Wenn das Wollen uneins ist

Konfliktverarbeitung

Was ist ein Konflikt? Wenn zwei Strebungen von vitaler Bedeutung widersprüchlich oder unvereinbar werden und sich die betroffene Person unter Entscheidungsdruck befindet, spricht man von einem Konflikt. Ein solcher Konflikt kann zu massiven Angstgefühlen führen. Konflikte bestehen nicht nur zwischen Innen und Aussen, zwischen Trieb und gesetzlicher Ordnung, sondern auch im Inneren («Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust»). Oft handelt es sich nicht nur um gegensätzliche Strebungen, sondern auch Strebungen, die nicht gleichzeitig verwirklicht werden können. Schliesslich kann ein Konflikt durch Frustration entstehen, also durch die Versagung einer vitalen Strebung (Wie geht jemand damit um? – Frustrationstoleranz, Resignation, Aggression?). Konflikte entstehen oft auch in einer Versuchungssituation: Es besteht ein Anreiz, ein Bedürfnis auszuleben, obwohl dies von der Umwelt abgelehnt wird oder sogar den eigenen Idealen widerspricht. Vitale Strebungen, die zu Konflikten führen können: - Das Bedürfnis nach mitmenschlicher Nähe und Liebe - Das Bedürfnis nach Anerkennung - Sexuelle Wünsche und Triebe - Aggressionsregungen - Machtstreben - Streben nach Genuss, Besitz, Wissen - Streben nach Versorgung und Sicherheit Ich, es und über-ich
Der Mensch wird von zwei Hauptängsten geplagt, die sich aus seinen Grundbedürfnissen ableiten: Angst vor Abwertung und Versagen, Angst vor Ablehnung und Liebesverlust.
Der Pfeil zeigt den Weg zum Ziel (z.B. alleine an eine Einladung gehen). Aber nach einigen Schritten steigt allmählich die Angst auf (durchbrochene Linie) und wird immer stärker, bis der ängstliche Mensch es vorzieht, von seinem Vorhaben abzulassen. Die punktierte Linie zeigt die (z.B. durch bewusste Entspannung oder durch Medikamente) gedämpfte Angst, die das Erreichen des Ziels ermöglicht.
Das darf mir nicht mehr passieren! Wenn ein Ziel nicht auf direktem Weg erreicht werden kann, entwickelt der Mensch Formen, das Hindernis zu umgehen. Er schützt sich durch dieses Abwehrverhalten vor der Angst vor Ablehnung oder Versagen. Gleichzeitig handelt er sich durch sein Vermeidensverhalten neue Probleme ein (z.B. Verlust von zwischenmenschlichen Kontakten, Abnahme der beruflichen Chancen etc.).

Oft fühlt sich eine Person (ICH) hin- und hergerissen zwischen grundlegenden Wünschen, Bedürfnissen, Trieben und Versuchungen (ES), die gegen die Ideale verstossen, die eine Person für ihre Lebensgestaltung hat (Ich-Ideal oder «ÜBER-ICH»).

Diese Spannung löst dann Angst mit allen Begleiterscheinungen aus. Dabei stehen zwei Ängste im Vordergrund: Die Angst vor Ablehnung und die Angst vor Versagen (Grafik).

Ein Beispiel

Eine Kindergärtnerin erzählt: «Mein Beruf bedeutet mir enorm viel. Aber jetzt habe ich einen Mann kennengelernt. Wie soll ich mich entscheiden? Wenn ich heirate, muss ich umziehen und die Stelle aufgeben! Ich habe Angst, ob ich das schaffe. Oft bin ich so angespannt, dass ich unser Zusammensein nicht geniessen kann.»

Dossier: www.angst.jesus.ch  
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Datum: 16.12.2004
Autor: Dr. med. Samuel Pfeifer
Quelle: seminare-ps.net

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