Das ABC des Glaubens: P - Prophetie
Gott brauchte die Propheten als Sprachrohr für sein Handeln mit dem Volk Israel und letztendlich mit allen Völkern der Welt. Im Alten Testament machen deshalb die prophetischen Bücher den grössten Teil aus. Propheten bringen Botschaften von Gott, manchmal direkt zu einzelnen Menschen – manchmal aber auch zu ganzen Völkern und für ganze Epochen. Einige «grosse» Propheten sind uns bekannt: Jesaja, Jeremia, Amos, Micha; vielleicht auch noch einige «Kleine» wie: Obadja, Nahum, Zephanja, Maleachi. Mit «gross» oder «klein» ist einfach die Länge der Bücher im Alten Testament gemeint.
Entscheidener Platz
Doch auch in anderen geschichtlichen Büchern begegnen uns Propheten: Nathan zum Beispiel, der den grossen König David mit seiner Schuld konfrontierte. Oder Elia, der das Volk Israel zu einem wahren und lebendigen Gott zurückrief. Aber nicht nur zu Israel wurden Propheten gesandt. Jona bekam etwa den Auftrag, in Niniveh, der Hauptstadt der damaligen Weltmacht Assyrien, die Menschen zur Umkehr aufzurufen. Propheten hatten also einen ganz entscheidenden Platz in der Geschichte. Doch was genau ist eigentlich Prophetie?
Mehr als Zukunftsvorhersage
In der Bibel ist Prophetie mehr als nur die Voraussage der Zukunft. Prophetie bedeutet, Gottes Wort zu den Menschen zu bringen – konkret, zugespitzt, und mit der Notwendigkeit, sich zu entscheiden, hier und jetzt. Und die Bibel unterscheidet zwischen wahren und falschen Propheten. Wahre Propheten sind von Gott gerufene Menschen, die in seinem Auftrag vor falschen Wegen warnen, Gottes Gericht androhen und seine Gnade verkündigen. Sie treten für Gottes Massstäbe ein, für Recht, Gerechtigkeit und Wahrheit, und sie sprechen sich gegen Götzendienst und Unterdrückung der Armen aus.
Der Doppelpunkt
Trotzdem bleiben die Botschaften der Propheten im Alten Testament noch offen. Sie sprechen von Gottes guten Zielen mit der ganzen Welt und weisen auf den kommenden Messias hin, der Gottes Frieden, Heil und Erlösung bringen wird. Die Prophetie ist also wie ein Doppelpunkt. Wie ein Satz ohne Ende. Sie findet ihre Erfüllung erst in Jesus Christus: Er ist der Punkt hinter dem Satz. Er ist das Zentrum der Weltgeschichte Gottes.
Datum: 18.08.2005
Autor: Roland Werner