Gebet für die Schweiz als Fest
, wie sich um die Bühne auf der Berner Allmend im Wankdorf Beterinnen und Beter zum nationalen Gebetstag einfinden.
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1. August 2007, kurz nach zehn Uhr morgens. Auf allen vier Seiten der Bühne stehen, liegen oder sitzen sie - auf dem Rasen, einige hundert auf eigenen oder bereitgestellten Stühlen. Die Veranstalter werden die Zahl der Teilnehmenden am Abend auf 5000 schätzen. Familien mit Babies, Ehepaare jeden Alters, Jugendgruppen, engagierte Beterinnen und Beter aus allen Landesteilen. Einige halten Kantons- und Gemeindefahnen, andere haben Sonnenschirme eingesteckt oder suchen bald den Schatten der grossen Bäume.
Die Vormittagsversammlung ist dem Lobpreis und der Hingabe an Gott gewidmet, der Nachmittag dem Gebet, das die Realitäten im Land umgreift. Markus Schildknecht vom Veranstalter, dem Netzwerk "Gebet für die Schweiz", erinnert eingangs daran, dass unser Land schon vor Jahrhunderten von Gottes Gnade abhängig war. "Mir wei Jesus über allem gseh" intoniert die Band und bringt die Menge in Bewegung. Der Gebetsleiter Walter Bernhard liest die Erscheinung des auferstandenen Christus mit flammenden Augen, wie sie Johannes in der Offenbarung (Kapitel 1) zuteil wurde. Nach einem weiteren Song dankt Kuno Jesus Christus: "Du wäschst unsere schmutzigen Füsse, du nimmst unsere Enttäuschungen und Blockaden weg. Wir können ein Volk sein, das dir vertraut. Wo der Geist ist, da ist Freiheit. Danke, dass du uns in die Freiheit führst…"
Über Sprachgrenzen verbunden
Die Lieder singt die Thuner Band Purpur in beiden Sprachen. Der ganze Tag wird deutsch und französisch moderiert, auf Englisch und Italienisch wird in Kopfhörer übersetzt. Nach der Zeit des Lobpreises und der Anbetung ruft Walter Bernhard die Teilnehmenden auf, sich mit ihrem ganzen Sein Gott zu überlassen. Er betet nach einem Instrumentalstück, bei dem viele sich auf den Rasen gekniet haben, ein Gebet der Hingabe; es folgt das gemeinsame Unser Vater. "Wir lieben und verehren dich", bekräftigen die Teilnehmer ihr Ja."Trittst im Morgenrot daher…"
Es folgen zwei Songs mit Bewegungen - die Kids sind vom Kinderprogramm zu den Eltern zurückgekehrt. Um "Echtheit, Entschiedenheit und Zuversicht" im Christsein geht es den Veranstaltern, denn, wie Walter Bernhard über die Allmend ruft: "In dem Masse, wie wir uns rufen und heiligen lassen, wird uns Gott Vollmacht geben, in dieses Land hineinzugehen und hineinzuwirken. Darum ist es so wichtig, die Einheit mit Jesus zu leben - nicht nur heute, sondern täglich." Der Gottesdienst schliesst mit dem vierstrophigen Gebet der Landeshymne.Die Mittagspause gibt Gelegenheit, Freunde zu treffen und im Schatten zu plaudern. Vor der Glacemaschine bildet sich eine lange Schlange. Die Sonnencrème wird ausgedrückt. Prospekte von Veranstaltungen in den nächsten Monaten liegen auf (das Openair Trachselwald am Bettagswochenende ist den Moderatoren einen Werbespot wert).
Europa nicht verachten
Der Nachmittag beginnt mit einer Kurzpredigt des Bundeshausbeters Jean-Claude Chabloz. Er ruft in seiner ebenso freundlichen wie bestimmten Art dazu auf, vor Gott nicht nur für die Schweiz, sondern auch für Europa einzustehen. Hanspeter Nüesch (Campus) rühmt in einem Gebet die Grosszügigkeit und Gnade Gottes. Danken befreie vom Wanken (Dankdorf statt Wankdorf!) und auch von der Liebe zum Franken, ruft er aus. Nüesch bittet Gott, Zürcher und Berner, Waadtländer und Genfer zusammenzufügen, auch Landes- und Freikirchen und Pfingstler und Charismatiker und andere "Charismatiker" zu einen. So könne die Schweiz zu einem "Sanatorium für die Welt" werden.Werte - und Verantwortungsträger
Unter der Sommersonne verläuft der Fürbittenachmittag nach dem Aufriss des Gebets für die Schweiz , den Markus Schildknecht erstellt hat, in sieben Schritten: Der "Leib Christi" betet für die Schweiz (I) und bezeugt die Gute Nachricht von Jesus Christus in allen Bereichen der Gesellschaft in Wort und Tat (II); Christen wirken darauf hin, dass Verantwortungsträger gottesfürchtig handeln (III) und dass das gesellschaftliche (IV) und private Leben (V) sich zunehmend nach Gottes Ordnungen richtet. Die christliche Prägung der Schweiz soll vermehrt als Auftrag verstanden werden, nach biblischen Werten zu handeln, im Land (VI) und in internationaler Solidarität (VII).Beten und wählen
Der Jugendpastor Jérémie Valiton, der Journalist Christian Willi und der Jungpolitiker Patric Bhend, der Jurist Giovanni Isella, der Nationalrat Walter Schmied und der Medair-Einsatzleiter David Sauter geben zu diesen Punkten Erfahrungen weiter und machen Mut, selbst Schritte zu tun. Jedesmal beten die Anwesenden in kleinen Gruppen einige Minuten. Bhend erinnert daran, dass der Gang zur Urne - die Wahl des Eidgenössischen Parlaments - nicht bloss Recht, sondern auch staatsbürgerliche Pflicht ist. Isella liess allen Behörden im Kanton eine Bibel zukommen, nachdem ihm Gott gezeigt hatte, "dass er als König in den Tessin einziehen will". In Biasca sei evangelischen Christen darauf das Gemeindehaus für einen Gottesdienst zur Verfügung gestellt worden…Wenn Gott ohne die Schweiz…
Der Juraberner Walter Schmied, der nach 16 Jahren aus dem Nationalrat zurücktritt, äussert sich in ernsten Worten zur Verantwortung der Christen fürs Land. Gott könne seine Ziele auch ohne die Schweiz erreichen. Christen dürften weder wie Sadduzäer noch wie Pharisäer reagieren. Die erste Gruppe der Zeitgenossen von Jesus habe nicht an Wunder und die Auferstehung geglaubt und sich aufs Wohlleben konzentriert. Die zweite Gruppe habe selbstgerecht Vorurteile gegenüber denen gepflegt, denen es nicht gut ging. Schmied erwähnt AIDS-Kranke, Drogenabhängige und Depressive - "Jesus würde sich um sie kümmern". Der Politiker ruft die Versammlung auf, namentlich Professoren und Mittel- und Volksschullehrer in ihrem Gebet vor Gott zu bringen.Das Feuer der Liebe zum Leuchten bringen
David Sauter wird gefragt, was Helfer aus der Schweiz angesichts des Ozeans des Leidens in der Welt ausrichten können. "Den Tropfen geben" - auch wenn es verschwindend wenig wäre im Meer - und glaubensvoll beten, dass Gott eingreift. Im Blick auf die 1.-August-Feuer äussert er: "Was wir den Unbedeutenden und Notleidenden hier und im Ausland zuliebe tun, bringt uns Jesus näher - und lässt das Feuer seiner Liebe leuchten."Die beiden Kollekten des Tages ergeben gegen 75'000 Franken; der Zehnte wird an diakonische Projekte in den vier Sprachregionen weitergegeben. Mit den bereits eingegangenen und noch erwarteten Spenden hoffen die Veranstalter die Kosten von 160'000 Franken wie in früheren Jahren zu decken. Inzwischen ist es halb fünf. Die Moderatoren machen klar, dass eine Party mit der jungen Bieler Funk-Band SpookyHeavenSound bevorsteht. Etwa 500 meist junge Christen bleiben für den Abend auf der Allmend.
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Kurzpredigt Jean-Claude Chabloz: "Gott liebt alle Völker"
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Webseite: www.gebetstag.ch
Datum: 03.08.2007
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch