Die Scheidung meiner Eltern prägte meine Jugend. Ich entschied mich damals, bei meinem Vater zu wohnen, obwohl ich meine Mutter sehr liebte. Mit 16 Jahren begann ich auch eine Lehre als Industriebäcker. Während dieser Lehre musste ich einige Kurse in vier verschiedenen Bäckereien absolvieren. Ich genoss das Herumkommen und das Leben in anderen Familien. Später wollte ich in der Wirtschaft Karriere machen. Eine Stelle bei der Jowa-Bäckerei in Ecublens bei Lausanne und eine eigene Wohnung sollten erste Schritte dazu sein. In meiner Freizeit habe ich viel gelesen. Ich suchte nach dem Sinn des Lebens in Büchern von Hesse und Nietzsche. Ich dachte über einen Satz von Nietzsche nach: "Man kann den Atheismus nur verwerfen, wenn man ihn eingehend geprüft hat." Als man mich dann in eine christliche Jugendgruppe einlud, sagte ich mir: "Man kann auch das Christentum nur verwerfen, wenn man es geprüft hat." Ich wollte das Christentum intensiv testen. Die Jugendgruppe schien mir der geeignete Ort dazu zu sein. Ich stellte bald fest, dass es hier um mehr ging als nur um Fun. Denn neben Namen wie Erika, Gabi, Barbara, Lisi und Immanuel prägte sich vor allem der Name Jesus tief in mein Herz ein. Bald verliebte ich mich in Erika, die heute meine Frau ist. Sie glaubte damals schon ein Jahr an Jesus und missionierte mich mit viel Eifer. Oft lud sie mich zur Predigt oder zur Bibelstunde ein. In solchen Stunden wirkte der Heilige Geist in mir. Mein Herz wurde offen für Gott. Ich merkte, dass ich umkehren musste. Mein Leben brauchte dringend eine Veränderung. So tat ich zuerst in meiner Wohnung Busse und später noch mit einem Seelsorger. Im Gebet wandte ich mich zu Jesus, und er gab mir ein neues Leben. Viel Zeit verbrachte ich mit Markus und Rosmarie Sieber und ihren Kindern. Dadurch bekam ich neuen Mut, eine echte Freundschaft aufzubauen. Das Ziel war für mich eine gemeinsame Nachfolge von Jesus. Das war erstaunlich, denn nach der Trennung meiner Eltern sah ich keinen Sinn mehr in einer festen Freundschaft oder gar einer Heirat. Als überzeugter Christ rückte ich nun in die Rekrutenschule ein. Begeistert erzählte ich meine Erlebnisse mit Jesus auch in meiner Familie. Doch vieles hörte sich in ihren Ohren komisch an. Nach der Rekrutenschule als Bäckersoldat war eine Mitarbeit in der Jugendgruppe für mich logisch. Durch das Bibelstudium wurden mir immer mehr Sünden bewusst. Sünden, die ich in Ordnung bringen musste. Ich bekannte meine Schuld vor Gott und entschuldigte mich bei den Leuten. Und Jesus fing an, mich von alten Lasten zu befreien, etwa von schneller Wut, Habgier und Egoismus. Im Frühling 1986 rückte ich zur Unteroffiziersschule ein. Während des Dienstes aspirierte ich zum Offizier. Das war für mich eine grosse Belastung. Ich sah mich vor die Entscheidung gestellt: "Du wirst Offizier und machst damit Karriere im Beruf oder du lässt alles sausen und folgst Jesus ganz nach." Die Spannung zerriss mich. Ich sah keinen andern Ausweg mehr als zu desertieren. Ich floh drei Tage nach Frankreich. Auf der Flucht schrie ich zu Jesus. Ich gab ihm mein Leben ganz. Dieses Erlebnis in der Einöde von Frankreich ist ein Schlüssel für mein Leben. Jesus erinnerte mich immer wieder an diesen Tag, wenn ich zwischen Karriere und Dienst im Reich Gottes entscheiden musste. So auch im Frühjahr 2001, als ich zwischen einem Studium auf St. Chrischona und einer leitenden Stellung in der Jowa-Bäckerei entscheiden musste. Heute studiere ich Theologie. Mein Ziel ist es, Jesus mit allem, was ich habe, zu dienen!Auf dem Prüfstand
Die grosse Liebe
Von alten Lasten befreit
In die Einöde
Datum: 30.09.2002
Quelle: Chrischona Magazin