Pauluskirche in Tarsus bleibt offen
Die türkische Regierung habe die ursprünglich nur für die Dauer des Paulus-Jahres geltende Sondererlaubnis zur Nutzung der Kirche für Gebet und Gottesdienst auf unbestimmte Zeit verlängert und die Befugnis zur endgültigen Entscheidung den örtlichen Behörden in Tarsus überlassen, sagte Padovese. Nun liege es an den lokalen Verantwortlichen, diese vorläufige Erlaubnis zur Nutzung der Kirche als Gotteshaus in eine endgültige Genehmigung umzuwandeln. Der Bischof zeigte sich im Gespräch mit dem Hilfswerk "Kirche in Not" zuversichtlich, dass das bald geschehen könnte und die Pauluskirche sich wieder vom "Museum" zu einem spirituellen Pilgerzentrum wandeln könne.
Pilger-Rekord
Die Stadt Tarsus, wo Saulus/Paulus vor 2000 Jahren geboren wurde, hat im Paulus-Jahr eine Rekordzahl an christlichen Pilgern empfangen. Nach Informationen von Padovese haben während des Paulus-Jahres 416 Pilgergruppen aus 30 Nationen die Geburtsstätte des Völkerapostels besucht. Der Bischof sagte weiter, viele Muslime seien beeindruckt gewesen, weil sie Christen in diesem Jahr nicht als Touristen, sondern als betende Pilger erlebten. Erstmalig sei wirklich sichtbar geworden, dass der Heilige Paulus in Tarsus verehrt werde und dass die Christen seinen Geburtsort nicht nur als ein Museum betrachten.Wohlmeinender Druck vom Ausland nützt
Die Pauluskirche in Tarsus war 1943 vom türkischen Staat beschlagnahmt worden und wurde bis zum Paulus-Jahr (zuletzt ausschliesslich) als Museum genutzt. Durch die neuen Entwicklungen sei vorerst garantiert, dass Christen auch nach Ende des Paulus-Jahres weiter nach Tarsus pilgern können und dort in der Kirche beten und Gottesdienst feiern dürfen.Der Bischof rief die Christen in Europa dazu auf, diesem Anliegen weiterhin Nachdruck zu verleihen. In der Türkei könne oft von aussen mehr erreicht werden als von innen, sagte Padovese. Ein gewisser öffentlicher Druck sei hilfreich, aber nur, wenn er aus der Liebe zur Türkei und aus dem echten Wunsch herrühre, dass im Land mehr Religionsfreiheit herrschen solle. In diesem Zusammenhang dankte der Bischof dem deutschen Botschafter Eckart Cuntz und dem Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner für deren Engagement für die Pauluskirche.
Hauptproblem Priesterausbildung
Die grössten Probleme für die Christen in der Türkei sieht Bischof Padovese weiterhin in der fehlenden Möglichkeit zur Priesterausbildung im Land. Er sagte, eine Zukunft der Kirche im Land könne es nur geben, wenn ihr gestattet werde, eigene Priesterseminare zu eröffnen und zu unterhalten (wie es in der spätosmanischen Zeit selbstverständlich war). Auf lange Sicht müsse es auch in der Türkei möglich sein, Priester im eigenen Land auszubilden.Datum: 04.07.2009
Quelle: Kipa