Ex-Hooligan und Neonazi

«Jesus war meine Therapie»

Punk, Knast mit 17 Jahren, später Hooligan und Neonazi: Das Leben von Oliver Schalk verlief lange auf der schiefen Bahn. Gewalt und Drogen gehörten zu seinem Alltag, Ausländer zu seinem Feindbild. Erst die Begegnung mit Christen veränderte sein Leben. Heute ist er Kinderpastor in Berlin und erzählt Menschen von seiner radikalen Lebenswende.
Erst Hooligan, nun Kinderpastor: Oliver Schalk erzählt von seiner Lebenswende.

Die Arme sind stark, und stark tätowiert dazu. Sie zeugen von der düsteren Vergangenheit von Oliver Schalk. Davon erzählte der 47jährige kürzlich bei einem Treffen von «Christen im Beruf» (CIB). Sein Leben bewegte sich zwischen Drogen- und Gewaltexzessen und stand schliesslich kurz vor dem Zusammenbruch. Erst die Begegnung mit Christen heilte ein Leben, das in der DDR keinen guten Anfang nahm.

Im Sog des Bösen

Als Schalk zehn Jahre alt war, verliess der Vater die Familie. «Wenn ein Vater fehlt, dann ist nichts mehr so, wie es war.» Schalk fing an, mehr oder weniger bewusst nach einem Halt im Leben und nach Anerkennung zu suchen. Zunächst gelang es ihm im Mittelpunkt zu stehen, indem er den Klassenclown spielte. Später fand der Versuch eine Fortsetzung mit anderen Mitteln: Um «cool» zu sein, probierte Schalk es mit Rauchen, Alkohol und Drogen.

Bis heute, so Schalk, sei ihm schleierhaft, warum er damals nicht nach etwas Gutem streben konnte – etwa nach einer eigenen Familie. Stattdessen zog es ihn zu den «Bösen»: Beim Fussball suchte er die Nähe von Hooligans, die in der «dritten Halbzeit» Schlägereien anfingen. In deren Hierarchie wollte er nach ganz oben kommen: «In meinem Mikrokosmos dachte ich, ich bin der Grösste. Aber eigentlich war ich der Kleinste», sagt Schalk rückblickend.

Ungewöhnliche Begegnung mit Christen

Jahrelang lebte er so, Gewalt und Drogen waren seine ständigen Begleiter. Bis er 2001 auf einem Treffen der Motorradbande «Hell's Angels» auf Menschen traf, die so gar nicht zu dem rauen Schlag der Rocker passen wollten. Sie waren freundlich zu einander und fürsorglich: «Die hatten keine Masken auf.» Er erfuhr, dass es sich um Christen handelte. Sie hätten alle einen ähnlichen Weg wie Schalk hinter sich und eine Gemeinsamkeit: Jesus habe ihr Leben geändert.

Die christlichen Rocker beteten zwar für ihn und gaben ihm eine Bibel, aber Schalk machte mit seinem Leben erst mal weiter, und weiter ging es auch abwärts mit ihm. «Ich war so abhängig, mir konnte keiner mehr helfen, kein Psychiater, keine Polizei.» Erst anderthalb Jahre später, während einer Kur in Bad Gandersheim, entdeckte er die geschenkte Bibel wieder und las darin von Jesus und dass Gott sich finden lassen möchte. Schalk bat genau darum.

Gottesdienst in Berlin

Gott selbst ist ihm dann zwar nicht begegnet, aber sein Gebet wurde dennoch erhört. Eher zufällig kam er auf das Gelände einer Bibelschule, wo er ein christliches Flugblatt fand. Er dachte: «Das hat Gott für mich gedruckt. Das betrifft mein Leben.» Auf Schalk wurde Jörg Kohlhepp, damaliger Bibelschüler, aufmerksam. Die beiden kamen ins Gespräch. Schliesslich bat Schalk Gott darum, seine Schuld zu vergeben und sein Leben zu ändern.

Die Begegnung hatte auch für Kohlhepp Folgen. Er spürte, dass er mit Schalk nach Berlin gehen sollte, um den Menschen dort von Gott zu erzählen. Inzwischen haben die beiden «Zukunft für dich» gegründet, ein Gemeindewerk, das unter anderem mit Punks arbeitet. Oliver Schalk, ehemaliger Hooligan, ist dort als Kinderpastor tätig.

Datum: 07.05.2012
Quelle: Pro

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