Heute ist jedoch bekannt, dass sich über diese lange Zeit kaum Fehler eingeschlichen haben. Die biblische Textforschung hat dies anhand von Funden sehr alter Handschriften (z.B. die Qumran-Rollen) belegt. Die Abschriften des Alten Testamentes wurden von israelitischen Schriftgelehrten nach sehr strengen Regeln angefertigt. Eine dieser Regeln war, dass kein Wort aus dem Kopf geschrieben werden durfte, ohne vorher die Vorlage zu lesen. Ausserdem hatten die Schriftgelehrten Register aller Buchstaben, Silben, Wörter und Zeilen des Alten Testamentes. Das Vorkommen bestimmter Wörter und Buchstaben wurde immer wieder gezählt und dadurch die Genauigkeit der Abschrift überprüft.
Bei den späteren Abschriften des Neuen Testamentes und auch des Alten Testamentes wurden keine genauen Regeln befolgt. Teilweise wurde sogar laut in einem Saal vorgelesen und eine Anzahl von Schreibern schrieb mit, um der grossen Nachfrage nach Bibeln gerecht zu werden. Dabei waren Ungenauigkeiten durch Lese-, Hör- und Schreibfehler nicht ganz auszuschliessen. Die Texte der verschiedenen Handschriften wichen auch untereinander ab.
In neuerer Zeit konnte der tatsächliche Wortlaut jedoch weitgehend rekonstruiert werden. Im ganzen Neuen Testament gibt es nur etwa zehn bis zwanzig Verse, bei denen man nicht ganz sicher ist, wie sie genau lauten. Übrigens wird dadurch die Textaussage nicht wesentlich beeinträchtigt.
Die Genauigkeit der Textüberlieferung der Bibel ist insbesondere deshalb verwunderlich, weil von vielen Personen, vor allem von verschiedenen Königen und Kaisern (z.B. dem römischen Kaiser Diokletian), immer wieder versucht wurde, die Ausbreitung des Christentums durch die Vernichtung der biblischen Schriften zu unterbinden. Doch alle diese Angriffe konnten noch nicht einmal die Exaktheit der Überlieferung beeinträchtigen, geschweige denn für nachfolgende Generationen vollständig zu vernichten
Datum: 08.04.2002
Autor: Friedhelm von der Mark