Wenn das Vertrauen auf Gott Hände und Füsse bekommt
Wozu hat Gott mich in die Welt gestellt? Was soll durch mich in dieser Welt von Gott sichtbar werden? Welche Mission hat Gott für mein Leben? Solche Fragen sind es, die Daniel Bachmann an seine Mission, ja, an die Mission jedes Menschen stellt. Und so offen, wie diese Fragen sind, so vielfältig können die Antworten sein.
Er hat sie als Vollblut-Unternehmer gefunden. «Ich habe den deutlichen Ruf vernommen, Unternehmer zu sein, in Abhängigkeit von und in Verantwortung vor Gott», sagt Daniel Bachmann. Das umfasst nach seinem Verständnis mehr, als rein unternehmerische Ziele zu verfolgen. Er wolle sein Christsein im Arbeitsalltag, im gemeinsamen Unterwegssein mit anderen Menschen und ihren Freuden und Leiden leben und so Salz und Licht sein.
Dazu hat Daniel Bachmann mehr als genug Gelegenheit als Geschäftsführer eines Unternehmens, das umfassende Dienstleistungen im Digitalisierungsbereich anbietet. Zudem hat er mehrere Start-ups gegründet, in denen er nach wie vor involviert ist. Unternehmerisch tätig zu sein, sei das, was ihn innerlich bewege und motiviere. «Wenn jemand von einer Geschäftsidee erzählt, dann entfacht das mein inneres Feuer», drückt es Daniel Bachmann aus. «Ich will etwas schaffen, gestalten und beeinflussen, statt bloss zu verwalten, mich selbst und andere weiterbringen, voneinander lernen und gemeinsam Neues entdecken. Das macht mich lebendig.»
Veränderung muss sein
Dabei stellt der zweifache Familienvater fest, dass sich seine Mission im Verlauf der Zeit immer wieder verändert, sich weiterentwickelt, neue Facetten dazukommen. Und man ist versucht, zu sagen: Gott sei Dank ist das so! Denn für Daniel Bachmann verliert eine Sache ihren Reiz, wenn sie zu lange «einfach so läuft». Insofern ist er in der richtigen Branche tätig, die ohnehin schon eine rasante Entwicklung erlebt, die durch die Pandemie noch beschleunigt wird. Mit dem angestammten Angebot von Weblösungen für Organisationen lief es nicht mehr wie gewünscht; der Umsatz sank trotz vermehrter Verkaufsanstrengungen. Das war der Moment für den Chef, zu fragen: «Was möchte Gott, dass ich nun tue?» Es folgte ein umfassender Prozess, in dessen Verlauf seine Firma neue Geschäftsbereiche erschliesst, neue Formen des Zusammenarbeitens und der Führung andenkt und sich im Bereich der digitalen Transformation neu am Positionieren ist. Der Start war vielversprechend: Das Corona-Jahr 2020 hat betriebswirtschaftlich alle Erwartungen übertroffen!
Persönlich hat Daniel Bachmann in seiner Funktion als Geschäftsführer zum Beispiel dahingehend einen Wandel durchgemacht, dass er heute seinen Mitarbeitenden mehr zumutet und zutraut: «Früher habe ich Probleme vor allem selbst gelöst. Inzwischen sehe ich mich mehr als Berater, Begleiter und Förderer, damit die Mitarbeitenden die Herausforderungen selbst lösen können und dabei wachsen.» Er wünscht sich, dass Menschen und Organisationen weiterkommen: «Sie sind nicht einfach dazu da, um meine Mission zu verwirklichen.»
Immer offen für Überraschungen
Wie findet Daniel Bachmann immer wieder den neuen Fokus in seiner Berufung als Unternehmer, die wichtigen Entscheidungen zu treffen? «Grundsätzlich bedingt es Offenheit, um neuen Möglichkeiten und überraschenden Wendungen Raum zu geben.» Darüber hinaus seien es drei Faktoren, die übereinstimmen müssten, damit sie ihm eine Entscheidung erlauben: sein Bauchgefühl, das strategische Denken und andere Menschen, mit denen er unterwegs ist, die ihm durchaus «ins Leben reinreden» dürfen. Sicher nicht hinderlich ist schliesslich, dass er den Wandel primär als Chance sieht, damit etwas Neues entstehen kann. Dennoch verneint er nicht die mit ständigen Veränderungen verbundene Gefahr des Ausbrennens.
Wenn Vertrauen Hände und Füsse bekommt
Denn auch er kennt sie, die Herausforderungen oder «Kreuze» – wie er sagt – nach denen nicht einmal der berufenste Unternehmer verlangt. Zum Beispiel der Schmerz, wenn Mitarbeitende entlassen werden müssen. Oder wenn man nicht weiss, wie man ihnen am Monatsende den Lohn bezahlen kann. «In solchen Situationen bekommt das Vertrauen auf Gott Hände und Füsse. Es ist eine der grössten Perlen meines Glaubens, dass ich in ungewissen Situationen ruhig bleiben kann.» Ein Ausdruck dieses Vertrauens ist es, dass seine Firma auch dann ein Prozent des Umsatzes spendet, wenn der Jahresabschluss negativ ausfällt. «Ich kann mir nicht vorstellen, Unternehmer zu sein, ohne das Geschäft in Gottes Hand zu wissen, ohne die Verantwortung mit Gott zu teilen.»
Dies wird Daniel Bachmann immer dann speziell bewusst, wenn er seinen regelmässigen Gebetsbrief verfasst – für einen Kreis von Menschen, die für sein Geschäft beten. «Als Unternehmer musst du viel im Griff haben. Doch eigentlich hast du ganz wenig im Griff. Es ist entspannend, auch als Unternehmer zu wissen, dass ich nicht alles im Griff haben muss und kann und dass Gottes Möglichkeiten dort beginnen, wo meine eigene Weisheit aufhört.»
Kein Masterplan
Der zum Unternehmertum berufene Daniel Bachmann ist ebenso der Familienvater, der Imker, der ehrenamtlich engagierte Vereinspräsident. «Es ist mir wichtig, meine Fähigkeiten auch ausserhalb des Geschäfts einzusetzen», betont er. So bezeichnet er es genauso als Berufung, als er realisiert hat, dass im politischen oder kirchlichen Kontext genau seine Fähigkeiten gefragt waren.
Wer den 45-Jährigen aus seinem Leben erzählen hört, sieht möglicherweise einen Menschen vor sich, der immer schon wusste, was er will. Umso überraschender kommt da die Geschichte, wie seine Unternehmerkarriere begonnen hat: «Ich bin im wahrsten Sinn des Wortes hineingestolpert und habe zu etwas 'Ja' gesagt, das vermeintlich wie der Weg des geringsten Widerstands aussah und ohne zu wissen, wozu genau ich 'Ja' sage.» Er war 27 und in einer Firma als Webentwickler angestellt, als ihm angeboten wurde, diese Firma zu kaufen. Aus Freude an seiner Arbeit, um keinen neuen Job suchen zu müssen und weil es ihm reizvoll erschien, sagte er zu.
Wenn er zurückblickt, erkennt er darin den Berufungsmoment, als er unverhofft zum Unternehmer wurde. «Es ist das Beste, was mir im Leben passieren konnte – und gleichzeitig das Herausforderndste. Wir haben zwar Pläne, aber Gott führt und legt den roten Faden in meinem Leben.» So sieht er seine langjährige Erfahrung und frühe Verantwortung in der kirchlichen Jugendarbeit als Vorbereitung auf das, was später in der Wirtschaftswelt folgen sollte. Dass er auch nach zwei Jahrzehnten nach wie vor ein klares ‘Ja’ dafür hat, stimmt Daniel Bachmann dankbar: «Ohne Mission würde etwas sehr Wichtiges im Leben fehlen. Ich wünsche mir, dass mehr Menschen ihre Mission finden.»
Dieser Artikel erschien zuerst im «Fokus» der SEA.
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Datum: 18.07.2021
Autor: Daniela Baumann
Quelle: SEA Fokus