Messianischer Jude

«Papa, wo war Gott während des Holocausts?»

Mit dieser Frage wächst Meno Kalisher auf. Der jüdische Junge gehört zu einer Familie, die sich zu den wenigen messianischen Juden Israels zählt. Doch das wirft Fragen in dem Jungen auf: Hat diese Minderheit wirklich recht?
Memo Kalisher mit seiner Ehefrau Anat.
Meno Kalisher

In seiner Kindheit trifft Meno Kalisher eine Entscheidung. In seiner Jerusalemer Nachbarschaft leben fast nur orthodoxe Juden. «Für sie ist jeder, der an Jesus glaubt, ein Christ, ein Katholik, eben das, war auch die Nazis waren… Und zu den Feinden Israels gezählt zu werden, ist äusserst unangenehm. Also versteckte ich es – ich schämte mich dafür.» Niemand, noch nicht einmal Menos beste Freunde in der Schule dürfen wissen, dass seine Familie an Jesus als jüdischen Messias glaubt.

Keine Zweifel trotz Holocaust

Jeden Sabbath, bevor die Familie in den Gottesdienst geht, bereitet sein Vater Zvi Kalisher das Frühstück vor. Um ihn sammeln sich die vier Kinder und warten darauf, dass der Holocaustüberlebende Zvi Geschichten von der Judenverfolgung erzählt. «Es mag komisch klingen, aber wir sassen einfach da und saugten jedes Wort auf. Und wir stellten ihm Fragen wie: Wie kannst du an Gott glauben? Wo war Gott während des Holocausts? Aber Vater zeigte nie den leisesten Zweifel an Gott. Es war klar für ihn, dass Gott existiert. Er sah es einfach anders. Wenn man 5. Mose, Kapitel 27 und 28 liest und es mit dem Holocaust vergleicht, wird klar, dass die Bibel vorhersagte, dass so etwas geschehen würde, weil die Menschen Israels ihren Gott verlassen hatten.»

Nicht die Mehrheit bestimmt die Wahrheit

Doch damals ist Meno das alles noch nicht so klar. Er stellt sich vor allem die Frage: Wieso gibt es nur so wenige messianische Juden? Liegen etwa alle orthodoxen Rabbis falsch? Hat normalerweise nicht die Mehrheit Recht? Glauben seine Eltern vielleicht doch eine Lüge? Mit 17 Jahren beschliesst Meno, mehr über den Glauben an Jesus herauszufinden. Vier Monate lang vertieft er sich ins Alte Testament, insbesondere in die Prophezeiungen des Messias. Und schliesslich erkennt er: «In den Prophezeiungen gaben die Propheten uns Tipps, Hinweise, Daten und Information über die Identität, den Fingerabdruck des jüdischen Messias. […] Wenn man sie miteinander verbindet, entdeckt man die Identität dieser Person – und es ist Jesus!»

Diese Entdeckung schenkt ihm tiefen Frieden. Und er entscheidet sich ganz persönlich, wie schon seine Eltern, ebenfalls Jesus nachzufolgen. Und was ist mit der Frage nach der Wahrheit, der Frage, ob die Mehrheit nicht doch Recht hat? Meno erkennt: Nicht die Mehrheit bestimmt, was Wahrheit ist – Gott selbst definiert Wahrheit! Und diese Wahrheit findet sich in der Bibel.

Glaube in der Praxis

Mit dieser Erkenntnis verschwindet auch die Scham und Meno beginnt, öffentlich zu seinem Glauben zu stehen – auch wenn das bedeutet, dass ihn manche als Feind Israels sehen. Doch «diejenigen, die gegen Jesus sind, zeigen, dass sie Mose nicht verstehen, die Torah nicht verstehen, dass sie geistlich blind sind. Bin ich also wirklich der Feind der Leute?»

Auch bei seiner Arbeit in der Firma Intel bleibt sein Glaube kein Geheimnis. «Ehrlich gesagt nutzte ich jede Chance zu sagen, was genau ich glaubte. Und das half mir sehr.» Denn nun gucken seine Kollegen genauer auf sein Leben – und Menos Glaube muss in der Beziehung zu seiner Frau, zu seinen Kindern, ja selbst in seiner Meinung zur Armee oder den Steuergeldern deutlich werden. Und nicht zuletzt auch als Jude in Israel in seiner politischen Meinung. Denn an Jesus zu glauben bedeutet für ihn, «für die Errettung meiner Feinde zu beten, Böses und Sünde zu hassen, aber nicht die Menschen zu hassen. Die Art, wie Gott die Dinge sieht, zu übernehmen. Das ist nicht immer einfach für mich – aber ich habe jemanden, an den ich mich wenden kann, wenn er schwer wird: Vater, unser Vater, hilf mir! Und Gott antwortet!»

«Das sieht man nicht auf CNN»

Heute ist Meno Pastor einer kleinen messianischen Gemeinde in Jerusalem. Hier treffen sich die unterschiedlichsten Menschen, die aber alle etwas gemeinsam haben: Sie lieben Jesus. Und man kann in ihnen Veränderung erkennen. «In unserer Gemeinde siehst du Araber und Juden, die Gott gemeinsam loben. Du siehst Nichtjuden und Juden, die Gott gemeinsam loben. Das sieht man nicht auf CNN, aber in einer messianischen Gemeinde.»

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Datum: 28.04.2017
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / Jewishtestimonies.com

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