Münze aus Zeit der Apostel entdeckt
Eine seltene, in Jerusalem geprägte Münze aus der Zeit der Apostel ist in Israel zu Tage gefördert worden und sie schlägt eine greifbare Brücke zur Zeit des Ersten Jüdisch–Römischen Krieges sowie zur Zerstörung des Tempels im Jahr 70 nach Christus.
Die Bronzemünze stammt aus den Jahren 69 oder 70 nach Christus und trägt die Inschrift «Zur Erlösung Zions» in althebräischen Buchstaben – sie ist Ausdruck der verzweifelten Hoffnung der Jerusalemer Juden im letzten Jahr vor der Tempelzerstörung durch das römische Heer, wie die Israelische Altertumsbehörde (IAA) mitteilt.
Jesus hatte es vorausgesagt
Gefunden wurde sie nahe der südwestlichen Ecke des Tempelbergs. Sie gehört zu einer seltenen Serie, die im vierten Jahr des Ersten Jüdisch–Römischen Krieges geprägt wurde – auch bekannt als der «Grosse Aufstand gegen Rom».
Zur selben Zeit breitete sich das Christentum rasant im Römischen Reich aus. Der Apostel Paulus hatte seine Missionsreisen bereits beendet und war vermutlich nur wenige Jahre zuvor als Märtyrer gestorben, während andere Apostel – etwa Johannes – noch lebten und aktiv wirkten.
Lange vor dem Jahr 70 hatte Jesus den Untergang Jerusalems und die Zerstörung des Tempels vorhergesagt.
Gruss aus der Vergangenheit
Mit dem Erstarken des Christentums schlossen sich viele Juden in Jerusalem dem «Grossen Aufstand» an, in der Hoffnung, die römische Herrschaft abzuschütteln und die nationale Unabhängigkeit wiederzuerlangen. Entdeckt wurde die Münze von IAA-Mitarbeiter Yaniv David Levy.
«Schon auf den ersten Blick vermuteten wir, dass es sich um ein seltenes Stück handeln könnte», berichtet Archäologin Esther Rakow-Mellet. «Wir warteten gespannt mehrere Tage auf das Ergebnis der Reinigung – und tatsächlich entpuppte sich die Münze als Gruss der jüdischen Rebellen aus dem vierten Jahr des ‘Grossen Aufstandes’.»
«Zur Erlösung Zions»
Die Bronzemünze ist gut erhalten: Auf der Vorderseite zeigt sie einen Kelch mit der Inschrift «Zur Erlösung Zions». Die Rückseite schmückt ein Motiv aus dem Laubhüttenfest, – nämlich ein Palmzweig und zwei Zitrusfrüchte – sowie die Inschrift «Jahr Vier», was sie eindeutig auf 69 oder 70 nach Christus datiert, das letzte Jahr vor dem Fall Jerusalems.
Auffällig ist der Wandel in der Botschaft: Früher geprägte Münzen trugen den Schriftzug «Freiheit», diese jedoch spricht von «Erlösung». Grabungsleiter Yuval Baruch bilanziert: «Es scheint, dass sich im vierten Jahr des Aufstands die Stimmung der nun in Jerusalem belagerten Rebellen wandelte – von Euphorie und der Erwartung baldiger Freiheit hin zu einer gedrückten Stimmung und der Sehnsucht nach Erlösung.»
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