Freiheit gefunden – und zum Helfer geworden
«Manchmal habe ich während dem kompletten Wochenende nichts gegessen.» Zwar sei er zu Beratern gegangen, doch das habe kaum geholfen. Das habe sich erst geändert, als der Familien-Arzt geraten hatte, im «Amber-Project» Hilfe zu suchen.
«Als ich dort ankam, war ich sehr nervös. Meistens schloss ich mich in meinem Schlafzimmer ein, ich wusste nicht, wie man mit anderen spricht.» Der Leiter, Caryl Stock, erklärte Harry schliesslich das Workshop-Angebot.
Ausgebrochen
Lustigerweise entdeckte er in einem Theater-Workshop, wie gern er diese Kunst ausübt – heute ist er selbst Teil des Kreativ-Teams des «Amber Projects» und hilft dadurch anderen. «Das ist grossartig, um Vertrauen aufzubauen und für den Alltag zu lernen.» Er selbst sei bald glücklicher und zuversichtlich geworden. Er sei besser auf den Alltag vorbereitet.
Seit drei Jahren engagiert sich Harry nun für dieses Projekt, mittlerweile hat er sich auch einer anderen Theater-Gesellschaft angeschlossen. Sein Ziel ist, auf dem «Royal Welsh College of Music and Drama» ein Studium zu absolvieren.
Nicht verurteilt
Im christlichen Werk, wo er nun selbst mitarbeitet, habe er viele Freunde gefunden. «Es ist einfacher, hier Freunde zu finden. Jeder ist willkommen. Und es ist gut zu wissen, dass man nicht alleine ist. Man kann hier sich selbst sein, ohne Angst, verurteilt zu werden.»
Als er damals selbst angekommen war, habe er nicht einmal «Buh!» zu einer Gans sagen können. «Heute kann ich nicht mehr schweigen.»
«Ich wünschte, ich könnte die Zeit zurückdrehen und zu mir selbst reden, als ich 15 war. Das kann ich nicht mehr, doch ich kann anderen jungen Menschen helfen, welche die gleichen Emotionen wie ich erleben. Sie hören mir zu, weil ich durch die gleichen Dinge hindurch ging wie sie.» Und er könne ihnen aufrichtig sagen, dass eine Besserung möglich ist.
Freiheit gefunden
In den letzten zehn Jahren sei die Zahl junger Menschen, die sich selbst verletzen und dann ins Spital eingeliefert werden müssen, um 68 Prozent gestiegen. Zudem begeben sich viele nicht in ärztliche Obhut. In Wales ist Selbstmord die häufigste Todesursache unter jungen Menschen.
Durch das «Amber»-Theater-Projekt lernen die jungen Leute, ihre Gefühle auszudrücken, sei dies Selbstverletzung, Gruppendruck oder Mobbing.
Das «Amber Project» ist Teil der Arbeit der «Church Army» mit Sitz in Cardiff (Wales).
Zur Webseite:
Schweiz: Sonnenhalde Klinik SGM - Neues Vertrauen gewinnen
Das Amber-Projekt
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Datum: 06.07.2016
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet / Inspire Magazine