Wie finden Konfessionslose zur Bibel?
Kein Konfessionsloser kaufe eine Bibel nicht aufgrund ihres Äusseren, selbst wenn eine Ausgabe mit einem Designpreis ausgezeichnet worden sei. Er müsse zuerst für die Bibel interessiert werden, sagte Abromeit vor den Delegierten von 23 regionalen Bibelgesellschaften sowie von evangelischen Freikirchen und christlichen Werken.
Seiner Ansicht nach entsteht Interesse an der Bibel wenn Christen ihr Leben, den Alltag und die Sorgen mit anderen Menschen teilen, wie es ein Team seiner Kirche in dem Plattenbauviertel Rotensee in Bergen (Rügen) praktiziere. «Wenn wir mehr sein wollen als ein Traditionsverein, wenn wir auch heute etwas bewegen und verändern wollen, dann müssen wir auch selbst von der Bibel begeistert sein», so Abromeit.
Ausserdem sei das veränderte Medienverhalten zu berücksichtigen. Mit einer einzigen Bibelübersetzung liessen sich in einer differenzierten und pluralisierten Gesellschaft nicht alle Milieus erreichen. Deshalb biete die Bibelgesellschaft ausser der Luther-Übersetzung die «Gute-Nachricht-Bibel» als «Bibelübersetzung für den kritischen Zeitgenossen», die Neue Genfer Übersetzung als «Angebot für Leser einer eher konservativen Frömmigkeit» und für Erstleser die «basisbibel» an. Dies sei eine crossmediale, elementarisierte Übersetzung, die sich vor allem an Benutzer von Computern wende.
Ressentiments gegenüber Glaube im Osten verhärtet
Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland verlieren laut Abromeit an Bedeutung. In den neuen Bundesländern habe sich die Glaubenslosigkeit auf einem sehr niedrigen Niveau stabilisiert. Die Einschätzung des EKD-Ratsvorsitzenden, Präses Nikolaus Schneider (Düsseldorf), das «Rieseninteresse an kirchlicher Kultur, Bildungs- und sozialen Einrichtungen der Kirchen» werde mittelfristig zu einer Normalisierung der kirchlichen Verhältnisse führen, teile er nicht.
«Mein Eindruck ist eher, dass es in weiten Teilen der Gesellschaft Ostdeutschlands eine erstaunliche Verhärtung der Ressentiments gegenüber Glaube, Kirche und der Bibel gibt», so Abromeit. In der DDR-Diktatur seien ganze Generationen «durch dauerhaften, wenn auch unterschiedlich stark ausgeprägten staatlichen Druck» von den kirchlichen Traditionen und dem christlichem Glauben abgeschnitten worden.
Durch Wanderungsbewegungen und kulturelle Vermischungen werde sich die Konfessionslosigkeit auch im Westen ausbreiten. Allerdings begännen die Kirchen und Bibelgesellschaften erst langsam sich den neuen Herausforderungen zu stellen.
Lob für «ChiRho»-Reihe im Kinderkanal
Lobend äusserte sich Abromeit über Filmemacher, denen es gelinge, zentrale biblische Geschichten mit zum Teil hohem technischem und finanziellem Aufwand wiederzugeben und erfolgreich zu vermarkten. Als Beispiel nannte er die «ChiRho»-Reihe im Kinderkanal von ARD und ZDF. Sie lade per Zeitreise zu Abenteuern in die biblischen Geschichten ein und wecke Interesse die Botschaft der Bibel für sich zu entdecken.
Daran könne später im Religionsunterricht oder auf Kinderbibeltagen angeknüpft werden. «Mit einigem Entsetzen» habe er hingegen die von der Bibelgesellschaft herausgegebene Veröffentlichung «Mein Bibelchen» gelesen. Es verkürze biblische Geschichten derart, dass Kinder jegliches Interesse verlören. Abromeits Fazit: «Ich halte ‚Mein Bibelchen’ für unbrauchbar und sogar schädlich. Es sollte aus dem Verkehr gezogen werden.»
Zum Thema:
«Bibelserver» mit verschiedenen Bibelübersetzungen in deutscher Sprache
Datum: 04.06.2011