1 Eines Tages, als Jesus gebetet hatte, baten ihn seine Jünger: «Herr, sage uns doch, wie wir richtig beten sollen. Auch Johannes hat dies seine Jünger gelehrt.» 2 Jesus antwortete ihnen: «So sollt ihr beten: Unser Vater im Himmel! Dein heiliger Name soll geehrt werden. Richte bald deine Herrschaft bei uns auf. 3 Gib uns auch heute wieder, was wir zum Leben brauchen. 4 Vergib uns unsere Schuld, wie wir all denen vergeben, die uns Unrecht getan haben. Bewahre uns davor, dass wir dir untreu werden.» Übersetzung: Hoffnung für Alle Zwischen den Kapiteln 10 und 11 liegt eine Zeitspanne, die in Johannes 9,1-10,21 ausführlicher beschrieben ist. 11,1 Hier haben wir wieder eine der häufigen Erwähnungen des Gebetslebens unseres Herrn bei Lukas. Es gehört zum Plan des Lukas, uns Christus als Menschensohn zu zeigen, der immer in Abhängigkeit vom Vater lebt. Die Jünger merkten, dass das Gebet eine echte und notwendige Kraft im Leben Jesu bildete. Als sie ihn beten hörten, wollten sie auch beten lernen. Und deshalb "sprach, als er aufhörte, einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten". Er sagte nicht: "Lehre uns wie wir beten sollen", sondern: "Lehre uns beten." Doch beinhaltet diese Bitte sowohl die Frage nach dem Beten an sich als auch nach der Methode. 11,2 Das Modellgebet, das der Herr Jesus den Jüngern hier gibt, unterscheidet sich etwas vom sogenannten "Gebet des Herrn" im Matthäusevangelium. Diese Unterschiede haben einen Zweck und eine Bedeutung. Kein einziger Unterschied ist bedeutungslos. Als allererstes lehrte der Herr die Jünger, Gott als "Unser Vater" (LU 1912) anzusprechen. Diese enge familiäre Beziehung war den Gläubigen des AT unbekannt. Es bedeutet einfach, dass die Gläubigen nun zu Gott als ihrem liebenden himmlischen Vater reden sollen. Als nächstes lernen wir, dass Gottes Name "geheiligt" werden soll. Das drückt die Sehnsucht des Gläubigen aus, dass Gott verehrt, erhöht und angebetet werden soll. In der Bitte "dein Reich komme" haben wir ein Gebet, dass der Tag bald komme möge, an dem Gott die Mächte des Bösen besiegen und in der Person Christi über die "Erde" herrschen wird und an dem sein "Wille . . . wie im Himmel ...auch auf Erden" geschehen wird (LU 1912). 11,3 Nachdem der Bittende so zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit gesucht hat, wird er nun gelehrt, seine eigenen Bedürfnisse und Nöte vor Gott zu bringen. Ein immer wiederkehrendes Bedürfnis wird hier vorgebracht: die Speise, sowohl leibliche Speise als auch geistliche. Wir sollen in täglicher Abhängigkeit von Gott leben und ihn als Geber aller guten Gaben anerkennen. 11,4 Als Nächstes kommt das Gebet um die Vergebung der "Sünden", das auf der Tatsache basiert, dass wir auch anderen vergeben. Offensichtlich bezieht sich das nicht auf die Vergebung, die mit der ewigen Strafe für unsere Sünden in Verbindung steht. Diese Vergebung basiert auf dem vollbrachten Werk Christi auf Golgatha und wird allein durch den Glauben empfangen. Nachdem wir aber gerettet sind, behandelt uns Gott als Kinder. Wenn der Vater merkt, dass wir einen harten und nicht vergebungsbereiten Geist in unseren Herzen hegen, dann straft er uns, bis wir gebrochen und in die Gemeinschaft mit ihm zurückgeführt sind. Diese Vergebung hat etwas mit der Gemeinschaft mit Gott dem Vater zu tun, nicht mit unserer Stellung zu ihm. Die Bitte "und führe uns nicht in Versuchung" stellt für einige Ausleger eine Schwierigkeit dar. Wir wissen, dass Gott niemanden zur Sünde verführt. Doch er erlaubt, dass wir im Leben Proben und Versuchungen bestehen, und sie sind zu unserem Nutzen da. Hier scheint der Gedanke zu sein, dass wir uns ständig unseres Bestrebens bewusst sein müssen, vom Pfad abzukommen und in Sünde zu fallen. Wir sollten den Herrn bitten, uns davor zu bewahren, in Sünde zu fallen, auch wenn wir selbst dem Hang zur Sünde gerne nachgeben würden. Wir sollten Bitten, dass die Gelegenheit und die Bereitschaft zur Sünde nie zur gleichen Zeit gegeben sind. Das Gebet drückt ein gesundes Misstrauen gegen unsere Fähigkeit aus, der Versuchung zu widerstehen. Das Gebet endet mit der Bitte um Befreiung "von dem Übel" (LU 1912).37)«So sollt ihr beten!»
Kommentar
Datum: 22.01.2008
Quelle: Kommentar zum Neuen Testament - William McDonald