Ganzheitliche Impulse fürs Gesundheitssystem

Am Samstag, 24. September, trafen sich 350 Pflegefachfrauen, Heimleiter und Ärzte in Zürich zum Kongress „Spannungsfeld Gesundheitswesen“. Nach Vorträgen über Burnout und Mobbing standen sieben Seminare zur Wahl. Sie zeigten Bereiche auf, in welchen Christen angesichts der Krise des Gesundheitssystems die Initiative ergriffen haben. Die Tagung schloss mit einem Podium über Gesundheit und Heilen.
Heilen und lindern: Elisabeth Fankhauser, Daniel Hari und Gerhard Fischer
Wo Schul- und Alternativmedizin sich treffen: Der Kräuterspezialist Rolf Nussbaumer schöpft aus der Apotheke der Natur.
Das Genesungsziel mit dem seelisch kranken Patienten bestimmen: Dr. Rolf Hefti auf dem Podium.
Die Teilnehmenden goutierten die Pointen der abschliessenden Diskussion.
Gegen Schnupfen: Der rote Sonnenhut regt das Immunsystem an.
Hans-Rudolf Pfeifer und Moderator Ruedi Josuran

Zwei der sieben Seminare behandelten Fragen, die sich bei der Alterung der Bevölkerung immer drängender stellen: das Ringen um Lebenssinn in der Alterskrankheit und im Sterben, die angemessene Pflege und Begleitung der Angehörigen. Weitere Referenten sprach über Arbeit und Berufung, über Gesundheit, Glaube und Spiritualität, über alternative Heilmethoden und christozentrisches Heilen. Andere Teilnehmerinnen diskutierten mit dem Psychiater Hans-Rudolf Pfeifer über Mobbing und Burnout.

Leben – bis zum Tod?

Elisabeth Fankhauser lehrt palliative Pflege in der Geriatrie, die Pflege und Begleitung schwer leidender und sterbender alter Menschen. Diese hat dem Motto Albert Schweitzers zu folgen: „Die Würde des Menschen als das höchste uns anvertraute Gut und die Einzigartigkeit des Lebens stehen im Zentrum unseres Denkens und Handelns.“ In der palliativen Pflege ist, auch wenn die Aussicht auf Heilung entschwunden und nichts mehr zu machen ist, „noch alles zu tun“, sagte Fankhauser. Der Wille des Leidenden solle respektiert werden.

Die Gerontologin Cécile Wittensöldner ging auf die Herausforderung ein, Angehörige in der Auseinandersetzung mit der Krankheit, beim Verlust und im Trauerprozess zu begleiten. Die Ärztin Esther Scheffler-Kipfer und der Bundeshausbeter Beat Christen thematisierten die Spannung, welche Christen zwischen Berufung und Berufsalltag erfahren.

Länger leben, weniger sorgen

Dr. René Hefti, Leiter der Psychosomatik in der Klinik SGM, legte Zusammenhänge von Religiosität und Gesundheit dar. Nach US-Studien können regelmässige Kirchgänger auf ein um 7-14 Jahre längeres Leben hoffen. Die Teilnahme an Gottesdiensten hat statistisch einen deutlich stärkeren Effekt als privates Beten und Bibellesen. Die Forscher sprechen von einer Stärkung des Immunsystems.

Auch der Heidelberger Forscher Ronald Grossarth-Maticek hat für Menschen mit einer lebendigen, nicht angstbestimmten Gottesbeziehung eine deutlich höhere Lebenserwartung errechnet. Hefti zitierte seinen Befund: „Christen können Sorgen abgeben; sie können sich in Gott bergen…“ Der Psychosomatiker wies auch auf die heilende Kraft des Gebets hin, welche heute in den USA zunehmend anerkannt werde.

Der Heiler Jesus als Auftraggeber und Vorbild

Wenn Jesus für Christen in allem das Vorbild ist, dürfen sie von ihm auch das Heilen lernen. Davon ist der für Heilungsveranstaltungen bekannte Theologe Daniel Hari überzeugt. Er führte in Zürich ins „christozentrische Heilen“ ein, indem er seinen Weg skizzierte und biblische Kernaussagen auslegte.

„Gott will, dass alle Menschen gerettet werden“ (1. Timotheus 2,4): Das griechische Wort ‚sozein’ (retten) ist ganzheitlich zu sehen; es bedeutet laut Hari nicht nur Rettung von Sünden, sondern auch Heilung von Krankheiten und Befreiung von Bindungen. Christus habe den von Gott empfangenen Auftrag zu retten und zu heilen an seine Jünger weitergegeben. Die damit verbundene Vollmacht gelte es auch in Europa entdecken; Christen sollten sie zum Wohl ihrer Umgebung einsetzen.

Alternative Heilmethoden aus dem Westen von Esoterik unterscheiden

Esoterische Heiler bieten heute vielfältigste Wege zum Gesundwerden an. Den Hintergrund dieser Angebote (meistens östliche Religionen) beleuchtete der Drogist und Naturheilkundler Rolf Nussbaumer. Er unterschied grundsätzlich zwischen esoterischen Heilmethoden und jenen, die auf Christus gründen. „In ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig“, schrieb der Apostel Paulus – wer dies anerkenne, befinde sich auf anderem Boden als die Esoteriker.

Schul- und Komplementärmedizin treffen sich in der Wertschätzung von Heilpflanzen (Phytotherapie). Der Kräuterspezialist Nussbaumer erläuterte Ziele und Inhalte der von ihm geleiteten Schule für christlich-ganzheitliche Heilverfahren (CgH) und legte dann Kriterien zur Einschätzung von alternativen Methoden und Therapien vor.

In der Balance – oder versöhnt?

Stärker als alte westliche Heilverfahren (wie Schröpfen) faszinieren derzeit exotische Heilmethoden mit asiatischem Hintergrund. Akupunktur, Bachblütentherapie und Kinesiologie gründen auf Vorstellungen des Taoismus, der auf den chinesischen Weisen Laotse zurückgeht und Harmonie (Gleichgewicht von Yin und Yang) durch optimale Energieflüsse anstrebt. Krankheiten werden als Störungen des Energieflusses gedeutet, welcher den Menschen wie den Kosmos durchströmt.

Während Heilmethoden aus Asien auf fremdreligiösen Voraussetzungen beruhen und den Menschen fordern, sein Heil zu erarbeiten, gehen christliche Naturheilkundler vom Handeln von Jesus Christus aus, der als Retter den Menschen Versöhnung und ganzheitliches Heil anbietet. Die von Gott geschaffene Natur hält mit ihren Pflanzen vielfältigste Heilmittel bereit, so den Roten Sonnenhut (Echinacea purpurea), dessen positive Wirkung auf die Immunabwehr Rolf Nussbaumer abschliessend schilderte.

Leidenden helfen, mit Behinderungen zu leben

Im abschliessenden Podium, pointiert geleitet von Radiomoderator Ruedi Josuran, wurde der Begriff Gesundheit kontrastreich beleuchtet. René Hefti betonte, dass seelisch Kranke sich ihr Genesungs-Ziel selbst geben (im Unterschied etwa zu Herzkranken). Daniel Hari sass neben dem EVP-Politiker Gerhard Fischer, dessen Frau an Krebs gestorben war und der riet, Fragen offen zu lassen.

Gertrud Fankhauser mahnte, bei Menschen auch auf dem letzten Wegstück – wenn die Zeit ausläuft – die Qualität des Lebens im Blick zu behalten. Josuran stellte das Verlangen zu heilen dem Beruf der Ärzte gegenüber, die, wie Hefti und Pfeifer sagten, auf die Bewältigung der Situation der Leidenden hinwirken, damit sie ihr Leben auch mit Behinderungen gestalten können.

Datum: 04.10.2005
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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