Weisheit

Der griechische Ausdruck sophía ist sehr beziehungsreich. Die Grundbedeutung ist: Einsicht in die mannigfachen Dinge und Zusammenhänge des Lebens, die teils durch die angeborene Begabung, teils durch Erfahrung gewonnen wird. »Jesus nahm zu an Weisheit« (LUk. 2,52).

Weisheit bedeutet manchmal Bildung, namentlich wissenschaftliche Bildung: »Die Griechen fragen nach Weisheit« (1. Kor. 1,22). »Mose wurde in aller Weisheit der Ägypter gelehrt« (Agp. 7,22).

Weisheit gleich Fähigkeit sich auszukennen und göttlich zu handeln

Dann aber bedeutet Weisheit doch wieder den praktischen Durchblick und die Gabe, schnell, sicher und zielklar zu handeln: Die Gemeinde soll zum Diakonendienst Männer bestellen voll Heiligen Geistes und Weisheit (Apg. 6,3).

Weisheit bedeutet manchmal die durch göttliche Erleuchtung gewirkte Fähigkeit, sich im Leben mit seinen Schwierigkeiten und Aufgaben aus­zukennen und in jeder Lage das Gottgewollte zu treffen: »Wenn es aber jemandem unter euch an Weisheit fehlt, so bitte er Gott, ... so wird sie ihm gegeben werden« (Jak. 1,5).

Weisheit eine besondere Gabe des Geistes

Namentlich aber versteht das Neue Testament unter Weisheit eine besondere Gabe des Heiligen Geistes oder eine gelegentli­che Geisteswirkung, die den Menschen über jedes Mass menschlicher Einsicht hinaus erleuchtet zur Erkenntnis von Dingen und Menschen und ihn beflügelt zu vollmächtigem Reden oder Handeln.

Diese Weisheit ist der bloss menschlichen Bildung nicht zugänglich, sie wird auch in der Regel den menschlich Höchstgebildeten nicht gegeben. Ihnen fehlt dafür die Empfänglichkeit. Vor den Weisen und Klugen hat der Vater es verborgen (Matth. 11,25). Wenigen Klugen, wenigen Schriftgelehrten, wenigen Weltweisen ist die göttliche Weisheit zugänglich (1. Kor 1,19.25). Und doch zweifelt Paulus nicht daran, dass das Evangelium die Rettung auch der Gebildeten ist: Er ist ein Schuldner der »Barbaren und Griechen« (Röm. 1,14).

Die göttliche Weisheit ist eine heimliche, verborgene Weisheit, aber von gewaltiger Kraft, alles zu durchdringen, sie erforscht auch die Tiefen der Gottheit (1. Kor. 2,7-10).

Weisheit ist die Kraft, so zu reden, dass es ins Schwarze trifft und die Gegner überwindet

Weisheit als besondere Geistesgabe (1. Kor. 12,8) bedeutet na­mentlich die Kraft, vollmächtig zu reden über göttliche und menschliche Dinge, so dass es ins Schwarze trifft, die Gewissen der Hörer überführt und die Einwände der Gegner zerschlagen werden.

  • Als Jesus in seiner Heimatstadt redet, sind die Hörer tief erschüttert und fragen: Woher hat der Mann solche Weisheit? (Matth. 13,54). In diesem Zusammenhang ist das Wort Jesu zu verstehen: »Siehe, ich sende zu euch Propheten und Weise und Schriftgelehrte« (Matth. 23,34).
  • Jesus sagt seinen Jüngern: »Ich will euch Mund und Weisheit geben, der alle eure Gegner nicht widerstehen noch widersprechen können« (Luk. 21,15).
  • Gegen den Stephanus kommen seine Diskussionsgegner nicht auf (Apg. 6,10).

Weisheit ist im höchsten Sinne »Geistesgegen­wart«, sie ist heilige Schlagfertigkeit. Eine Geisteserleuchtung macht in einem für die Gemeinde entscheidenden Augenblick den Petrus zum Herzenskünder: er überführt den Ananias des Betruges (Apg. 5,3).

Hören wir von so gewaltigen Geistesga­ben, so wollen wir nicht vergessen, dass es Geistesgaben waren. Das Wort Gabe kommt von geben; und gerade von der Gabe der Weisheit ist uns gesagt, dass sie gegeben wird dem, der bittet (Jak. 1,5).

Datum: 09.12.2009
Autor: Ralf Luther
Quelle: Neutestamentliches Wörterbuch

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