Fokus auf Diakonie
An ihrer letzten Sitzung 2010 beschäftigte sich die Kirchensynode im Zürcher Rathaus mit diversen kirchlichen Baustellen. Dem gravierenden Mangel an Jugendarbeitern und theologisch versierten Sozialdiakonen, akzentuiert durch das Ende der Ausbildung im Diakonenhaus Greifensee, hilft das seit 2005 in Zürich angebotene kirchlich-theologische Zusatz-Modul nur begrenzt ab.
Ziel: Berufstitel «Gemeinwesenarbeit»
Die Ausbildung in Sozialdiakonie brennt den Synodalen seit Jahren unter den Nägeln. Auf dem Niveau Höhere Fachschule, auf dem das TDS Aarau arbeitet, wird noch immer keine Ausbildung staatlich anerkannt. Im Bericht zum entsprechenden Postulat erklärte der Kirchenrat, dass die «Schweizerische Dachorganisation der Arbeitswelt Soziales» bereit ist, sich für die Prüfung einer breiteren Ausbildung bzw. für einen Berufstitel «Gemeinwesenarbeit HF» einzusetzen. Ein solcher Titel müsste durch das Bundesamt für Berufsbildung und Technologie (BBT) anerkannt werden.
Aufgrund dieser positiven Entwicklung erarbeitet eine kirchliche Arbeitsgruppe, eingesetzt vom Schweizer Diakonatsrat, zurzeit einen entsprechenden Rahmenlehrplan. Der zuständige Kirchenrat Andrea Bianca sagte, dass bis Februar ein Entwurf vorliegen soll.
Höherer Diakoniekredit
Mit grossem Mehr beschlossen die Synodalen die Umwandlung des heutigen Kredits für Jugendarbeit in einen Kredit für Diakonie und dessen gleichzeitige Erhöhung von jährlich 220'000 Franken auf 350'000 Franken. In der Diskussion wurde die generelle Stärkung der Diakonie begrüsst, jedoch über die fehlende Konkretisierung debattiert. Am Diakoniekonzept der Landeskirche wird seit langem gearbeitet; da es noch nicht vorliege, sei die nähere Verwendung der Mittel unklar, sagte Felix Känzig, einer der Postulanten. Bianca äusserte, der Kirchenrat habe den Entwurf des ersten Teils behandelt.
Fokus Gemeindeentwicklung
Die Synode diskutierte den Bericht des Kirchenrats zum Postulat von Viktor Juzi, das auf die Schaffung eines «Ausbildungskurses für eine vielseitige und lebendige Gemeindeentwicklung» zielte. Juzi erwähnte Gottesdienste mit einer Handvoll Besuchern. Werde das Gemeindeleben am Gottesdienstbesuch gemessen, sehe es vielerorts nicht gut aus. Der Postulant wünschte, dass aus den Erfahrungen von Gemeinden, die sich erfreulich entwickeln, Folgerungen gezogen werden Der Kirchenrat war der Meinung, es brauche keine weitere Ausbildung; die Synode schloss sich ihm an.
Kirchgemeinden profitieren von Zusammenarbeit
Das Postulat zur Zusammenarbeit von Kirchgemeinden kam aus dem Weinland. Werden vorhandene Ressourcen besser genutzt, mindert sich der Fusionsdruck. In mehreren Bezirken sind bereits unterschiedliche Formen der Zusammenarbeit in Anwendung, beispielsweise eine Pfarrunion oder gemeinsame Rechnungsprüfungskommissionen. Für die Unterzeichner des Postulats genügt das nicht. Zusammenarbeit drängt sich insbesondere für kleinere Kirchgemeinden auf.
Kooperationsvereinbarung mit Boldern gekündigt
Am 27. November beschloss der Trägerverein Boldern, dass der Hotelbetrieb des Tagungs- und Studienzentrums oberhalb von Männedorf vom Bildungsbereich gelöst und verpachtet werden kann. Zu diesem Entscheid führten finanzielle Schwierigkeiten. Die Verpachtung des Hotelbereichs sei zwar eine vertretbare Option, erklärte Kirchenrätin Jeanne Pestalozzi-Racine vor der Kirchensynode. Dennoch habe der Kirchenrat die Kooperationsvereinbarung mit Boldern per 30. Juni 2011 gekündigt. Er wolle Handlungsspielraum zurückgewinnen, indem er im Falle einer Verpachtung über die bereichsweise Verwendung der Gelder mitbestimmen könne.
Zum Sparen nicht willens
An der ersten Herbstsitzung am 23. November hatte die Synode die Verordnung des Kirchenrats, die eine dreiprozentige Lohnkürzung auf Anfang 2011 vorsah, zurückgewiesen. Die Vorlage scheiterte in erster Linie daran, dass neen der Pfarrschaft und Angestellten der Gesamtkirchlichen Dienste auch jene Kirchgemeinden betroffen gewesen wären, die Leistungen aus dem Finanzausgleich beziehen. Die Personalkosten von rund 85 Mio. Franken sind für die landeskirchliche Zentralkasse weitaus der grösste Brocken. Im Voranschlag 2011, der bei einem Gesamtumsatz von rund 106 Mio. Franken und ohne Kürzung der Löhne einen Aufwandüberschuss von rund 330'000 Franken vorsieht, wurden etliche Beiträge, unter anderem an das Blaue Kreuz und die Sozialwerke Pfarrer Sieber, gekürzt.
Neuer Kirchenratspräsident wird im März gewählt
Am 15. März 2011 wird die Nachfolge des schwer erkrankten Kirchenratspräsidenten Ruedi Reich geregelt. Reich hat auf Ende Jahr seinen Rücktritt erklärt. Die liberale Fraktion der Synode hat am 11. November Andrea Marco Bianca für das Kirchenratspräsidium nominiert. Er sei „eine theologisch fundierte und mit dem liberalen Kirchenverständnis bestens vertraute Persönlichkeit“, die auch führen könne. Der Synodalverein erwägt ebenfalls eine Kandidatur.
Datum: 02.12.2010
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet / Zürcher ref. Landeskirche