Daniel Schöni

Mit 40-Tonnen-Truck und Engeln durch Afrika

Daniel Schöni
Andere fliegen als «Sabbatical» um die Welt. «Ich fahre mit meinem 40-Tonnen-Lkw durch Afrika», sagt Transportunternehmer Daniel Schöni. Er brachte Spital- und Schulmaterial in die Elfenbeinküste.
«Wir sind mit zwei Lastwagen in der Elfenbeinküste, in Abidjan, gewesen»

«Wir sind mit zwei Lastwagen in der Elfenbeinküste, in Abidjan, gewesen», beschreibt Daniel Schöni im Telefongespräch mit Livenet sein Ausnahme-Truck-Abenteuer in Afrika. «Wir haben in Zusammenarbeit mit einer örtlichen Kirche Betten für ein Frauenspital gebracht, für Frauen, die sonst keine medizinische Versorgung hätten. Ausserdem brachten wir Schulpulte, die in einer Jüngerschafts- und Missionsschule verwendet werden.»

Die Fahrt führte via Frankreich, Spanien, Marokko, Westsahara – die zolltechnisch zu Marokko gehört – Mauretanien, Senegal und Guinea in die Elfenbeinküste. «In der Hauptstadt Abidjan haben wir dann bei einer Kirche Material abgeladen, welche Spitäler und Schulen betreibt.»

Mit 40-Tonner über Stock und Stein

8'400-Kilometer-Auszeit

Guinea verfügt zum Teil über keine befestigen Strassen. «Wir sind über Sand und auf Dreck gefahren. Dabei haben wir uns auf 1'400 Kilometern enorm abgemüht.» Deshalb wurde Guinea nun auf dem Rückweg via Mali umfahren.

«Wir haben auf dem Rückweg an der Grenze Senegal/Mauretanien Wassermelonen geladen, die wir am Montag, 3. April, in Frankreich abgeladen haben. Den Grenzfluss, der gleich wie das Land heisst, nämlich Senegal, mussten wir mit einer Fähre überqueren, die Platz für genau zwei Lastwagen hat», erinnert sich Daniel Schöni. Eine Fähre wie eine Nuss-Schale angesichts zwei 40-Tonnen-Trucks.

8'400-Kilometer-Auszeit

«Wir starteten am 20. Februar. ein Freund von mir, Werner Portner, ist mit einem zweiten Lkw mit mir unterwegs. Wir sind nun zum dritten Mal in eine sehr entlegene Region unterwegs gewesen.»

Das Abenteuer geschieht im Rahmen einer Auszeit. «Ich habe 32 Jahre gearbeitet und hatte vor, eine Auszeit zu machen. Aber statt mit einem Flieger um die Welt zu reisen, bin ich mit dem Lastwagen auf eine Weltreise gegangen.»

Gott öffnet Grenzen

Besonders gross war der Respekt vor den Grenzen, «in Afrika sind Zollformalitäten willkürlich. Ich betete jeweils, dass jemand da ist, der uns hilft. Immer stand jemand bereit, den wir ansprechen konnten; meistens andere Lastwagen-Chauffeure, die den Zoll-Übergang gut kannten – mit allen habe ich heute noch Kontakt. So besuchten wir auf dem Rückweg in Agadir in Marokko zwei Chauffeure, die uns halfen. Manche Lastwagen-Lenker sagten uns, dass wir beide einfach hinterherfahren sollen und sie sich um unsere Angelegenheiten kümmern würden.»

Auf dem Weg von Spanien nach Marokko sprach ein Chauffeur italienisch. «Er war ein Marokkaner und ich sprach ihn an. Ich fragte, ob der Zoll auch am Samstag abgewickelt werden kann. Er sagte, dass er es arrangieren kann. Alle Spezialisten sagten uns, dass es nicht geht. Und wir zwei Grünschnäbel, die keine Ahnung vom marokkanischen Zoll hatten, schafften es doch. Das war sehr berührend.»

Ein Heer von Engeln

In der Westsahara war an einer Stelle die Strasse sehr schmal. «Dort kam uns ein Land Rover entgegen. Ich wusste, dass ich mit dem Lastwagen nicht auf die Nebenspur ausweichen durfte, sonst würde der Auflieger wegkippen, die Zugmaschine mitreissen und wir würden die Böschung hinunterfallen.»

Der Land Rover fuhr rechts in den Dreck. «Ich rollte mit 40km/h weiter. Dann 30 Meter vor uns kehrte er zurück auf die schmale Strasse, also bin ich ausgewichen. Der Auflieger rutschte rechts runter und riss meine Zugmaschine mit. Ich gab soviel Gegensteur wie ich konnte und durfte, aber ich sah meinen LKW bereits auf der Seite liegen. Dann gab es einen Knall und ich stand wieder auf der Strasse. An den Aufliegerachsen entstand grosser Sachschaden. Mir ist klar, dass ein Spezialagenten-Team vom Himmel mich zurückgeschoben hatte.»

Neue Reifen in Guinea

Namentlich in Guinea waren Fahrer, Fahrzeuge und auch die Reifen stark gefordert. «Mehrmals mussten wir die Diff-Sperren einschalten und manchmal mehrfach Anlauf holen, um im Gelände ohne Asphalt die Steigungen überwinden zu können. Für den Heimweg brauchten wir vier neue Reifen.»

Schwarzafrika erlebte Daniel Schöni als «eine Welt für sich. Wir flogen nicht mit dem Flieger ins Ressort, da lernt man die Länder anders kennen. Oft hörte ich, dass jemand sagt, dass die nächste Generation dann das Blatt wenden wird. Doch es ist mir schleierhaft, wie die nächste Generation dies schaffen sollte, fehlt es doch an Ausbildung und guten Beispielen. Sie werden das Wie, Was und Wo von der heutigen Generation lernen und die hat es genau so von der vorigen übernommen. Viele junge Erwachsene spielen nachts um 2 oder 3 Uhr noch draussen herum. So kann man anderntags wohl kaum um 7 Uhr eine Arbeit verrichten. Man muss nicht so extrem sein, wie wir Schweizer, aber dennoch... Dazu kommen tendenziell korrupte Behörden, vielerorts musst du einfach etwas zahlen, wenn du weiterkommen willst. Es scheint mir fast unmöglich zu sein, dass Afrika je mit den westlichen Wirtschaftszentren mithalten kann. Wenn man durch die Länder Afrikas fährt, sieht man überall chinesische Firmen, welche sich die Bodenschätze holen. Die Ausländer kommen und holen sich das Wertvolle vom Kontinent. Davon hat das Volk indes nicht viel, ausser einiger schlechtbezahlter Jobs.»

Von Level 5 auf 30 bringen

Nach 10'000 Kilometern Afrika habe er den Glauben verloren, dass sich in nächster Zeit viel ändern wird. «Es ist chaotisch ohne Ende. Was mich am meisten ‘tschuderet het’, ist dass es null Abfallentsorgungskonzepte gibt. Bei fahrenden Autos und LKW's fliegt alles, was nicht mehr gebraucht wird, einfach zum Fenster hinaus. Ich bin durch hunderte wenn nicht tausend Dörfer gefahren. Überall am Strassenrand liegt Müll, die Kinder spielen darauf oder darin. In einigen Dörfern haben die Menschen Verständnis für Ordnung, in diesen Fällen findet sich am Dorfrand eine Deponie, wo der Müll auf eine Halde geworfen wird und von dort nimmt der Wind dann alles Leichte mit. Manche Bäume sind komplett zugemüllt mit Plastiksäcken, die vom Wind dahingetragen wurden. Es ist kein Wunder, dass so viel Plastik im Meer landet.»

Daniel Schöni fragt sich: «Wir wollen bei uns die Emissionen wie CO2 reduzieren und investieren Milliarden. Nur sind wir schon auf einem sehr hohen Level und fahren modernste Autos und LKWs. Ich frage mich, ob das Geld, welches wir für die Emissionsreduktion aufwenden nicht besser in Afrika investiert würde, so dass Afrika auf einer Skala von 1 bis 100 von Level 5 auf Level 50 käme statt wir von Level 80 auf Level 88. Der Effekt für die Welt wäre wohl der wesentlich grössere.»

Am 20. Februar sind die beiden Fahrer gestartet, in dieser Woche sind sie in die Schweiz zurückgekehrt.

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Datum: 08.04.2023
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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