«Dummerweise» hat Julius Cäsar bei der Einteilung des Jahres aus lauter Überfluss noch 363 weitere Tage in den Kalender notiert. Und während diesen sind wir - unter Beachtung des Eingangs erwähnten Slogans - irgendjemand, aber garantiert nicht uns selbst! In zahlreichen, endlosen Diskussionen wird der geneigte Fragensteller mit der billigen Floskel (um das Wort Plattheit zu vermeiden), dass einem die Gesellschaft so macht, abgespiessen. Billig, da wir die Gesellschaft sind. Oder wer macht dann die Gesellschaft? Die da oben, in Bern oder in Brüssel? Aber «die da oben» scheinen noch mehr Probleme zu haben, als «wir da unten». Zu viele Menschen tragen heute eine Maske, ausser vielleicht während der Fasnacht. Vielleicht tragen wir dort aber auch bloss eine andere und sind immer noch nicht die und der, der respektive die wir eigentlich sein wollen. Fällt dieses Kartenhaus zusammen, bleibt im besten Fall nichts als Schall und Rauch. Masken tragen tötet. Weihnachten war die besinnliche Zeit, um das Leben neu zu überdenken. Die Fasnachtszeit kann dies, abgesehen von der Besinnlichkeit, ebenfalls werden. Eine Zeit, in der ein echter Blick hinter die eigene, unsichtbare Maske geworfen wird. Denn wenn wir um uns selbst zu sein wirklich eine Maske tragen müssen, haben wir es in der Tat «elendiglich» weit gebracht. Gott sieht den Menschen anders. Verschiedene Passagen in der Bibel beweisen: Gott freut sich über den Menschen, so wie er ist. Auch ohne 363 Tage-Maske. Die höchste Autorität des Universums nimmt uns an, wie wir sind. Und trotzdem hat der Mensch im Jahr 2001 mehr Probleme mit der Selbstannahme als je zuvor. Ausbrechen lohnt sich, denn Gott leidet mit, wo wir hinter unserer Maske leiden und er freut sich dort, wo wir uns hinter unserer Maske freuen. Warum ziehen wir sie dann nicht gleich aus und sind 365 Tage im Jahr uns selbst?
Datum: 28.05.2002