QUERkopf Jakob Wampfler

Jakob Wampfler
Vom Wirtshaus ins Bundeshaus

Seine erste Flasche Wein trank er mit 14, danach wurde er schwerst alkoholabhängig. Jakob Wampfler lebte nah am Abgrund, als er den Ausstieg schaffte. Jetzt arbeitet er im Bundeshaus und hat seine Lebensgeschichte aufgeschrieben.

In der Sendung Quer des SFDRS vom 29. April berichtet er über sein Leben - wie er durch den Glauben an Jesus Christus frei von Alkohol wurde und auch über das Gespräch mit Bundesrat Christoph Blocher über sein Buch "Vom Wirtshaus ins Bundeshaus". Die erste Auflage war innert Kürze ausverkauft. Auch in diversen Tageszeitungen berichten über den bodenständigen Mann, der durch Gottes Kraft verwandelt wurde.

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Video-Beitrag von Wunder heute: Vom Wirtshaus ins Bundeshaus

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Artikel Tagesanzeiger: Ein Wanderer auf schmalem Grat

Leseprobe aus ‚Vom Wirtshaus ins Bundeshaus' von Jakob Wampfler

Ich verteilte Tausende von Flugblättern, in denen die Autoren dazu aufriefen, gegen das kapitalistische System Stellung zu beziehen. "Proletarier aller Länder, vereinigt euch!", stand jeweils ganz unten auf der Seite. Ganz besonders angetan war ich von einer Zeitschrift mit dem Namen "Neue Wege - Christen für den Sozialismus". Diese verbreitete ich, wo ich nur konnte. In einer Zeitung schrieb ich sogar regelmäßig Kolumnen, in denen ich meine linkspolitischen Ansichten mit christlicher Überzeugung einer breiten Öffentlichkeit weitergab. Und selbstverständlich durften bei meinen Aktivitäten auch die an die Hauswände, in Unterführungen oder in die öffentlichen Aufzugschächte hingesprayten Parolen nicht fehlen. Mein damaliges Lieblingsmotto lautete: "Macht alles kaputt, was euch kaputt macht!" Und das alles im Namen Jesu! Welche Verblendung!

Eines Tages waren meine neuen Freunde von der Revolutionären Marxistischen Liga (RML) und ich wieder einmal in absoluter Kampfstimmung. Gegenseitig stachelten wir uns an und riefen uns politische Phrasen zu: "Nieder mit den Kapitalistenschweinen! Es lebe der Marxismus!" Den ganzen Tag über nahmen wir an einer Demo teil, um dort unsere politischen Ziele zu proklamieren. Unsere Mäuler waren vom vielen Herumschreien schon fast ausgetrocknet. Und somit war es Zeit, das nächstbeste Wirtshaus aufzusuchen.

Wir betraten eine alternative Spelunke, in der noch viele andere Gleichgesinnte anwesend waren. Meine Kollegen bestellten allesamt ein Bier oder genehmigten sich eine Flasche Wein. Da konnte und wollte ich natürlich nicht mehr zurückstehen. Wegen eines einzigen Glases Bier wird ja wohl nicht die ganze Welt untergehen! Und überhaupt: Ich hatte meine Sucht nun ja schon seit langer Zeit im Griff! - So jedenfalls dachte ich.

Aus dem einen Glas Bier wurde schließlich ein zweites, dann ein drittes, ein viertes, und letztlich waren es alles in allem gesehen fast drei Liter Bier, die ich an diesem Abend in mich hineingeschüttet hatte. Egal, ob ich es wahrhaben wollte oder nicht: Ich war nun ein Rückfälliger geworden.

Nach diesem einen Vollrausch blieb ich zwar wieder längere Zeit trocken. Als es dann aber Zeit wurde, mir im Anschluss an meine Ausbildung eine neue Arbeitsstelle zu suchen, da passierten eine ganze Anzahl weiterer solcher Abstürze. Sämtliche Bewerbungen, die ich schrieb, endeten mit Absagen. Ich verkraftete dies nicht mehr und nahm mir deshalb das Recht heraus, mich erneut etliche Male zu betrinken. Damit strafte ich aber nicht die anderen, sondern mich selber. Einmal mehr hatte mich der Geist der Lüge und des Selbstbetrugs eingeholt.

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Datum: 30.04.2005

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