Theologe und Gastrounternehmer

«Ist das Leben nicht schön?»

Ranjeet Guptara, 33, ist 
Unternehmer und Theologe. 
Niemand Geringerer als 
Jesus riet ihm, ein indisches Restaurant zu gründen.
Ranjeet Guptara

Die Wende kam im Zug. Immer wieder hörte ich die Stimme Jesu. Sie sagte: «Start an indian restaurant!» Das mag vielleicht seltsam klingen, aber es war wirklich so. Und vielleicht liegt es ja an den ruhigen Schweizer Zügen, dass man Jesu Stimme besser hören kann (lacht).

Wurzeln in Indien, Oxford, Zürich

Jedenfalls habe ich nach vielen Vorabklärungen 2007 das Restaurant «King’s Kurry» in Zürich gegründet. Unterdessen haben wir sieben Filialen in Zürich und eine in Basel. Als Christ ist mir dabei die soziale Unternehmensführung sehr wichtig, ich gebe zum Beispiel Menschen, denen es vielleicht nicht so gut geht, eine Chance, hier zu arbeiten. Auch wenn der Lohn nicht grossartig ist. Wir machen auch rund 50 Caterings pro Jahr, was ich besonders liebe.

Meine Familie stammt aus Indien, mütterlicherseits aus einer hinduistischen Priesterfamilie, vä
terlicherseits aus der Banker- und Händlerkaste. Der heilige Thomas hat die Familie der Mutter besucht, wie in der Familienchronik vermerkt ist. Mein Grossvater studierte viel später in Oxford Englisch. Über die Shakespeare-Lektüre begann er die King James-Bible zu lesen – und konvertierte um 1947 schliesslich 
zur anglikanischen Kirche. Er liess sich in Indien taufen – damals ein grosser Skandal, der die Familie in erhebliche Schwierigkeiten brachte.

Ich wuchs die ersten Lebens-jahre in Oxford auf, kam dann mit 16 Jahren nach Zürich, studierte wieder in Oxford, und zwar anglikanische Theologie. Ich schloss das Studium mit einem Master ab und könnte heute – nach einem Vikariat – auch reformierter Pfarrer in der Schweiz werden. Ich predige zudem ab und zu in der International Protestant Church in Zürich.

Zwingli-Fan

Mit dem Theologiestudium wollte ich herausfinden, warum mein Grossvater alles für den neuen Glauben aufgegeben hatte, aber ich hatte auch ein generelles Interesse für die christliche Religion. Ich bin ein Fan der reformierten Kirche, ich habe Zwingli studiert und bewundere ihn. Er hat eine Stadt und eine Gesellschaft verändert. Er wollte keinen Altar, sondern einen Tisch, und er wäre bestimmt begeistert, dass es im Shoppingcenter Sihlcity heute eine Kirche gibt.

Von 2002 bis 2006 habe ich übri
gens bei einer Schweizer Grossbank gearbeitet, weil ich mir nicht sagen lassen wollte, ich sei weltfremd. Ich wollte wie Paulus auf den Marktplatz sein, wir sind das Salz und Licht für die Welt, nicht für die Kirche. Heute bin ich Unternehmer und mache momentan auch noch einen weiteren Abschluss. Und im Sommer werde ich heiraten. Ist das Leben nicht schön?

Datum: 01.07.2012
Autor: Matthias Böhni
Quelle: Reformierte Presse

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