungsverzeichnis: Den richtigen Ratgeber für jede Lebenslage finden
Bisher 18'000 Ratsuchende: 20 Jahre Internet- und SMS-Seelsorge
Datum: 02.12.2015
Autor: Florian Wüthrich
Quelle: Livenet