Christus gecastet

Wer spielt Jesus am glaubwürdigsten?

Zum Nachdenken über Jesus Christus will ein ungewöhnliches Kunstprojekt anregen. «Casting Jesus» (Jesus-Auswahlverfahren) heisst der einstündige Film, der die Fernsehshow «Deutschland sucht den Superstar» zum Vorbild hat.
Auswahlverfahren wie bei «Deutschland sucht den Superstar»

Deutschland sucht den Super-Jesus: «Casting Jesus» – die Videoinstallation des Berliner Künstlers Christian Jankowski feiert eine besondere Premiere in der Stuttgarter Brenzkirche. Derzeit läuft der Film mehrmals täglich. 13 Schauspieler stellen in mehreren Runden Szenen aus dem Leben Jesu dar, bis schliesslich einer die Rolle des «Christus» erhält.

Die Jury setzte sich aus drei echten Vertretern des Vatikans zusammen. Diese entschieden, wer am überzeugendsten spielte: ob beim Brotbrechen, Krankenheilen oder beim Kreuztragen. In der Endausscheidung musste der Kreuzestod dargestellt werden. Produzent und Regisseur des Videos ist der Medienkünstler Christian Jankowski, der an der Stuttgarter Staatlichen Akademie der Bildenden Künste einen Lehrauftrag hat.

«Passion Christi» inspirierte

Christian Jankowski wurde durch einen Zufall zum Projekt inspiriert: 2003 hatte er die Gelegenheit, bei den Proben von «Die Passion Christi» von Mel Gibson in Rom zuzusehen. Dabei beobachtete er, dass der mit Kunstblut überströmte Jesusdarsteller von zwei echten Priestern beraten wurde, wie er sich in Szene setzen sollte. Jankowski fand das ungewöhnlich. Mit seiner Videoinstallation «Casting Jesus» geht er allerdings noch einen Schritt weiter: «Ich wollte den Vatikan selbst entscheiden lassen, wer Jesus sein soll», so der Künstler.

Pfarrer rechnet mit Kritik

Nach Angaben des Stuttgarter Bildungszentrums «Hospitalhof», welches das Projekt realisiert hat, wird das Video erstmals in einer Kirche gezeigt. Es ist täglich mehrere Stunden lang zu sehen, auch sonntags während der Gottesdienstzeiten. Da wird jedoch der Ton abgestellt.

Der Leiter des Bildungszentrums, Pfarrer Helmut Müller, rechnet damit, dass das bis zum 1. Juli dauernde Projekt auch auf Kritik stösst. Bisher sei aber noch nicht protestiert worden, teilten Sprecher der Stuttgarter Kirche und der örtlichen Evangelischen Allianz mit. Weder die zeitweise Umfunktionierung einer Kirche zur Kunstausstellung noch die Darbietungen der Schauspieler und Juroren hätten zu negativen Reaktionen geführt.

Jankowski beteuert seinerseits, die Kirche nicht auf den Arm nehmen zu wollen, sondern «in einem aktuellen Medienformat das heutige Bild von Jesus zu zeigen». Jesus treffe hier als christliche Ikone auf die moderne Welt der TV Casting-Show.

Webseite:
Kunst der Gegenwart im Hospitalhof

Kurze Szene auf YouTube zum Casting

Datum: 24.05.2012
Quelle: Livenet / Hospitalhof

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