EVAN ALMIGHTY: Gott – der Mann in weiss?

Noah-Geschichte
Evan almighty
Der Film ist humorvoll
Reichen und Mächtigen
Gross und Klein
Film in Kino

Mitte August kommt EVAN ALMIGHTY und damit eine moderne Übertragung der biblischen Noah-Geschichte in die Schweizer Kinos. Angekündigt als familientaugliche Komödie mit wertvoller Unterhaltung für Gross und Klein hält der Film nur teilweise, was er verspricht.

Zunächst das Gelungene: Der Film ist humorvoll, lebt von komischen Situationen und witzigen Dialogen, bietet eindrückliche Spezialeffekte und zeigt eine mit grossem Aufwand liebevoll und farbenfroh in Szene gesetzte Fauna. Dass der Streifen ohne Gewalt, Sex und Schlüpfrigkeiten auskommt, ist wohltuend. Ebenfalls sympathisch: Durch alle Spannungen und Alltagskonflikte hindurch kommt ein positives Familienbild zum Ausdruck. Weiter ist EVAN ALMIGHTY zugute zu halten, dass er egoistischen Reichen und Mächtigen an den Karren fährt und die Verantwortung gegenüber der Schöpfung thematisiert.

Der Inhalt ist schnell erzählt: Evan, soeben als neuer Kongressabgeordneter nach Washington gewählt, strebt gerade mit grossem Haus und Auto dem Leben der High Society entgegen, als ihn der höhere Auftrag erreicht: Genesis 6, 14. Evan Baxter soll wie dereinst Noah eine Arche bauen, ein Rettungsboot von riesigen Dimensionen für die Tiere unserer Welt. Die Berufung Gottes würfelt Evans Alltag natürlich gehörig durcheinander – vom biblischen Bart- und Haarwuchs für den richtigen Noah-Look bis zu den Tausenden von Tierpärchen, die der Familienvater wie ein Magnet anzuziehen scheint und die ihn peinlicherweise bis ins Weisse Haus verfolgen. Es bleibt ihm nur der komplette Ausstieg. Einsam und unverstanden macht er sich an den Bau der Arche, nach und nach mit der Hilfe seiner Familie und den Tieren selbst. Kaum ist der riesige Kasten fertig, bricht der Damm und überflutet das Tal. Die Wassermassen tragen die Arche bis ins nahe Washington, wo die Arche (un)sinnigerweise mit Karacho vor dem Weissen Haus landet.

Dass das Machwerk aus Hollywood nicht die Rettung der Gläubigen und das Verderben der Sündigen darstellt, wie es die biblische Geschichte von Noah, Arche und Sintflut tut, ist der Komödie nicht zu verübeln. Sie dreht den Rettungsgedanken Richtung Ökologie. Die Raffgier und Bausünden der Menschen, die Zerstörung der Natur soll hier gegeisselt werden. Zu retten sind Tiere und im letzten Moment spottende Menschen, die doch noch ein Einsehen haben. Das mag in der heutigen Zeit eine lohnende Botschaft sein. Mehr Probleme wird gläubigen Christen wohl die Tatsache bereiten, dass der Film Gott, den Allmächtigen, in Gestalt eines Menschen darstellt. Der Schauspieler Morgan Freeman gibt Gott zwar mit viel Charme und Weisheit – doch der Verstoss gegen das zweite Gebot des Dekalogs bereitet Mühe: „Du sollst dir kein Bildnis machen“. Nach dem Alten Testament ist der Allmächtige unvorstellbar, heilig, sein Anblick ist selbst für grosse Gottesmänner wie Mose und Elia nicht erträglich. Das Bild, das uns von Gott im Neuen Testament gegeben ist, ist jenes von Jesus Christus.

EVAN ALMIGTY präsentiert sich als Familienfilm mit Freigabe für Kinder ab sieben Jahren. Dabei könnte die Gottesdarstellung der Stolperstein für christliche Familien sein. Denn: Während sich der Auftritt Freemans in weisser Hose und in weissem Shirt mit Jugendlichen diskutieren lässt, wird sich dem Kind das Bild des alten, freundlichen und teilweise lustigen Mannes als Gott tief in die Seele brennen: „Aha, so sieht Gott also aus!“ Was Kinder konkret sehen, nehmen sie als absolut auf. Im zarten Alter der Unterstufe geht ihnen die Fähigkeit ab, diese Filmdarstellung zu abstrahieren. Mit der Familie ins Kino oder nicht? Keine leichte Entscheidung also für christliche Familien, denen es ein Herzensanliegen ist, ihren Kindern die biblischen Inhalte wahrheitsgemäss und altersgerecht zu vermitteln.

Wie so oft, wenn Filme mit Bezügen zu biblischen Themen daherkommen, kann es sich für Kirchen und Gemeinden lohnen, die Diskussion zu eröffnen. Die Komödie bietet genügend Zündstoff. Während der Zeit, in der EVAN ALMIGHTY im Kino zu sehen ist, wären Gottesdienste und Veranstaltungen zur wirklichen Noah-Geschichte möglich, zur ökologischen Verantwortung oder auch zur Frage, ob Menschen heute solche höheren Aufträge Gottes erhalten und wie sie damit umgehen. Als Christinnen und Christen sind wir zur kritischen Auseinandersetzung mit allem, was Kultur und Unterhaltung hervorbringen, herausgefordert – auch mit einem solchen Film. Bevor man über ihn urteilt, sollte man ihn sich besser ansehen.

EVAN ALMIGHTY startet am 16. August in der Deutschschweiz und am 15. August in Romandie (nämlich unter dem Titel „Evan tout-puissant“)


www.evanalmighty.ch

Datum: 15.08.2007
Autor: Fritz Herrli

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