Eingesperrt in einem Gefängnis in China: Kannst Du singen?

Gefängnis in China.

Die jüngste Repressionswelle der chinesischen Behörden gegen die Hauskirchen begann im Januar 2004, nachdem die DVD "Das Kreuz, Jesus in China" in Umlauf kam.

Zwischen Hundert und Tausend Hauskirchenleiter sind derzeit in Gefängnissen, sie erhalten Haftstrafen bis zu drei Jahren, berichtet das Missionswerk "Offene Grenzen".

Beispielsweise hat die chinesische Polizei hat am 11. Juni 2004 in der zentralchinesischen Stadt Wuhan 100 Hausgemeindeleiter festgenommen. Sie waren zu einem Gebetsanlass zusammen gekommen, welcher von der China Gospel Fellowship (CGF) organisiert worden war. Die CGF ist eines der grössten Hausgemeinde-Netzwerke Chinas.

Verlust an Gesundheit - aber ein geistlicher Gewinn

„Zhong“ aus Zentralchina berichtet von seinem ersten Gefängnisaufenthalt, der 33 Tage dauerte: "Bei einer Razzia anlässlich einer Ausbildung unserer Hausgemeindevereinigung wurden vom nationalen Sicherheitsbüro alle Hauskirchenleiter verhaftet.

Im Gefängnis wurden unsere Köpfe kahlgeschoren, tagelang wurden wir verhört. Man sagte uns, die anderen Häftlinge würden nur darauf warten, uns eine Abreibung zu verpassen, sobald wir in die Zellen kamen. Bisher wurde noch jeder Neuankömmling geschlagen.

Vor Angst zitternd trat ich dann in meine Zelle. Es war ein unheilsverkündender Anblick: 16 Zelleninsassen standen in einer Zweierreihe da und klopften mit ihren Fäusten, in Erwartung sie bald einsetzen zu können. Mein Herz klopfte wie wild und ich schickte Stossgebete zum Himmel. Plötzlich fragte mich der Anführer der Bande: 'Warum bist du hier?' 'Weil ich Christ bin', antwortete ich zaghaft und erwartete die ersten Schläge. 'Du verprügelst keine Leute?', bellte er. 'Nein', versicherte ich. 'Kannst du singen?', war die nächste Frage. 'Ja', antwortete ich, und fragte mich, wohin das noch führen sollte. Darauf befahl der Anführer, ich solle ein Lied singen. Mir fiel ein Lied ein mit dem Titel "Ich will ein Samenkorn sein“. Der Text lautet so: Wer hat weder Bruder noch Schwester? Wer hat keine Frau und kein Kind? Wer möchte nicht bei seiner Familie sein? Wer nicht im Kreis seiner Angehörigen? Wenn aber der Herr mich ruft, sein Kreuz zu tragen, würde ich sie nicht beachten, und gingen sie an meinem Haus vorbei.

Mir rannen die Tränen herunter als ich dieses Lied sang. Der Heilige Geist kam in unsere Mitte, und nach dem Lied war die Hälfte der Häftlinge in Tränen aufgelöst. Ihr Anführer trat vor und klopfte mir auf die Schulter. Dann bat er mich, ihnen aus der Bibel vorzulesen.

Jeden Tag wollten meine Zellengenossen das Evangelium hören. Als wir eines Tages wieder sangen, kam ein Wärter und fragte, was hier vorgehe und wer das anzettelte. Ich stand auf und wurde bestraft, musste meine Kleider ausziehen und mich an die Wand stellen. Da stand der Anfüher auf und verlangte, ebenfalls bestraft zu werden. Auch viele andere standen, wie auf ein Stichwort hin, auf, um die gleiche Strafe zu erhalten.

Der Wärter tobte vor Wut und stürmte hinaus. Ein weiterer Zellengenosse wurde Christ an jenem Tag. Dann wurde ich entlassen, weil meine Frau die 1500 Yuan (150 Euro) Kaution aufbringen konnte. Der Gefängnisaufenthalt hat zwar meiner Gesundheit geschadet, aber der geistliche Gewinn war viel mehr wert, und ich bin Gott unendlich dankbar dafür."

Quellen: Offene Grenzen/Freitagsfax

Datum: 05.07.2004

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