Taufe (der Gemeinde)

Die Taufe bringt in persönliche Berührung mit Christus

Der Sinn der christlichen Taufe tritt gleich bei ihrem ersten Vollzug deutlich hervor: Petrus sagt am Pfingsttag: »Tut Busse, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden; so werdet ihr empfangen die Gabe des heiligen Geistes« (Apg. 2,38).

Name bedeutet: Person. Taufen auf den Namen Jesu oder in den Namen Jesu (Matth. 28,19) bedeutet: in persönliche Beziehung mit Christus, in Berührung mit seiner Person bringen, jemand in den Bereich der unmittelbaren Wirkungen Christi versetzen.

Damit ist der Mensch dem Machtbereich der Sünde entrückt (Vergebung der Sünden) und hat den Heiligen Geist empfangen. Denn Heiliger Geist ist Lebensanschluss an Christus. Das Düstere, das die Johannestaufe hatte, ist nun überstrahlt von dem Glanz, den er von ferne dämmern sah; zur Negation kommt die Position: der Geist ist da.

Die Taufe des Johannes ist Begräbnis (Wasser), die Taufe Christi Auferstehung (Geist); dort das Ende des entgöttlichten, hier der Anfang des göttlichen Wesens

Nach wie vor bleibt die Busse (Umkehr aus der frommen oder unfrommen Gottesferne) die Voraussetzung der Taufe (Apg. 2,38); ja es gehört mit zum Sinn auch der christlichen Taufe, dass die alte Umwelt samt ihrer Grundeinstellung (Röm. 6,4) einem untergeht. Aber die Busse ist jetzt nur Durchgang.

Man kann freilich ebensogut oder besser sagen: In der christlichen Taufe kommt die Busse erst zum Ziel. Denn Busse bedeutet: Rückkehr, Heimkehr, und die Taufe Christi bringt in die Heimat, versetzt in die nächste Nähe des himmlischen Vaters, indem sie den Geist gibt.

Dass dies die Kraft der neuen Taufe ist, wird auch in den neutestamentlichen Briefen wiederholt hervorgehoben: »Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen« (Gal. 3,27). Damit sagt Paulus den Galatern, dass ihnen in der Taufe Christus so nahe gekommen ist wie ein Kleid, das man anzieht, dem Körper nahe ist.

Gott hat uns errettet durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung im Heiligen Geist (Tit. 3,4. 5) - das heisst: die Taufe wirkt göttliche Erneuerung.*

Taufe ist Eingliederung in die Gemeinde

Nun ist es von grosser Wichtigkeit zu beachten: Die Taufe steht in der Apostelgeschichte von vornherein da als Eingliederung in die Gemeinde. »Die nun sein Wort annahmen, liessen sich taufen; und an diesem Tage wurden hinzugefügt (zur Gemeinde) etwa dreitausend Menschen« (Apg. 2,41).

Der einzelne Getaufte erhält nicht nur die Lebensverbindung mit Christus, dem Haupt. Er ist zugleich in göttlichen Lebenszusammenhang gekommen mit der Gemeinde, dem Leib und deren Gliedern.

Paulus sagt: »Wir sind durch einen Geist alle zu einem Leib getauft« (1. Kor. 12,13). Seit es den Leib Christi innerhalb der Menschheit gibt, kommen Menschen in Verbindung mit Christus durch diesen Leib, die Gemeinde. Die Gemeinde hat die Vollmacht, durch die Taufe den Geist mitzuteilen.

In der Apostelgeschichte ist einiges berichtet, was - wie es scheint - im Widerspruch dazu steht, dass die Taufe den Geist gibt. Philippus hat eine ganze Zahl Samariter getauft, aber sie haben noch nicht den Heiligen Geist empfangen. Später kommen die Apostel und legen den Getauften die Hände auf: dann kommt der Geist (Apg. 8,12.14-17). Und andererseits: Wie Petrus im Haus des Kornelius redet, fällt unter seinen Worten der Heilige Geist auf alle, die da hören; erst nachher werden sie getauft (Apg. 10, 44-48).

Beide Stellen aber weisen darauf hin, wie in der Apostelzeit die Gabe des Geistes zusammenhängt mit dem Wirken der Gemeinde. Bei den ersten Taufen in Samarien bleibt das Kommen des Geistes aus, weil die Gemeinde am ganzen Vorgehen des Philippus unbeteiligt ist, ja nichts davon weiss. Sobald die Gemeinde in der Person der Apostel dazukommt, kommt auch der Geist.

Im Haus des Kornelius hat Petrus es mit einem ganz ausserordentlichen Fall zu tun. Der erste Heide soll in die Gemeinde aufgenommen werden. Wir können es heute gar nicht ermessen, was für ein Bruch mit der Geschichte dem Petrus damit zugemutet wird. Er wäre aus dem Zaudern und Zuwarten nicht herausgekommen, wenn nicht der Herr der Gemeinde ihm zuvorgekommen wäre und durch das plötzliche Hereinbrechen des Geistes ihn davon überführt hätte, dass alle Bedenken der Tradition hier beiseite zu setzen sind.

Kornelius und die Samariter sind, jeder in seiner Art, Ausnahmen, die die Regel bestätigen, und die Regel ist: Der Anschluss an den Leib bringt die Verbindung mit dem Haupt; die Eingliederung in die Gemeinde gibt den Heiligen Geist. Aus dieser Einsicht folgt von selbst eine andere: Die Taufe ist nur so weit Geistesmitteilung, als die Gemeinde selbst den Geist hat.

Nur insofern kann die Gemeinde durch die Taufe Menschen mit Christus in Berührung bringen, als ihr eigenes Leben sich mit Christus berührt. Wo die Gemeinde selbst auf der ganzen Linie die Nähe Christi verloren hat, kann sie auch nicht mehr in den Namen Christi taufen (in persönlichen Kontakt mit Christus bringen); und die Worte: »Ich taufe dich in den Namen ...« werden zur leeren Formel.

Wenn von der Predigt und dem ganzen übrigen Wirken der Gemeinde kein Geist ausgeht, kann auch von der Taufe keiner ausgehen. Gottes Geist lässt sich nicht einfangen in kirchliche Handlungen, die nach dem Gesetz der Beharrung durch die Jahrhunderte fortgesetzt werden. Gerade die Taufe, sowohl die Johannestaufe als die der Apostel, bedeutet das endgültige Begraben der Vorstellung, als könnte irgendeine kirchliche Einrichtung als solche die Gegenwart Gottes bei der Ge meinde festhalten. »Gott kann sich so aus seinem Wort und Sakrament herausschälen, dass ihr nur die Hülsen nachbehaltet« (Luther).

Es ist weder mit Dogmen noch mit Grundsätzen auszumachen, was die Taufe gibt. Die Taufe gibt gerade so viel, wie Christus überhaupt der Gemeinde gibt, das heisst, wieviel er einer bestimmten Gemeinde oder einem bestimmten Haus zu einer bestimmten Zeit gibt.

Kinder- und Erwachsenentaufe

Ist Christus in seiner Gemeinde gegenwärtig, so können ruhig auch Kinder getauft werden (Kornelius und Lydia werden mit ihrem ganzen Haus getauft). Warum soll es auf Kinder keine Wirkung haben, wenn sie in den persönlichen Wirkungsbereich Christi kommen?

Ist die Gemeinde Christus fern, so kann dieser Mangel keineswegs dadurch wettgemacht werden, dass Menschen sich als Erwachsene taufen lassen. Auch das kann diesem Mangel in nichts abhelfen, dass Erwachsene vor, während und nach der Taufe seelisch viel erleben.

* «Die Taufe wirkt göttliche Erneuerung» - als Taufe mit dem Heiligen Geist. Der Taufhandlung als solcher eine derartige Wirkung zuzusprechen, würde sie in die Nähe einer magischen Handlung rücken. (Lothar Mack, Livenet)

Datum: 09.12.2009
Autor: Ralf Luther
Quelle: Neutestamentliches Wörterbuch

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