20 Jesus sah seine Jünger an und sagte: «Glücklich1 seid ihr Armen, denn ihr werdet Gottes Reich besitzen. 21 Glücklich seid ihr, die ihr jetzt hungern müsst, denn Gott wird euren Hunger stillen. Glücklich seid ihr, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet bald vor Freude jubeln! 22 Glücklich seid ihr, wenn euch die Menschen hassen; wenn sie von euch nichts wissen wollen und euch verachten; wenn sie euch beschimpfen und Schlechtes über euch erzählen, nur weil ihr zu mir gehört2. 23 Dann freut euch! Ja, ihr könnt jubeln, denn im Himmel werdet ihr dafür belohnt werden. So wie es euch ergeht, ist es auch schon den Propheten ergangen. 24 Doch wehe euch, ihr Reichen! Ihr habt euer Glück schon auf Erden genossen. 25 Wehe euch, ihr Satten! Ihr werdet Hunger leiden. Wehe euch, die ihr jetzt sorglos lacht! Ihr werdet weinen und jammern. 26 Wehe euch, die ihr jetzt von allen umschmeichelt werdet, denn die falschen Propheten waren schon immer beliebt.» Übersetzung: Hoffnung für Alle 6,20 Jesus erwählte zwölf "Jünger" und sandte sie zu den Armen, Hungernden und Verfolgten. Kann man die Welt auf diese Weise evangelisieren? Ja, und zwar auf keine andere Art! Der Erlöser begann mit vier Seligpreisungen und vier Weherufen. "Glückselig ihr Armen." Glückselig sind nicht die Armen, sondern ihr Armen. Armut an sich ist kein Segen, viel öfter ist sie ein Fluch. Hier sprach Jesus von der selbstauferlegten Armut um seinetwillen. Er sprach nicht von Menschen, die arm sind, weil sie faul sind, weil eine Tragödie in ihrem Leben stattgefunden hat oder aus Gründen, die sich ihrer Kontrolle entziehen. Sondern er bezog sich auf diejenigen, die absichtlich arm sein wollten, um anderen Menschen ihren Erlöser bringen zu können. Und wenn man darüber nachdenkt, ist dies der einzig vernünftige Ansatz. Man stelle sich vor, die Jünger wären reich gewesen. Die Menschen hätten sich unter der Fahne Jesu versammelt, um reich zu werden. Doch so konnten die Jünger ihnen weder Silber noch Gold bieten. Wenn die Menschen also kommen würden, dann wegen des geistlichen Segens. Auch hätten die Jünger den Segen nicht gehabt, der darin liegt, ständig vom Herrn abhängig zu sein und seine Treue täglich zu spüren. Das Reich Gottes gehört denen, die damit zufrieden sind, dass ihre jeweiligen Bedürfnisse gedeckt sind, so dass alles, was sie darüber hinaus bekommen, in das Werk des Herrn fliessen kann. 6,21 "Glückselig, die ihr jetzt hungert." Wieder geht es nicht um die Menschenmassen der Erde, die unterernährt sind oder verhungern. Es geht um Jünger Christi, die mit Absicht ein Leben der Selbstverleugnung führen, um menschliche Nöte befriedigen zu können, und zwar auf geistlichem und leiblichem Gebiet. Es geht um Menschen, die bereit sind, einfach und billig zu leben, um andere nicht durch ihre Völlerei des Evangeliums zu berauben. Solche Selbstverleugnung wird an einem zukünftigen Tag belohnt werden. "Glückselig, die ihr jetzt weint." Leid an sich ist kein Segen, das Weinen ungeretteter Menschen hat keine besondere Verheissung. Hier spricht Jesus von Tränen, die um seinetwillen vergossen werden, von Tränen über die verlorene Menschheit, die zerstrittene, machtlose Gemeinde Christi, von Leid, das durch den Dienst für Christus verursacht wird. Die mit Tränen säen, werden mit Jubel ernten. 6,22 "Glückselig seid ihr, wenn die Menschen euch hassen, . . . absondern, . . . schmähen und euren Namen als böse verwerfen werden." Diese Seligpreisung gilt nicht für diejenigen, die wegen ihrer eigenen Sünde oder aus Dummheit leiden. Sie gilt für diejenigen, die verachtet, ausgeschlossen, verleumdet und beschimpft werden, weil sie Christus treu sind. Der Schlüssel zum Verständnis dieser vier Seligpreisungen liegt in dem Satz: "um des Sohnes des Menschen willen". Die aufgezählten Dinge an sich wären ein Fluch, werden jedoch zum Segen, wenn sie freiwillig für Jesus erduldet werden. Doch das Motiv muss Liebe zu Christus sein, sonst werden die heroischsten Opfer wertlos. 6,23 Verfolgung um Christi willen ist Grund zu grosser Freude. Erstens wird sie grossen "Lohn" im Himmel einbringen. Zweitens verbindet sie den Leidenden mit den treuen Zeugen Jesu der vergangenen Zeiten. Die vier Seligpreisungen beschreiben den Idealbürger des Reiches Gottes - denjenigen, der opferbereit, fest, nüchtern und ausdauernd ist. 6,24 "Aber" auf der anderen Seite haben wir die vier Weherufe über diejenigen, die in der neuen Gesellschaft Christi am wenigsten geschätzt werden. Tragischerweise sind es genau die, die in unserer heutigen Welt etwas gelten! "Wehe euch Reichen!" Mit dem Aufhäufen von Reichtümern sind ernsthafte sittliche Probleme in einer Welt verbunden, in der täglich viele Tausend Menschen an Hunger sterben und in der so viele Menschen die Gute Nachricht von der Errettung durch Glauben an Jesus Christus nicht hören können. Diese Worte des Herrn Jesus sollten sorgfältig von allen Christen bedacht werden, die versucht sind, sich Schätze auf der Erde zu sammeln, die für schlechte Tage Geld horten und zusammenkratzen. Wer das tut, lebt für die verkehrte Welt. Übrigens ist dieses Wehe nur eine Konsequenz aus Jesu Wort "Glückselig ihr Armen" in Vers 20, wo er nicht die Armen im Geiste meint. Andernfalls müsste Vers 24 bedeuten: "Wehe euch, ihr Reichen im Geiste." Eine solche Bedeutung kommt jedoch nicht in Frage. Diejenigen, die Reichtümer besitzen und sie nicht für das ewige Wohlergehen der Menschen einsetzen, haben den einzigen Lohn schon erhalten, den sie je bekommen werden - die selbstsüchtige Erfüllung ihrer Begierden. 6,25 "Wehe euch, die ihr voll seid." Das sind die Gläubigen, die in teuren Restaurants essen gehen, die von feinsten Delikatessen leben, die nicht sparen, wenn es um ihren Speisezettel geht. Ihr Motto lautet: "Für die Kinder Gottes ist nichts zu gut." Der Herr sagt, dass sie in Zukunft "hungern" werden, dass heisst, wenn den treuen, aufopferungsbereiten Jüngern ihr Lohn ausgeteilt wird. "Wehe euch, die ihr jetzt lacht." Dieses Wehe richtet sich gegen die, die ständig ihren Vergnügungen, der Unterhaltung und dem Wohlleben nachstreben. Sie handeln, als ob das Leben zum Spass und zur Ausgelassenheit da wäre, und werden nicht vom verzweifelten Zustand der Menschheit ohne Christus berührt. Wer "jetzt lacht", wird "trauern und weinen", wenn er auf verpasste Gelegenheiten, selbstsüchtige Bequemlichkeit und seine eigene geistliche Verarmung zurückblicken wird. 6,26 "Wehe, wenn alle15) Menschen wohl von euch reden." Warum? Weil es ein sicheres Anzeichen dafür ist, dass wir nicht das rechte Leben führen noch die Botschaft treu verkündigen. Es liegt in der Natur des Evangeliums begründet, dass es die Gottlosen ärgert. Wer ihren Beifall erntet, gehört in die Gemeinschaft der "falschen Propheten" des AT, die den Menschen Ohrenkitzel boten, indem sie ihnen nach dem Mund redeten. Sie waren mehr am Ansehen bei Menschen als an der Anerkennung Gottes interessiert.Wer darf sich glücklich nennen?
Kommentar
Datum: 20.12.2007
Quelle: Kommentar zum Neuen Testament - William McDonald