Darlene Zschech

«Sei der Lobpreisleiter deines Lebens»

25 Jahre lang leitete sie Lobpreis bei Hillsong Australien. Ihre Lieder wie «Shout to the Lord» oder «Mighty to save» werden in Gottesdiensten auf der ganzen Welt gesungen. Darlene Zschech über Lobpreis, Leitung und ihre neue Gemeinde.
Darlene Zschech

Du hast deutsche Wurzeln, freust Du Dich, gerade durch Europa zu touren?
Darlene Zschech: Es ist fantastisch hier zu sein. Beide Seiten meiner Familie kommen aus Deutschland, mein Mädchenname war Steinhardt. Aber schon meine Grosseltern sind in Australien geboren, wir sind also schon seit ein paar Generationen dort. Die Familie meines Mannes kommt übrigens aus Ostdeutschland.

Warum warst Du nie mit auf Tour, wenn «Hillsong United» in Europa war?
Hillsong United - das sind junge Leute, gegen sie bin ich eine Grossmutter. Ausserdem verbringen wir unser Leben nicht nur auf Tour. Wir haben ja auch noch ein Gemeindeleben und eine Familie. Ich habe inzwischen Enkelkinder und noch dazu eine zehnjährige Tochter. Und jeder von uns hat Jobs. Auf Tour zu sein ist aber eine unglaubliche Ehre. Unsere Familien und Gemeinden stellen uns frei und beten für uns. Wir nehmen das nicht auf die leichte Schulter. Unsere Familien bringen ein Opfer dafür. Aber es ist gut und ein Segen hier zu sein.

Wie passt Lobpreis und Anbetung in ein Konzert?
Ich würde unsere Veranstaltungen eigentlich nicht als «Konzert» bezeichnen, sondern als «Lobpreisabend». Der Begriff «Konzert» würde bedeuten, dass wir als Band anbeten und das Publikum uns dabei zuschaut. Und das ist überhaupt nicht Sinn und Zweck der Sache. Wir möchten die Menschen in die Gegenwart Gottes führen. Wenn das passiert, dann ist an diesem Ort alles möglich.

Lobpreis ist wichtig für uns Menschen. Wir wurden geschaffen um Jesus anzubeten. Die Menschen, die Jesus nicht kennen, versuchen das durch alles Mögliche zu ersetzen. In unseren Lobpreisabenden tun wir das, wozu wir geboren wurden: In Gemeinschaft mit Gott zu sein und seinen Namen über alles zu erheben.

Was ist das Wichtigste, das Du über die Jahre gelernt hast?
Lobpreis ist heilig. Wer im Alten Testament einen heiligen Ort betreten hat, musste die Schuhe ausziehen, den Kopf neigen, eine innere und äussere Haltung der vollkommenen Ehrfurcht einnehmen. Im Neuen Testament und jetzt, 2000 Jahre später könnten wir vergessen haben, dass Lobpreis immer noch heilig ist. Es geht um Jesus.

Der Zeitgeist kann sich in viele Bereiche einschleichen, besonders wenn es um Musik geht. Aber Lobpreis hat nichts mit dieser Welt zu tun. Das Königreich Gottes hat eine total andere Kultur, es geht um ganz andere Dinge. Je älter ich werde, desto besser verstehe ich das. Ist es nicht wunderschön, dass wir hier auf der Erde überhaupt schon Teil dieser himmlischen Lobpreiserfahrung sein dürfen? Es ist ein Vorgeschmack auf den Himmel. Das darf man auf keinen Fall abhängig machen von Plattenverträgen und verkauften Alben, das hat einfach nichts zu tun mit Anbetung. Es geht um Jesus.

Hat die Tatsache, dass Du eine Frau bist, deine Laufbahn beeinflusst?
Keine Ahnung. Es war zumindest nie ein Hindernis. Ich denke aber, es hat anderen Frauen geholfen und ihnen Sicherheit gegeben. Wahrscheinlich hat es auch Pastoren geholfen, zu erkennen, dass Frauen in der Lage sind, Lobpreis zu leiten. Das ist eine gute Sache.

Wie bist du denn Lobpreisleiterin geworden?
Wir waren gerade dabei eine Lobpreis-CD aufzunehmen, als unser Lobpreisleiter von einem Tag auf den nächsten aus der Gemeinde austrat. Mein Pastor kam zu mir und sagte: «Dann musst Du eben leiten.» Ich sollte das alles also eigentlich gar nicht machen und ich wollte auch nicht, ich stehe lieber im Hintergrund. Aber ich hatte kaum eine Wahl. Es gab diese Lücke, die jemand füllen musste und das war dann ich.

Welchen Tipp hast Du für angehende Lobpreisleiter?
Es geht nicht darum, dass Du «der Lobpreisleiter» bist. Ganz ehrlich, ich kann diesen Begriff nicht leiden. Wenn man Lobpreis leitet, ist man einfach ein Diener, so wie jeder andere auch. Man nimmt in diesem Moment einfach eine Leitungsrolle wahr. Ich rate jungen Leuten, die im Lobpreis aktiv sein wollen: Konzentriere dich auf Jesus, nicht auf dich und deine Karriere. Es geht nämlich nur um Jesus und darum, ihn anzubeten. Man muss zuerst ein Lobpreisleiter seines eigenen Lebens sein, im Privaten und im Geheimen. Denn wenn man anfängt «der Lobpreisleiter» sein zu wollen, verfehlt man sein Ziel.

Nach 25 Jahren bei Hillsong bist du jetzt Pastorin der kleinen «Unlimited Hopechurch». Warum?
Oh Mann, von der Grösse her ist unsere neue Gemeinde nur so gross, wie Hillsongs Fingernagel. Aber die Idee zu wechseln, kann nur von Gott gekommen sein. Wir hatten nie geplant, Hillsong zu verlassen, oder Hauptpastoren einer Gemeinde zu sein. In unserer gesamten Ehe haben wir nie über so etwas gesprochen.

Aber wir haben in letzter Zeit Unruhe und ein bisschen Frustration empfunden und manchmal benutzt Gott so etwas, um Veränderung zu bewirken. Und so fingen wir zusammen mit unserem Pastor an zu beten, ob Gott etwas Neues mit uns tun möchte. Wir haben unser Haus zum Verkauf angeboten, obwohl wir noch nicht wussten, wo unser Weg hinführen würde.

Wir haben Gott gefragt, was wir tun sollten. Und wir sind im Frieden gegangen. Und jetzt erleben wir die beste Zeit unseres Lebens. Es ist total gut. Die Gemeinde ist klein und wächst jede Woche. Es ist spannende Pionierarbeit. Die Gemeinde liegt nur eine Stunde von Hillsong entfernt, in einer ärmeren Gegend in der landesweit die höchste Rate von Teenager-Schwangerschaften ist. Es sind auch viele Obdachlose hier man spürt Zerbrochenheit. Aber ich weiss, es ist genau der Ort an dem wir jetzt sein sollen.

Trotzdem leitest du nach wie vor Lobpreisveranstaltungen für Hillsong...
Ich war über die Hälfte meines Lebens ein Teil von Hillsong. Man verlässt nicht einfach seine Gemeinde und redet danach mit niemandem mehr. Das wäre Unsinn. Hillsong ist ein Teil von uns und wir werden wohl immer ein Teil von Hillsong bleiben.

Wir gehören ja in eine Familie. Wir haben so lange zusammen Musik gemacht und miteinander gelebt, das kann man nicht einfach abschliessen und das wollen wir auch nicht. Wir sind eben durch mehr verbunden als nur durch Musik.

Datum: 18.01.2012
Autor: Miriam Hinrichs
Quelle: Crosschannel.de

Werbung
Livenet Service
Werbung