Film des Monats «Das weisse Band»

Die Jury der Evangelischen Filmarbeit hat Michael Hanekes «Das weisse Band» als Film des Monats Oktober ausgezeichnet.
Bedrückende Geschichte: Von der befreienden Kraft der Verkündigung Jesu keine Spur.

Der in Schwarz-Weiss gedrehte Film entwerfe das Bild einer protestantischen Dorfgemeinschaft in Norddeutschland am Vorabend des Ersten Weltkriegs, teilte die Jury mit.

Mit geheimnisvollen Anschlägen auf Dorfbewohner werde ein Klima der Angst und Einschüchterung geschaffen, das den Boden für neue Gewalt bereite. Scheinbar voneinander unabhängige Ereignisse erschüttern eine norddeutsche Dorfgemeinschaft. Der Dorfarzt stürzt mit seinem Pferd über einen von Unbekannten gespannten Draht und verletzt sich schwer. Die Frau eines Bauern stirbt bei einem Arbeitsunfall. Sein Sohn macht den Gutsherrn für den Tod seiner Mutter verantwortlich und will sich rächen. Als der Sohn des Gutsherrn im Wald misshandelt aufgefunden wird, eskaliert die Situation. Schliesslich wird ein behindertes Kind ebenfalls Opfer einer anonymen Gewalttat. Die Verdächtigungen untereinander wirken in der Dorfgemeinschaft wie ein schleichendes Gift.

Mentalität für Gewaltexzesse geschaffen

Das Werk sei «ein filmischer Diskurs über Autorität, Disziplinierung und ihre Folgen». Im Namen der Verantwortung für die Gemeinschaft wird ein Klima der Angst und der Einschüchterung geschaffen, das den Boden für neue Gewalt bereitet. Damit stellt der Film die Frage nach individueller und gesellschaftlicher Schuld. Besonders der protestantische Pfarrer bildet in einer Mischung aus Fürsorglichkeit und unbarmherziger Strenge den Typ des Geistlichen, der in seiner Selbstgerechtigkeit seine Kinder und eine ganze Generation von Konfirmanden terrorisiert. Unerwünschtes wird totgeschwiegen, von der befreienden Kraft der Verkündigung Jesu keine Spur. An dieser Figur wird bedrückend sichtbar, wie sehr die Kirche die Mentalität mitgeschaffen hat, die für die politischen Gewaltexzesse des 20. Jahrhunderts in Deutschland verantwortlich ist.

Der Film, der in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet wurde, kommt am 15. Oktober in die deutschen Kinos.

Regie: Michael Haneke
Drehbuch: Michael Haneke
Format: 35mm, Schwarz-Weiss, 145 Min.
Verleih: X Verleih AG

Datum: 01.10.2009

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