18 Eines Tages war Jesus allein und betete. Nur seine Jünger waren bei ihm. Da fragte er sie: «Für wen halten mich eigentlich die Leute?» 19 «Für Johannes den Täufer», erwiderten die Jünger. «Andere halten dich für den Propheten Elia, oder sie meinen, einer der alten Propheten sei wieder erschienen.» 20 «Und was meint ihr?» Voller Überzeugung bekannte Petrus: «Du bist Christus, der von Gott gesandte Retter!» 21 Jesus befahl seinen Jüngern nachdrücklich, mit niemandem darüber zu reden, 22 und er sagte: «Der Menschensohn muss viel leiden. Die Führer des Volkes, die Hohenpriester und Schriftgelehrten werden ihn ablehnen und töten. Aber drei Tage später wird Gott ihn wieder auferwecken.» Übersetzung: Hoffnung für Alle 9,18 Sofort nach der Speisung der Fünftausend finden wir das grosse Bekenntnis des Petrus, das er in Caesarea Philippi ablegte. Hatte das Wunder mit den Broten und Fischen den Jüngern die Augen geöffnet, so dass sie die Herrlichkeit des Herrn Jesus als Gottes Gesalbten erkannten? Dieses Ereignis in Caesarea Philippi wird allgemein als die Wasserscheide des Lehrdienstes Jesu seinen Jüngern gegenüber angesehen. Bis zu diesem Punkt hatte er ihnen geduldig gezeigt, wer er ist, und was er in ihnen und durch sie tun konnte. Nun hatte er dieses Ziel erreicht, und von nun an bewegte er sich entschlossen auf das Kreuz zu. Jesus betete "für sich allein". Es wird nicht berichtet, dass der Herr Jesus jemals gemeinsam mit seinen Jüngern gebetet habe. Er betete für sie, er betete in ihrer Gegenwart, und er lehrte sie beten, doch sein eigenes Gebetsleben fand ohne sie statt. Nach einer seiner Gebetszeiten fragte er seine Jünger, was "die Volksmengen" sagten, wer er sei. 9,19.20 Sie berichteten von verschiedenen Meinungen: Einige sagten: "Johannes der Täufer", andere sagten, er sei "Elia", und wieder andere sagten, er sei ein auferstandener "Prophet" des AT. Doch als Jesus seine Jünger fragte, bezeugte Petrus ihn mutig als den "Christus" (oder Messias) Gottes. James Stewart kommentiert dieses Ereignis in Caesarea Philippi so exzellent, dass wir ihn hier in voller Länge zitieren wollen: Er begann mit der unpersönlichen Frage: "Was sagen die Volksmengen, wer ich bin?" Das war jedenfalls keine Frage, die schwer zu beantworten gewesen wäre. Denn überall sprachen die Menschen über Jesus. Meinungen wurden zu Dutzenden verbreitet. Alle Arten von Gerüchten und Ansichten schwirrten herum. Jesus war in aller Munde. Und die Menschen redeten nicht nur über ihn, sie redeten sehr vorteilhaft von ihm. Einige waren der Meinung, dass er der wie-derauf-erstandene Johannes der Täufer sei. Andere sagten, er erinnere sie an Elia. Andere sprachen von Jeremia oder anderen Propheten. Mit anderen Worten, man war sich zwar nicht genau einig, wer Jesus war, doch man war sich einig, dass er jemand sehr wichtiges war. Er hatte seinen Platz unter den Helden seines Volkes gefunden. Es ist wichtig zu sehen, wie sich hier die Geschichte wiederholt. Wieder einmal ist Jesus in jeder Munde. Er wird heute weit über den Kreis der christlichen Kirchen hinaus diskutiert. Man hat eine Menge verschiedener Urteile über ihn auf Lager. Papini sieht Jesus als den Poeten. Bruce Barton sieht in ihm den Mann der Tat. Middleton Murry sieht den Mystiker. Männer, die alles andere als evangelikal sind, sind bereit, Jesus als das Vorbild für jeden Heiligen und als Führer von sämtlichen moralischen Führer aller Zeiten herauszustellen. Wie die Männer seiner Tage, die Jesus für Johannes, Elia oder Jeremia hielten, so sind sich die Menschen heute einig, dass unter den Heiligen und Helden aller Zeiten Jesus an der ersten Stelle steht. Doch Jesus gab sich mit dieser Sorte Anerkennung nicht zufrieden. Die Menschen sagten, dass er Johannes, Elia oder Jeremia sei. Doch das bedeutete, dass er einer unter vielen wäre. Es bedeutete, dass es ähnliche wie ihn gäbe, dass er zwar in der ersten Reihe stünde, doch wäre er nur primus inter pares, der erste unter gleichen. Doch ganz sicher ist das nicht das, was der Christus des Neuen Testamentes für sich beansprucht. Die Menschen können Jesu Anspruch zustimmen oder ihn ablehnen, doch die Tatsache, dass er diesen Anspruch gestellt hat, kann nicht im geringsten bezweifelt werden. Christus behauptete, jemand und etwas zu sein, das oder den es noch nie gegeben hatte, einzigartig, ohne Parallele (z. B. in Matth 10,37; 11,27; 24,35; Joh 10,30; 14,6).27) 9,21.22 Nach dem historischen Bekenntnis des Petrus gab der Herr den Jüngern den Auftrag, "dies niemand zu sagen", da nichts seinen Weg zum Kreuz behindern durfte. Dann offenbarte ihnen der Erlöser seine nächste Zukunft. Jesus musste "vieles leiden", musste von den religiösen Führern Israels "verworfen werden, . . . getötet und am dritten Tag auferweckt werden". Das war eine erstaunliche Ankündigung. Wir sollten nicht vergessen, dass diese Worte von dem einzigen sündlosen, gerechten Menschen gesprochen wurden, der je auf dieser Erde lebte. Sie wurden vom wahren Messias Israels geäussert. Sie waren Worte des fleischgewordenen Gottes. Sie sagen uns, dass das Leben der Erfüllung, das vollkommene Leben, das Leben des Gehorsams gegenüber dem Willen Gottes Leiden, Ablehnung und Tod in der einen oder anderen Form beinhaltet, und eine Auferstehung zu einem Leben, das keinen Tod mehr kennt. Es ist ein Leben, das für andere ausgegossen wird. Das war natürlich das genaue Gegenteil der normalen Ansicht über den Messias. Die Menschen sehnten sich nach einem säbelrasselnden, den Feind bekämpfenden Volksführer. Diese Aussage Jesu muss für die Jünger ein Schock gewesen sein. Doch wenn Jesus, wie sie bekannt hatten, wirklich der Christus Gottes war, dann hatten sie keinen Grund, desillusioniert oder enttäuscht zu sein. Wenn er der Gesalbte Gottes war, dann konnte er sein Ziel nie verfehlen. Ganz gleich, was ihm oder ihnen geschehen würde, sie waren immer auf der Seite des Gewinners. Sieg und Überwindung waren unausweichlich.Petrus bekennt: «Du bist der von Gott gesandte Retter!»
Kommentar
Datum: 09.01.2008
Quelle: Kommentar zum Neuen Testament - William McDonald