1. Korinther

Das einzigartige Kapitel zum Thema Liebe, 1. Korinther 13. Wer wird die verfahrene Situation schlichten? Wenn Leute manchmal keine Lösungen und Antworten mehr finden, kann ein Vermittler sehr hilfreich sein. Es gibt im NT eine Gemeinde, die war berühmt, oder sollte man eher sagen berüchtigt, für ihre Konflikte – die Gemeinde in Korinth. Glückerweise kam der Apostel Paulus als Vermittler zur Hilfe. Der erste Korintherbrief ist einer von mehreren Briefen, die Paulus an diese problembeladene und ringende Gemeinde schrieb. Autor und Abfassungszeit Verfasst vom Apostel Paulus ca. 55 n. Chr. Wie aus den ersten Versen hervorgeht, wurde dieser Brief von Paulus geschrieben. Paulus’ Verfasserschaft kann nicht ernsthaft in Frage gestellt werden. Sie wurde in der Kirche seit dem ersten Jahrhundert, der Abfassungszeit dieses Briefes, allgemein akzeptiert. Innere Indizien zeigen, dass Paulus sich als Autor des Briefes nennt (1,1.13; 3,4-6; 4,15; 16,21). Ein äusseres Indiz für die Echtheit des Briefes findet sich im Brief des Klemens an die Korinther, der im Jahr 95 n. Chr. geschrieben wurde und den 1. Korintherbrief als authentisch erwähnt. Andere bedeutende Personen der Urkirche, die den Apostel Paulus als Autor ausweisen, sind Ignatius (ca. 110 n. Chr.), Polykarp (ca. 135 n. Chr.) und Tertullian (ca. 200 n. Chr.). Schlüsselpersonen im ersten Korintherbrief Paulus

– Autor des ersten Briefes an die Gemeinde in Korinth (1,1 – 16,24)

Timotheus – Missionar und Mitarbeiter, den Paulus nach Korinth sandte um die Gemeinde zu unterstützen (4,17; 16,10-11)

Leute aus dem nahen Umfeld der Chloe – informierten Paulus über Parteiungen innerhalb der Gemeinde in Korinth (1,11)

Hintergrund und Umfeld

Korinth lag im Süden Griechenlands in der römischen Provinz Achaja, ca. 70 km westlich von Athen. Dieser südliche Teil Griechenlands, der Peloponnes, ist durch eine sieben Kilometer breite Landenge mit dem übrigen Griechenland verbunden. An diesen Isthmus grenzt im Osten der Saronische Golf und im Westen der Golf von Korinth. Etwa in der Mitte dieser Landenge befindet sich die Stadt Korinth auf einem hervorstehenden Hochplateau. Viele Jahrhunderte lang musste der gesamte Nord-Süd-Reiseverkehr dieses Gebietes entweder durch Korinth oder dicht daran vorbei. Die etwa 400 km lange Seereise um die Peloponnes-Halbinsel herum war gefährlich und zeitaufwendig. Deshalb beförderten die meisten Kapitäne ihre Schiffe auf Rollen oder Gleithölzern über die Landenge direkt an Korinth vorbei. Verständlicherweise florierte Korinth, denn es war eine bedeutende Handelsstadt.

Die Isthmischen Spiele, die mit den Olympischen Spielen zu den zwei berühmtesten Sportereignissen jener Zeit gehörten, fanden in Korinth statt, was zu weiterem Reiseverkehr führte. Durch die Massstäbe und Werte der heidnischen Kultur Korinths kam die Stadt moralisch dermassen herab, dass ihr Name schon sprichwörtlich für Ausschweifung und moralische Verkommenheit stand. Die Wortschöpfung »korinthisieren« bedeutete schwere Unmoral und Saufexzesse. In 6,9.10 listet Paulus einige der typischen Sünden auf, für die die Stadt bekannt war und von denen zuvor viele Gläubige der dortigen Gemeinde geprägt waren. Leider wurden unter den Gemeindegliedern immer noch schlimme Sünden praktiziert. Eines dieser Vergehen, Inzest, wurde sogar von den Heiden verurteilt (5,1).

Wie die meisten antiken griechischen Städte hatte auch Korinth eine Akropolis (wörtl. »eine Hochstadt«) in 600 m Höhe über der Stadt, die sowohl zur Verteidigung als auch zur Götterverehrung diente. Das auffälligste Gebäude auf der Akropolis war ein Tempel, der der griechischen Liebesgöttin Aphrodite geweiht war. Etwa 1.000 Priesterinnen, »fromme« Prostituierte, lebten und arbeiteten dort und kamen abends in die Stadt hinab, wo sie ihre Dienste einheimischen und fremden Männern anboten.

Die Gemeinde in Korinth war bei Paulus’ zweiter Missionsreise entstanden (Apg 18,1ff.). Mit seiner Verkündigung hatte er wie gewohnt in der Synagoge begonnen, unterstützt von den zwei jüdischen Gläubigen Priscilla und Aquila. Mit ihnen hatte Paulus eine Zeit lang zusammengelebt, da sie denselben Beruf wie er hatten. Kurz darauf schlossen sich Silas und Timotheus ihnen an, woraufhin Paulus seine Verkündigung in der Synagoge noch forcierte. Als die meisten Juden Widerstand gegen das Evangelium leisteten, verliess er die Synagoge und wandte sich den Heiden zu.

Das schwerwiegendste Problem der Gemeinde von Korinth war Weltlichkeit, d.h. der Widerwille, sich von der umgebenden Kultur zu trennen. Die meisten Gläubigen konnten sich nicht von ihrer alten, eigennützigen, unmoralischen und heidnischen Lebensweise lossagen. Paulus musste ihnen diesen korrigierenden Brief schreiben und zugleich die geistlich gesunden Christen auffordern, den ungehorsamen und unbussfertigen Gliedern nicht nur die Gemeinschaft zu versagen, sondern sie ganz aus der Gemeinde auszuschliessen (5,9-13).

Bereits vor diesem inspirierten Brief hatte Paulus der korinthischen Gemeinde einen anderen Brief geschrieben (s. 5,9), der ebenfalls korrigierend war. Weil man niemals eine Abschrift dieses Briefes gefunden hat, wird er als »der verlorene Brief« bezeichnet. Nach dem 1. Korintherbrief gab es noch einen weiteren nicht kanonischen Brief, der gewöhnlich »Tränenbrief« genannt wird (2. Kor 2,4).

Schlüssellehren im ersten Korintherbrief

Sexuelle Sünde – Ungehorsam gegenüber Gottes Geboten hinsichtlich Ehe und Familie (6,13.18; 7,1-40; 2Sam 11,1-4; Spr 2,16-19; Mt 5,32; 19,9; Mk 7,21; Apg 15,20; Röm 13,13; Gal 5,19; Eph 5,5; Kol 3,5; Hebr 12,16; Jud 1,4.7)

Wahrer Gottesdienst – Gott verdient es, dass wir ihn von ganzem Herzen anbeten und preisen. Echter, wahrer Gottesdienst umfasst Anerkennung des heiligen Charakters Gottes (3,17); dass man das Mahl des Herrn in Reinheit feiert (11,17-34); geistliche Identifikation mit der Gemeinde (12,12-27; Mt 2,1.2.11; 28,16.17; Joh 4,20-24; 9,30-38; Röm 1,25; Hebr 1,6; Offb 4,10.11)

Geistesgaben – Gott befähigt zum Dienst, indem der Heilige Geist jedem Gläubigen in einem bestimmten Mass Gaben verleiht (12,1 – 14,40; Jes 35,4-6; Joel 3,1.2; Mt 7,22.23; 12,28; 24,24; Apg 2,1-4; 8,17-20; 10,44-46; 19,6; 1Th 5,20; 2Th 2,9; 1Tim 4,14; 2Tim 1,6; Offb 13,13.14)

Auferstehung Jesu – ein zentraler Punkt der Hoffnung des Christen; wäre Jesus nicht auferstanden, wäre all unser Glauben sinnlos und nichtig (15,4.12-28; Ps 2,7; 16,10; Jes 26,19; Mt 20,19; Mk 9,9; 14,28; Lk 24,45-46; Joh 2,19-22; 10,18; Apg 1,3; 2,24; 3,15; 13,33-35; Röm 1,4; 4,25; 6,4; 8,11.34; Eph 1,20; Phil 3,10; Kol 2,12; 2Tim 2,8; 1Pt 1,3.21; 3,18; Offb 1,18)

Gottes Wesen im ersten Korintherbrief

Gott ist treu – 1,9; 10,13

Gott ist herrlich – 11,7

Gott ist heilig – 6,9.10

Gott ist mächtig – 1,18.24; 2,5; 3,6-8; 6,14

Gott ist eins – 8,4.6

Gott ist weise – 1,24; 2,7

Gott ist zornig – 10,22

Christus im ersten Korintherbrief

Der Brief des Paulus an die Korinther half ihnen, in der Erkenntnis Christi zu wachsen und zugleich korrigierte er einige Irrlehren, die sich in der Gemeinde verbreitet hatten. Paulus legt besonderes Gewicht auf die Tatsache der Auferstehung Christi, da einige Leute begannen, die Auferstehung der Toten zu leugnen (15,12-28). Heiligung in Christus wird als andauernder Prozess dargestellt. Die Heiligen streben danach, um im Alltag fromm und gottesfürchtig zu leben (1,2.30).

Schlüsselworte im ersten Korintherbrief

Auferstehung: Griechisch anastasis – 15,12.13.21.42 – wortwörtlich »Auferstehung aus den Toten«. Diesen Wortlaut finden wir in der ersten Hälfte von Kap. 15,12 und auch in anderen Versen (Apg 17,31; 1Pt 1,3). Meistens, wenn in der Schrift von Auferstehung die Rede ist, steht da »Auferstehung der Toten«. Diesen Wortlaut finden wir in der zweiten Hälfte von Kap. 15,12 (siehe auch 15,13.42). Römer 1,4 spricht von der Auferstehung Christi als »Auferstehung von den Toten«. Dieselbe Terminologie finden wir in Kap. 15,21; dort lautet der griechische Text: »Denn weil der Tod durch einen Menschen kam, so kommt auch die Auferstehung der Toten durch einen Menschen.« Das verdeutlicht, dass Christi Auferstehung auch die Auferstehung der Gläubigen zum ewigen Leben umfasst. Als er auferstand, sind viele mit ihm auferstanden, denn sie waren eins in seiner Auferstehung (s. Röm 6,4.5; Eph 2,6; Kol 3,1)

Geistesgaben: Griechisch charisma – 12,4.9.28.30.31 – eng verwandt mit dem griechischen Wort charis, das »Gnade« oder »Gunst« bedeutet; charisma spricht von »etwas, das einem durch Gnade gegeben wird«. Paulus benutzte den charisma auch als Synonym für den griechischen Begriff pneumatika – wörtlich »die geistlichen Dinge« –, denn die durch Gnade gegebenen Dinge waren geistliche Dinge. Gott verlieh diese Gaben verschiedenen Personen in der Gemeinde, um die Versammlungen zu beleben und den Leib Christi aufzuerbauen. Jeder einzelne Gläubige hat mindestens eine charisma erhalten, das kann die Gabe des Lehrens, der Prophetie, des Glaubens, Heilens, Wunder zu vollbringen, der Geisterunterscheidung, Sprachenrede, Auslegung der Sprachenrede oder sonst eine Gabe sein.

Gliederung

Einleitung: Die Berufung und der Segen der Heiligen (1,1-9)

Spaltungen in der Gemeinde (1,10 – 4,21)

  • Die Notwendigkeit von Einheit (1,10 – 3,23)
  • Die Notwendigkeit des Dienens (4,1-21)

Unmoral in der Gemeinde (5,1 – 6,20)

Ehe in der Gemeinde (7,1-40)

Freiheit in der Gemeinde (8,1 – 11,1)

Die Zusammenkünfte der Gemeinde (11,2 – 14,40)

  • Die Rollen von Mann und Frau in der Gemeinde (11,2-16)
  • Das Mahl des Herrn (11,17-34)
  • Geistesgaben (12,1 – 14,40)

Die Hoffnung der Gemeinde: die Auferstehung (15,1-58)

Die Verantwortung der Gemeinde (16,1-24)

  • Verwaltung (16,1-4)
  • Persönliche Pläne und Grüsse (16,5-24)

Zur gleichen Zeit an einem anderen Ort auf der Erde …

Der römische Kaiser Claudius I. wird von seiner vierten Frau, Agrippina vergiftet. Nero, der Sohn Agrippinas aus einer anderen Ehe, wird Claudius Thronfolger.

Häufig auftauchende Fragen

1. Welche Umstände trugen dazu bei, dass das Evangelium in Korinth nur schwer auf gesunde Art und Weise Fuss fassen konnte?

Die Gläubigen in Korinth waren nicht imstande, gänzlich mit ihrer ursprünglichen Kultur zu brechen und daher war die Gemeinde aussergewöhnlich gespalten, was ein Anzeichen war für ihre Fleischlichkeit und Unreife. Nachdem der begabte Apollos eine Zeit lang in der Gemeinde gedient hatte, bildete eine Gruppe seiner Bewunderer eine Clique, die sich vom Rest der Gemeinde isolierte. Eine weitere Gruppe bildete sich, die Paulus gegen über loyal sein wollte; eine andere beanspruchte besondere Treue zu Petrus (Kephas) und noch eine Gruppe behauptete, allein Christus treu zu sein (s. 1,10-13; 3,1-9). Eigentlich hätte die Gemeinde einen positiven Einfluss auf die Stadt ausüben sollen, leider war es aber genau umgekehrt; die Stadt übte einen negativen Einfluss auf die Gemeinde aus.

Paulus musste den Korinthern diesen korrigierenden Brief schreiben und zugleich die geistlich gesunden Christen auffordern, den ungehorsamen und unbussfertigen Gliedern nicht nur die Gemeinschaft zu versagen, sondern sie ganz aus der Gemeinde auszuschliessen (5,9-13). Er war sich bewusst, dass die Gemeinde sonst nie gesundes Wachstum erfahren würde. Es scheint, als ob die Korinther eher widerwillig den Preis des Gehorsams zahlen wollten.

2. Inwiefern helfen die Belehrungen des Paulus, die Kontroverse hinsichtlich der in Kap 12-14 besprochenen Geistesgaben zu klären?

Ganze drei Kapitel widmet Paulus dem richtigen Umgang mit Geistesgaben in der Gemeinde. Paulus wusste, dass dieses Thema sehr widersprüchlich, aber zugleich von entscheidender Bedeutung für die Gesundheit der Gemeinde war. Da in Korinth viele falsche Religionen heimisch waren, fand man in der Gemeinde immer wieder trügerische geistliche Manifestationen, die es zu entlarven und zu bekämpfen galt. Paulus klärte die Gemeinde auf und forderte sie anschliessend heraus, ihr Verhalten im Licht der Wahrheit und des Geistes zu überprüfen.

Die Kategorien von Begabungen in diesen Kapiteln sind keine natürlichen Talente oder Fähigkeiten, die Gläubige und Ungläubige gleichermassen besitzen. Jeder Mensch, egal ob gläubig oder ungläubig, besitzt Fähigkeiten. Die Geistesgaben hingegen werden vom Heiligen Geist allen Gläubigen in souveräner und übernatürlicher Weise verliehen (12,7.11). Dadurch werden sie befähigt, sich gegenseitig geistlich aufzuerbauen und somit den Herrn zu ehren. Die Vielfalt der Gaben lässt sich grob in zwei Klassen unterteilen: Redegaben und Dienstgaben (s. 12,8-10; vgl. Röm 12,6-8; 1Pt 4,10.11). Die Rede- oder mündlichen Gaben (Weissagung, Erkenntnis, Weisheit, Lehre und Ermahnung) und die dienenden, non verbalen Gaben (Leitung, Hilfeleistungen, Mitteilungen, Barmherzigkeit, Glauben und Geisterunterscheidung) sind allesamt permanente Gaben, die im gesamten Zeitalter der Gemeinde ausgeübt werden. Ihr Zweck ist die Auferbauung der Gemeinde und die Verherrlichung Gottes. Die Listen hier und in Röm 12,3-8 werden am besten als repräsentative Paletten von Begabungen verstanden, von denen der Heilige Geist auswählt und jedem Gläubigen eine Art oder eine Kombination von Gaben zuteilt, wie er will (12,11). Manche Gläubige sind vielleicht prinzipiell gleich begabt wie andere, aber persönlich einzigartig, da der Geist jede Gnadengabe individuell auf den Gläubigen zuschneidet. Wunderwirkungen, Heilungen, Sprachenreden und die Auslegung von Sprachenreden waren zeitweilige Zeichengaben, die auf die Zeit der Apostel beschränkt waren und deshalb aufgehört haben. Sie bilden somit eine besondere Kategorie. Ihr Zweck war es, die Botschaft der Apostel als wahres Wort Gottes zu beglaubigen, solange Gottes Wort noch nicht voll ständig geschrieben war. Nachdem die Bibel abgeschlossen war, bewies sie sich selbst als Gottes Wort.

3. Wie äussert Paulus sich zum Thema Ehescheidung in der Gemeinde zu Korinth?

Paulus beantwortet hier die Frage hinsichtlich der Ehescheidung im Zusammenhang mit einer umfassenden Antwort auf praktische Fragen, die die Korinther ihm in einem Brief gestellt hatten. Bei der ersten Frage ging es um Ehe. Das war ein Problembereich, weil die Gläubigen in Korinth beeinflusst waren von der moralischen Verderbtheit der umgebenden Kultur, die Dinge tolerierte wie Unzucht, Ehebruch, Homosexualität, Polygamie und Konkubinat.

Der Apostel ruft den Gläubigen ins Gedächtnis, dass seine Lehre auf den Aussagen Jesu, die er während seines irdischen Dienstes machte, beruht (Mt 5,31-32; 19,5-8). Jesus selbst beruft sich auf Aussagen aus dem AT (1. Mos 2,24; Mal 2,16).

Paulus macht als erstes klar, dass Gott Scheidung grundsätzlich verboten hat. Wenn ein Christ sich von einem gläubigen Partner scheiden lässt – ausser bei Ehebruch (7,10.11) –, dann ist keiner der beiden frei, einen anderen zu heiraten. Sie sollen sich versöhnen oder zumindest unverheiratet bleiben.

Paulus fährt dann fort mit einigen hilfreichen Tipps in Bezug auf Situationen, wo ein Ehepartner nach der Heirat zum Glauben kommt (7,12-16). Zuerst einmal ist der Auftrag des gläubigen Ehepartners, alles zu versuchen, um das Beste aus der Ehe zu machen und seinen Partner auf diesem Wege für Christus zu gewinnen. Will der ungläubige Teil die Ehe auflösen, so soll man ihn ziehen lassen. Der Ausdruck »so scheide er sich« (7,15) bezieht sich auf Scheidung im Sinne von 7,10-11, nicht auf Trennung. Wenn ein ungläubiger Ehepartner den Glauben des anderen nicht tolerieren kann und sich scheiden lassen will, so lässt man ihn am besten gehen, damit der Frieden in der Familie bewahrt bleibt (Röm 12,18). Der Ehebund wird nur aufgelöst durch den Tod (Röm 7,2), durch Ehebruch (Mt 19,9) oder dadurch, dass ein ungläubiger Partner den Gläubigen verlässt.

Wenn der Ehebund auf eine dieser drei Weisen gebrochen wird, ist es dem Christen freigestellt, einen anderen Gläubigen zu heiraten (7,15). Bei einer berechtigten Scheidung räumt die Schrift die Möglichkeit von Wiederheirat ein. Wenn Scheidung unter gewissen Umständen legitim ist, so ist Wiederheirat es auch.

Als generelle Antwort darauf wiederholt dieser Abschnitt einfach das grundsätzliche Prinzip, das für alle bekehrten und gehorsamen Christen gilt. Im Allgemeinen sollte die Bekehrung immer zu einer Zunahme an Treue und Hingabe in Bezug auf jede Beziehung führen. Christen sollten ihren Familienstand und ihre soziale Situation, in die Gott sie gestellt hat, bereitwillig akzeptieren und sich damit zufrieden geben, ihm in diesen Umständen zu dienen, solange er sie nicht anderweitig führt.

4. Welche Auswirkungen hätte es gehabt, wenn Jesus nie auferstanden wäre?

Die Auferstehung Jesu zählt unbestritten zu den Grundfesten des christlichen Glaubens. Sie bildet quasi das Fundament aller weiteren grundlegenden Glaubenswahrheiten. Wäre Jesu Auferstehung bloss eine Täuschung oder schlechter Scherz, dann hätte das katastrophale und unvermeidbare Konsequenzen nach sich gezogen. Paulus zeigt hier mindesten sechs Szenarien auf:

  • Die Verkündigung Jesu wäre in jeder Hinsicht sinn- und inhaltslos (15,14).
  • Der Glaube an Christus wäre nutzlos, da er ja immer noch tot wäre (15,14).
  • Alle Prediger und Zeugen der Auferstehung wären Lügner (15,15).
  • Niemand würde erlöst werden, d.h. von der Sünde errettet werden (15,17).
  • Alle bereits verstorbenen Gläubigen wären Toren gewesen (15,18).
  • Die Christen wären die elendsten Menschen auf dieser Welt (15,19).

Im Zentrum der christlichen Botschaft steht der auferstandene Christus, der Sieger, der wiederkommen wird.

5. Lehrt 1. Kor 15,22 tatsächlich die Allversöhnung – eine Theorie, nach der alle Menschen schliesslich gerettet werden?

Einige Leute, die ein falsche Auffassung von Fairness und eine beklagenswerte und dürftige Sicht Gottes haben, meinen, in diesem Vers die Grundlage für die Allversöhnung gefunden zu haben (jeder wird errettet, egal ob er glaubt oder nicht). Den beiden Worten »alle« ist nur gemein, dass sie sich beide auf die jeweiligen Nachkommen beziehen. Das zweite »alle« trifft nur auf Gläubige zu. Der unmittelbare Kontext (V. 23) beschränkt das zweite »alle« auf »die in Christus sind«. Zahllose andere Abschnitte lehren klar die ewige Strafe der Ungläubigen (z.B. Mt 5,29; 10,28; 25,41.46; Lk 16,23; 2Th 1,9; Offb 20,15).

Kurzstudium zum ersten Korintherbrief/einige Fragen

  • Die Gläubigen in der Gemeinde zu Korinth formierten sich in Gruppen und Cliquen. Wie reagierte Paulus darauf?
  • Wenn es um das Verhalten hinsichtlich des Essens von »Götzenopferfleisch« geht, gibt Paulus einige prinzipielle christliche Verhaltensregeln vor. Welche?
  • Mit welchen Formen von Unmoral musste Paulus sich in der Gemeinde zu Korinth auseinandersetzen? Wie ging er vor?
  • Die Kapitel 11-14 befassen sich ausführlich mit der Art und Weise, wie das Zusammenkommen der Gläubigen vonstatten gehen soll. Welche Anweisungen und Lehren finden wir in diesen Kapiteln in Bezug auf die Gemeindeversammlung? Wie werden diese in deiner Gemeinde umgesetzt, oder eben auch nicht?
  • Wodurch unterscheidet sich Paulus’ Beschreibung der Auferstehung Jesu von denjenigen in den Evangelien? Worauf legt er besonderes Gewicht?
  • Welche Auswirkungen hatte oder hat die Auferstehung Jesu in deinem Leben?
Fortsetzung: 2. Korinther

Datum: 31.05.2007
Autor: John MacArthur
Quelle: Basisinformationen zur Bibel

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