23 Danach wandte sich Jesus an alle: «Wer mir folgen will, darf nicht mehr an sich selber denken; er muss sein Kreuz willig auf sich nehmen und mir nachfolgen. 24 Wer sein Leben um jeden Preis erhalten will, der wird es verlieren. Wer aber sein Leben für mich einsetzt, der wird es für immer gewinnen. 25 Denn was hat ein Mensch davon, wenn er die ganze Welt gewinnt, aber dabei das ewige Leben verliert? 26 Das steht fest: Wer sich schämt, sich zu mir und meinen Worten zu bekennen, für den wird auch der Menschensohn nicht eintreten, wenn er in seiner Macht und in der Herrlichkeit des Vaters und der heiligen Engel wiederkommen wird. 27 Glaubt mir: Einige von denen, die hier stehen, werden leben und die Herrschaft Gottes mit eigenen Augen sehen.» Übersetzung: Hoffnung für Alle 9,23 Nachdem er seine eigene Zukunft umrissen hatte, lud der Herr seine Jünger ein, ihm zu "folgen". Das würde bedeuten, sich selbst zu verleugnen und "sein Kreuz" auf sich zu nehmen. Sich "verleugnen" bedeutet, freiwillig auf jedes sogenannte Recht auf Planung oder Entscheidung zu verzichten, und Jesu Herrschaft in jedem Bereich des Lebens anzuerkennen. "Sein Kreuz aufnehmen" heisst, freiwillig das Leben zu führen, das auch er führte. Dazu gehört: .- Die Verachtung der Welt. .- Das Verlassen von Familie, Haus, Land und den Bequemlichkeiten des Lebens. .- Vollständige Abhängigkeit von Gott. .- Gehorsam gegenüber der Führung des Heiligen Geistes. .- Verkündigung einer unbeliebten Botschaft. .- Ein Weg der Einsamkeit. .- Organisierte Angriffe von etablierten religiösen Autoritäten. .- Leiden um der Gerechtigkeit willen. .- Böse Nachrede und Schmach. .- Das Leben für andere hingeben. .- Gegenüber dem Ich und der Welt abgestorben sein. Doch dazu gehört auch, das Leben zu erhalten, das echtes Leben ist! Es bedeutet, den letzten Grund unserer Existenz zu erfahren. Und es bedeutet ewige Belohnung. Wir zucken instinktiv vor einem Leben zurück, in welchem wir unser Kreuz auf uns nehmen. Unser Verstand zögert zu glauben, dass dies der Wille Gottes für uns sein könnte. Doch die Worte Christi: "Wenn jemand mir nachkommen will" bedeuten, dass niemand ausgenommen oder entschuldigt ist. 9,24 Unser natürlicher Impuls geht dahin, unser Leben durch eine selbstsüchtige, selbstzufriedene, routinemässige und belanglose Existenz zu füllen. Wir mögen unseren Vorlieben und Begierden durch Schwelgen in Komfort, Luxus und Bequemlichkeit frönen, indem wir nur für die Gegenwart leben, indem wir der Welt unsere besten Talente für einige Jahre in eingebildeter Sicherheit hingeben. Doch es bleibt eine Tatsache, dass wir so unser Leben "verlieren" werden, das heisst, dass wir das wahre Ziel unseres Lebens nicht erreichen und die daraus resultierende Freude nicht erleben. Auf der anderen Seite können wir unser Leben um des Erlösers willen "verlieren". Die Menschen werden denken, dass wir verrückt seien, wenn wir unsere selbstsüchtigen Pläne über Bord werfen, wenn wir das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit suchen, wenn wir uns ihm ohne Vorbehalte hingeben. Doch nur dieses Leben der Hingabe ist echtes Leben. Es bietet eine Freude, eine heilige Sorglosigkeit und eine tiefe innere Befriedigung, die jede Beschreibung übertreffen. 9,25 Als der Retter mit den Zwölfen redete, erkannte er, dass das Streben nach materiellem Besitz ein mächtiges Hindernis gegen eine völlige Hingabe sein kann. Deshalb sagte er praktisch: "Stellt euch vor, ihr könntet alles Gold und Silber der ganzen Welt aufhäufen, könntet allen Landbesitz und alle Güter besitzen, alle Aktien und Wertpapiere - alles, was auch nur den geringsten materiellen Wert hat - und stellt euch dann vor, dass ihr in dem verzweifelten Versuch, alle diese Reichtümer anzusammeln am wahren Sinn eures Lebens vorübergeht, was würde es euch nützen? Ihr könntet alle diese Güter nur kurz besitzen. Es wäre ein verrückter Handel, wenn ihr das eine kurze Leben für einige Spielzeuge aus Staub hergeben würdet." 9,26 Ein anderes Hindernis, sich Christus völlig hinzugeben, ist die Angst vor Verachtung. Es ist völlig irrational, wenn ein Geschöpf sich seines Schöpfers schämt, oder ein Sünder seines Erlösers. Und doch, wer von uns hat sich dessen noch nicht schuldig gemacht? Der Herr erkannte die Möglichkeit des Schämens und warnte uns davor. Wenn wir der Verachtung ausweichen, indem wir ein Namenschristentum leben, indem wir mit der Masse laufen, dann "wird der Sohn des Menschen sich" unserer schämen "wenn er kommen wird in seiner Herrlichkeit und der des Vaters und der heiligen Engel". Er betont die dreifache Herrlichkeit seiner Wiederkunft, als ob er sagen wollte, dass jede Verachtung oder jeder Spott, den wir heute für ihn ertragen, unbedeutend sein wird, wenn er in seiner Herrlichkeit erscheinen wird und wenn wir ihn mit der Schande vergleichen, die die tragen werden, die ihn nun verleugnen. 9,27 Diese Erwähnung seiner Herrlichkeit ist die Verbindung zum nun Folgenden. Jesus sagt voraus, dass "einige" der Jünger, die dort standen, "das Reich Gottes sehen" würden, ehe sie sterben. Diese Worte fanden ihre Erfüllung in den Versen 28-36, dem Ereignis der Verklärung. Die erwähnten Jünger waren Petrus, Jakobus und Johannes. Auf dem Berg der Verklärung sahen sie eine Vorschau auf die Zeit, zu der der Herr Jesus sein Reich auf Erden errichten wird. Petrus schrieb darüber in seinem zweiten Brief: Denn wir haben euch die Macht und Ankunft unseres Herrn Jesus Christus kundgetan, nicht indem wir ausgeklügelten Fabeln folgten, sondern weil wir Augenzeugen seiner herrlichen Grösse gewesen sind. Denn er empfing von Gott, dem Vater, Ehre und Herrlichkeit, als von der erhabenen Herrlichkeit eine solche Stimme an ihn erging: Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen gefunden habe. Und diese Stimme hörten wir vom Himmel her ergehen, als wir mit ihm auf dem heiligen Berg waren. (2. Petr 1,16-18) Man beachte die Folgerichtigkeit der Lehre unseres Herrn in diesem Abschnitt. Soeben hat er angekündigt, dass er selbst abgelehnt werde und leiden und sterben müsse. Er hat seine Jünger aufgerufen, ihm in ein Leben der Selbstverleugnung, des Leidens und des Opfers zu folgen. Nun sagt er praktisch: "Aber denkt daran: Wenn ihr mit mir leidet, werdet ihr auch mit mir herrschen. Nach dem Kreuz kommt die Herrlichkeit. Die Belohnung steht in keinem Verhältnis zu den Kosten."Bedingungen für die Nachfolge
Kommentar
.- Der Widerstand derer, die man liebt.
Datum: 10.01.2008
Quelle: Kommentar zum Neuen Testament - William McDonald