Für eine Welt ohne Waisenkinder
Eben haben wir Weihnachten gefeiert. Jesus war der Sohn einer einfachen jungen Frau aus Nazareth. Der Mann, der sich um die beiden kümmerte, mit ihnen nach Ägypten floh und den Neugeborenen beschützte, war nicht der leibliche, sondern ein Pflegevater. Jesus wurde als der Sohn des Zimmermanns bekannt. Männer – und auch Frauen – wie Josef braucht die Welt heute!
Kinder in Gefahr
Nach 1989 erfuhren wir im Westen von Waisenkindern in Osteuropa, die fast wie Tiere gehalten wurden. Heute ist mehr von Sklaverei und Menschenhandel die Rede. Gerade Waisenkinder sind gefährdet! In der ukrainischen Hafenstadt Odessa legen wöchentlich Schiffe mit jungen Frauen ab, die wohl irgendwo im Westen in der Prostitution landen. Die Freunde, die mir davon erzählten, kümmern sich um Strassenkinder, von denen viele Waisen sind. Regelmässig kamen zwei Teenager-Mädchen in ihrem Shelter vorbei. Eines Tages waren sie verschwunden. Das letzte Mal wurden sie am Hafen gesehen …
Hunger als Schicksal
In einigen Ländern sind über zehn Prozent aller Kinder Waisen. In Indien und China zusammen gibt es 50 Millionen Waisenkinder. UNICEF schätzt ihre Zahl insgesamt auf 153 Millionen und zählt auch jene Kinder dazu, die von den Eltern verlassen wurden, weil diese zu arm waren, um für sie zu sorgen. Kinder, welche in Heimen aufwachsen, ohne die Wärme einer Familie zu erleben, enden oft als «Strassenkinder», heimatlos und ohne einen Job. Die Kinder werden kriminell oder geraten in die Hände von Banden, die sie in ein anderes Land verschachern. Da muss etwas geschehen!
Besuchen, einladen, unterstützen …
In den letzten zwei Jahren habe ich in Osteuropa öfters Schulungen durchgeführt. Christliche Gemeinden haben begonnen, sich um die Kinder in den Heimen zu kümmern. Sie kommen damit einem biblischen Auftrag nach: «Ein reiner und unbefleckter Gottesdienst vor Gott und dem Vater ist dieser: Waisen und Witwen in ihrer Drangsal besuchen …» (Jakobus Kapitel 1, Vers 27).
Freunde in Moldawien laden jeden Sommer Kinder aus Heimen in ihr Kindercamp ein. Während des Jahres gehen sie in ein Heim und lesen mit den Kindern die Bibel. Die Leiterin dieser Arbeit ist selber in diesem Heim aufgewachsen. Sie hatte sich vorgenommen, nie mehr zurückzukehren…
… und ein Daheim geben
So gut es ist, dass Christen die Kinder besuchen – es reicht nicht. In der Ukraine haben Organisationen und Kirchen eine Allianz gebildet, um Waisen aus den Heimen zu holen. Die Rechnung war einfach: Von 96'000 Waisenkindern werden 30'000 zur Adoption freigegeben. Eben so viele christliche Gemeinden gibt es im Land. Wenn aus jeder Gemeinde eine Familie bereit ist, ein Kind zu adoptieren oder in Pflege zu nehmen, haben alle Kinder eine Familie. Im Februar werden über 600 Pastoren aus ganz Osteuropa an einer Konferenz über Waisenkinder erwartet. Die Allianz in der Ukraine ist angefragt worden, in Russland, Moldawien und Rumänien Ähnliches anzustossen.
In Familien investieren
Kürzlich hat eine Konferenz in Indonesien (Transform World Global Summit) die Teilnehmer herausgefordert, über eine Welt ohne Waisen nachzudenken. Die Organisation «World without Orphans» (Welt ohne Waisen) arbeitet daran, Kinder statt in grossen Heimen in Familien unterzubringen. Und – vergessen wir nicht: Auch im reichen Westen gibt es vernachlässigte Kinder und Waisen, die Hilfe brauchen.
Ein Plan nach Gottes Herzen
Der Gott der Bibel ist ein «Vater der Waisen, ein Beistand der Witwen … Den Einsamen schafft er eine Familie» (Psalm 68, Vers 6-7). Gott kennt diese Kinder, liebt sie und kümmert sich um sie. Er fordert uns heraus, ihnen zu helfen: «Schafft den Waisen Recht, führt der Witwe Sache!» (Jesaja Kapitel 1, Vers 17). Ich bin überzeugt, dass diese Allianz und die weltweite Bewegung ganz nach dem Herzen Gottes sind. Er will, dass wir den Kindern von diesem wunderbaren Vater erzählen, und noch viel mehr: ihnen Gottes Liebe als Pflege- oder Adoptiveltern vorleben. Oder doch Tanten und Onkel, grosse Brüder und Schwestern werden. Ich lade Sie ein, sich Anfang Jahr zu überlegen, welchem Kind Sie 2013 Zuwendung schenken können.
Barbara Rüegger arbeitete während zehn Jahren mit vernachlässigten Kindern in Indien. Sie schult heute Christen auf mehreren Kontinenten in der Arbeit mit Kindern.
Datum: 02.01.2013
Autor: Barbara Rüegger
Quelle: Livenet