Der Geschichtenerzähler

Ich mag Geschichten. Spannende am liebsten. Wenn dann noch irgendwo unerwartet ein Überraschungsknaller auftaucht, dann ist mein Unterhaltungsbedürfnis vollends gestillt.
Munot

Kürzlich war ich auf dem Munot. Du weisst schon: dieses Wahrzeichen von Schaffhausen. Das Teil, das da bereits seit dem 16. Jahrhundert da steht. Wusstest du aber auch, dass der Munot ursprünglich eigentlich eine viereckige Form hatte und keine runde? Und das er ursprünglich eigentlich Unot hiess, was so viel wie «kein Leid» bedeutet? Hab ich's mir doch gedacht. Schon sind wir mitten in Geschichten ...

Einkaufstechnische Herausforderung

Das eigentliche Erlebnis jedoch war, dem Munotwächter Beck zu lauschen. Er reiht sich in eine fast nahtlos rückverfolgbare Reihe von Munotwächtern ein, die dieses Amt seit 1377 ausüben und auf dem Munot selbst wohnen. Wer da schon mal raufgelaufen ist, weiss, was das einkaufstechnisch bedeutet. Und würde wahrscheinlich nicht mit ihm tauschen wollen. Der aufmerksame Leser hat natürlich gemerkt, dass es irgendwie schräg ist, dass es den Munotwächter vor dem Munot selbst gegeben hat. Aber Jesus kam bekanntlich auch etwa 3 vor Christus auf die Welt. Ist das nicht ein Ding?!

Nebst dem, dass der Munotwächter Beck jeden Abend Punkt 21.00 Uhr das Munotglöcklein - das formatmässig eher einer mittelausgewachsenen Glocke entspricht - von Hand läuten muss, spontan auch schon mal das dazu passende Munotglöcklein-Lied schmettert und sich dabei selbst auf einer Drehorgel begleitet, hat mich seine Erzählgabe in den Bann gezogen.

Geschichtskracher aus dem Leben

Geschichten, wie der Sprung ins Munotglöcklein kam, warum die rotbehosten Napoleon-Franzosen beim Angriff der Österreicher nasse Füsse bekamen, was für ein Zusammenhang zwischen im Rebberg verstreut herumliegenden Socken und den funktionstüchtigen Kanonen besteht, haben mich in den Bann gezogen. Oder auch diejenige von der Muntowächterin, die man auf einen Stuhl angebunden im Turm am Seil herunter lassen musste, weil sie die Treppen zu Fuss nicht mehr in Angriff nehmen konnte. Einfach der Kracher, was das Leben für Geschichten schreibt.

Die gefangene Japanerin

Der absolute Burner war jedoch seine persönliche und zufällige Entdeckung eines Geheimganges, den er dann auch kriechend erkundete. Was man sich gar nicht detailliert auszumalen brauchte, da er diesen Part auch gleich selbst übernahm. Als er seine Neuentdeckung stolz dem Chef mitteilte, meinte dieser bloss, dass dieser Gang bereits bekannt sei, da er früher als Abfluss für die Toiletten diente. Wuaaah! Dieser in meiner Munotwächter-Geschichten-Top5-Rangliste konkurrenzlos führenden Story folgt dann irgendwann mal die der japanischen Touristin, die im verliesähnlichen Kellergeschoss versehentlich eingeschlossen wurde. Zwar konnte sie sich durch eine Schiessscharte hindurch bemerkbar machen, nur: Wer achtet bei einer Touristenattraktion wie dem Munot schon auf eine unverständliche japanische Laute kreischende, wildgestikulierende Japanerin? Da denkt man doch, die habe bloss das nächste tolle Sujet gefunden, vor dem sie sich verewigen lassen möchte. Also blieb sie eine Weile da. Zusammen mit ihrem nichtexistenten, tollen Sujet.

Offene und geschlossene Augen

Wie kann man solche Geschichten nicht lieben? Genau deshalb mag ich diesen Jesus so, der vor seiner eigenen Geburt auf die Welt kam. Er hat den Leuten nicht irgendwelche nackte Theologien und Lebensweisheiten ohne Alltagsbezug an den Kopf geschmissen, sondern hat immer wieder tolle Geschichten ausgeheckt und den Zuhörern die Augen geöffnet. Nicht allen. Denn nicht selten entscheiden sich Menschen, ihre Augen einfach geschlossen zu halten. Wahrscheinlich, um der unangenehmen Wahrheit nicht ins Gesicht blicken zu müssen.

Deine Geschichte?

Wenn Jesus in der Bibel in Lukas, Kapitel 15, die Geschichte von dem Typ erzählt, der sich von seinem Vater löst, um sein Leben völlig unabhängig und frei zu leben, dabei völligen Schiffbruch erleidet, am Tiefpunkt seines Lebens ankommt, zurück zu seinem Vater geht, um Vergebung bittet und dabei mit unglaublicher und unverdienter Liebe wieder aufgenommen wird, dann kann das sehr gut deine und meine Geschichte sein. Vielleicht läufst du auch vor dem himmlischen Vater davon und verschliesst deine Augen vor dieser Tatsache? Was wäre, wenn Jesus mit dieser Geschichte recht hat - und Gott sich dir gegenüber genauso verhält wie bei diesem Typen? So, dass er dich mit offenen Armen erwartet, um dir zu vergeben. Du hast es in der Hand, deine eigene Geschichte mitzuschreiben. Wie wär's, das Happyend bereits jetzt zu planen?

Link zum Thema: Mehr über Jesus erfahren 

Datum: 30.06.2009
Autor: Andreas Boppart
Quelle: Jesus.ch

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