Film über den ältesten Grundschüler der Welt
Die erstaunliche Geschichte dieses Mannes wird Hollywood verfilmt. Maruge kämpfte in den 50er Jahren im Mau-Mau-Aufstand gegen die britischen Kolonisatoren. Er wurde verhaftet und in einem britischen Lager gefoltert.
Lernen, um die Bibel selber zu lesen
2004 brachte der alte Mann Jane Obinchu ziemlich in Verlegenheit. Sie ist Leiterin der Kapkenduiywo-Grundschule in Eldoret. Im Alter von 84 Jahren kam Kimani Maruge mit abgeschnittenen Hosenbeinen und Kniestrümpfen in die Schule und verlangte, in die erste Klasse aufgenommen zu werden. Die damals gerade neu gewählte Regierung des Präsidenten Mwai Kibaki hatte die Schulgebühren für die Grundschule abgeschafft. Das war für Maruge, der noch nie in seinem Leben eine Schule besuchen konnte, die Chance, „etwas zu lernen".Er wolle die Bibel selbst lesen können, begründete er sein Lerneifer, weil er den Verdacht hatte, dass die „Prediger die Gläubigen manchmal in die Irre führen". Seit er lesen gelernt hatte, stand Maruge um drei Uhr auf, las in der Bibel und betete. Anschliessend schlief er bis fünf Uhr weiter und startet dann in den Tag.
In Kenia stieg er 2004 zu einer lokalen Berühmtheit auf. Er bekam als ältester Grundschüler der Welt einen Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde. 2005 wurde Maruge nach New York zur UN-Vollversammlung eingeladen. Vor der Weltversammlung warb er für kostenlose Bildung für alle.
Schulbesuch erschwert
Doch auch seine Berühmtheit half Maruge wenig, als nach der umstrittenen Präsidentenwahl Ende 2007 Unruhen im Land ausbrachen. Als Kikiyu im Rift Valley, das von den Kalenjin-Völkern für sich beansprucht wird, wurde auch er ein Opfer der Gewalt. Er flüchtete in ein Camp nicht weit von seiner Heimatstadt, sein Haus wurde geplündert, aber zumindest nicht niedergebrannt. Trotz der gefährlichen Lage wollte er sich sein schwer erkämpftes Recht auf Bildung selbst in den chaotischen Wochen nach der Wahl nicht nehmen lassen. Jeden Morgen marschierte er vier Kilometer zu seiner Grundschule - bis es endgültig zu gefährlich wurde. Maruge wurde vom Roten Kreuz in Nairobi in einem Altenheim untergebracht - hundert Meter von einer Grundschule entfernt. Dort schrieb sich Maruge wieder in die vierte Klasse ein und schaffte die Versetzung in die fünfte Klasse als 14. von 58 Schülern.Die Leiterin des Altenheims, Denotila Ekuyi, sagte der Tageszeitung „East African Standard", dass Maruge auch nach der Krebsdiagnose keinen Tag in der Schule gefehlt habe. Am Tag vor seinem Tod habe er noch darum gebeten, dass ihm jemand aus der Bibel vorliest. In diesem Jahr soll der Film „Der Erstklässler" über sein Leben in Südafrika gedreht werden.
Datum: 18.08.2009
Autor: Bruno Graber
Quelle: Livenet.ch