«Ihr Glücksstern leuchtet derzeit aussergewöhnlich hell für sie», verhiess der Astrologe Michael Vescoli vor dem Wahlabend im «Blick». Doch Livenet.ch deckte bereits bei der Bundesratswahl im Dezember auf, dass die Sterne überhaupt nichts Aufschlussreiches zu bieten haben. Sollte sich dies geändert haben? Oder sollte erneut wortreiche, doch letztlich nichts sagende Orakelei hellseherische Kompetenz vorgaukeln? Vescolis Vorhersagen auf dem Prüfstand. Neun Sätze sprach Vescoli über den Bündner Finalisten Mario, der den zweiten Platz erreichte. Satz 1: «In jeder Umgebung geschätzt und beliebt, geniesst er seine Auftritte auf der Bühne.» Das wissen wir seit der ersten Sendung. Doch weiter mit Satz 2: «Er hätte auch das Geschick, ein guter Moderator zu werden.» Das haben wir in den letzten neun Finalsendungen ebenfalls längst gesehen. Satz 3: «Er ist kein «Ich-kam-sah-und-siegte-Typ», sondern baut seinen Erfolg kontinuierlich aus.» Auch dass hat jeder «MusicStar»-Zuschauer längst selber entdeckt. Wo bleiben die greifbaren Vorhersagen? Vielleicht ab Satz 4? «Er ist ein vielseitiger Kulturschaffer und braucht dadurch etwas länger, um zu seiner Bestimmung zu finden.» Toll. Das hat die «MusicStar»-Jury auch ständig gemeint. Hat Vescoli überhaupt in die Sterne geschaut? Doch die Prognose geht ja noch weiter. Satz 5: «Je älter er wird, desto erfolgreicher wird er, denn er verfügt über Disziplin und Ausdauer, wie sie keiner der anderen Kandidaten hat.» Bisher war er Lehrer, nun ist eine Musiker-Karriere möglich. Gut beobachtet, er wurde tatsächlich erfolgreicher. Dass Mario und vor allem Daniela mit Disziplin und einem langen Atem gesegnet sind, haben wir wöchentlich aufs Neue gesehen. Was bringen die Sterne, wenn sie nur das sagen, was eh alle wissen? Satz 6: «Der Jupiter bringt ihm derzeit den Erfolg, aber nicht auf die Schnelle wie bei «MusicStar» sondern mit Kontinuität.» Sobald er keinen Erfolg mehr hat, ist einfach derzeit vorbei. Satz 7: «Die Waage bringt ihm die Liebe zur Kunst, der Einfluss des Steinbocks gibt ihm Zielstrebigkeit und Ausdauer.» Er hat Liebe zur Kunst. Er hat Zielstrebigkeit. Er hat Ausdauer. Waage und Steinbock müssen gar nichts mehr bringen. Satz 8: «Und das Tierkreiszeichen Zwilling lässt ihn vielseitig und beweglich bleiben.» Vielseitig und beweglich sind sehr dehnbare Begriffe. Wie unbeweglich wäre er denn ohne "Zwillingseinfluss"? Satz 9: «Den Erfolg, den er jetzt schon hat, geniesst er.» Dagaben die Sterne und Vescoli zum Schluss noch mal alles. So gut informiert, lassen wir uns auch die Prognosen zu Piero und Carmen nicht nehmen. Zu Piero, dem Drittplatzierten, liessen sich die Sterne – oder kam Vescoli ohne sie aus? – elf Sätze einfallen. Satz 1: «Er ist ein eigenwilliger und kluger Kopf, der gerne aus der Reihe tanzt.» Toll, wussten wir nach zwei Sendungen. Satz 2: «Er liebt das Risiko, und wenn es schiefläuft, spielt er den unverstandenen Mann und bald wieder ein neues Spiel.» Wussten wir ebenfalls aus der Sendung. Schön, dass uns Herrn Vescoli diesen alten Hut nun als Info von den Sternen verkaufen will. Satz 3: «Sobald er sich an etwas gebunden fühlt, beginnt er, sich frei zu strampeln.» Dies brachte ihm vor einem Monat schon Schlagzeilen im Blick. 0:3 gegen die Sterne. Satz 4: «Er muss aufpassen, dass es ihm nicht ergeht wie Hans im Glück – der konnte auch nicht mit Gold umgehen.» Ja, da muss er aufpassen. Welcher Mensch muss das nicht? Satz 5: «Äusserlich entspricht er dem Strahlen der Venus, die ihm klar den Weg zeigt und ihm zu erkennen gibt, wie er ans Ziel kommt.» Wird Piero hier weiblicher Charme untergejubelt? Weg und Ziel? Warum schreibt er nicht zum Beispiel «Plattenerfolg» und «nationale» oder «internationale Musikkarriere»? Das wäre greifbar. So sagen die Sterne alles und zugleich nichts. Satz 6: «Innerlich ist er ein Wassermann.» Der Wassermann soll seiner Zeit voraus sein und habe einen Blick für kommende Entwicklungen. Doch lassen wir uns nicht beirren, Satz 6 gehört schliesslich zu Nummer 7, vielleicht kommt’s ja noch: Satz 7: «Das führt dazu, dass er sich nicht festlegen möchte.» Aha. Das haben wir bereits in grösseren Blick-Schlagzeilen gesehen. Satz 8: «Freiheit ist sein Lebenselixier.» So ähnlich äusserte sich Piero selbst. Satz 9: «In dieser Kombination würden ihm 2004 und 2005 mehr Bürde als Würde bringen.» Das war in seinem Leben bisher so und wird weiterhin so sein. Zum Beispiel als er seine Freundin – das Hochzeitskleid war schon gekauft – sitzen liess. Aber davon haben wir ja längst gelesen. Satz 10: «Doch der Engel der Begeisterung reitet auch ihn von Erfolg zu Erfolg.» Stimmt. Das konnten wir ja Sonntag für Sonntag mitverfolgen. Satz 11: «Dabei würde ihn das Zuviel an Rampenlicht belasten und unwirsch machen.» Super Entdeckung. So ein «Zuviel» täte wohl keinem gut ... Haben die Sterne wenigstens bei Carmen etwas gesehen? «Carmen ist der Liebling der Sterne» steht ja schliesslich über Vescolis Analyse. Zehn Sätze lang ist Vescolis Sternguck-Prognose für die spätere Siegerin Carmen. Satz 1: «Sie kann gar nicht anders, als der Fülle ihrer schöpferischen Kraft Ausdruck zu geben.» Wer «MusicStar» schaute, weiss dies seit der ersten Sendung. Satz 2: «Sie ist zur Künstlerin geboren.» Sahen wir längst. Eine Worthülse. Wo bleiben echte Vorhersagen? Satz 3: «Könnte sie nicht singen, würde sie eine Schar Kinder gebären und aus ihnen Unterhaltungskünstler machen.» Wäre in einer Glosse witzig. Aber wenn die Sterne nichts zu sagen haben ... Oder doch noch? Satz 4: «Ihr Hauptanliegen ist, aktiv zu Lust und Lebensfreude beizutragen.» Das nehmen wir bei einer langjährigen Jungscharleiterin und einer solchen Frohnatur an. Wäre es die bisher schwächste Aussage würden wir hier beide Augen zudrücken ... . Satz 5: «Leidenschaftliche Tiefe vereint sich in ihr mit schlagfertiger Offenheit.» Mann-omann! Das haben wir ja nun in so manchem TV-Einspieler gesehen. Dies als «in den Sternen gesehen» ist fast schon peinlich. Satz 6: «Sie wird auch nach MusicStar im Rampenlicht bleiben als Popstar oder in anderen Bereichen.» Genau das hat Chris von Rohr auch gesagt. Lange vor Vescoli. Oder kommt die grosse Neuigkeit doch noch? Satz 7: «Jupiter herrscht über ihrer Geburt und ihrem Leben, gepaart mit der Magie des Skorpions kann sie Berge versetzen.» Da haben die Sterne aber schön in die Röhre gekuckt: Jesus herrscht über ihrem Leben, hat Carmen gesagt. Und Berge versetzen kann sie. Aber durch den Glauben an Gott. Nicht durch die Magie des Skorpions. Satz 8: «Was sie will, erreicht sie.» Solche Prognosen lieben wir. Satz 9: «Mit ihrer charismatischen Ausstrahlung erfüllen sich bei Carmen viele ihrer Wünsche von alleine.» Manche aber nicht, andere dagegen schon, diese wiederum nicht und so weiter ... Satz 10: «Die junge Künstlerin trifft vor allem jetzt den Nagel auf den Kopf, und ihr Glücksstern Jupiter lässt sie nie im Stich.» Schön und immer schön interpretierbar. Die Sterne haben überhaupt keine brauchbare neue Aussage geliefert. Fast alles, was Astrologe Michael Vescoli bei seinem Blick in die Sterne entdeckte, war und ist den «MusicStar»-Konsumenten längst bekannt. Er nutzte den Platz nicht für echte Vorhersagen, die denn auch überprüfbar gewesen wären. Ein "Carmen wird 1., Mario 2. und Piero 3." wäre wesentlich beeindruckender gewesen, als das Auftischen von Altbackenem. Der «Blick» gab am 14. Februar auch eine Plattform für den Gott der Bibel. Mit der Titelstory „Bibelgruppe Musicstar - Der liebe Gott singt mit“, wurde über den Glauben der vier Halbfinalisten berichtet. Alle vier würden an Gott glauben und auch vom Beten war die Rede. Der katholische Piero Esteriore beispielsweise liess verlauten, dass er nicht ohne ein «Vater unser» auf die Bühne gehe. Und Gott sei für Ihn das Wichtigste im Leben. Er besucht jeden Sonntag die Kirche, wo auch sein Vater Organist ist. Für die reformierte Daniela Brun ist Gott viel grösser als Musicstar. «Ich spreche mit Gott wie mit einem Freund», sagt sie gegenüber Blick. Daniela war früher in einer Jungschar aktiv. «Das Christentum ist für mich die einzige Wahrheit», so die Zugerin. Mario Pacchioli meditiere und bete täglich. «Im Dialog mit Gott lerne ich mich selbst besser kennen», gesteht der Bündner. Auch weitere «MusicStars» haben sich zu Ihrem Glauben an Gott bekannt. Carmen Fenk ihrerseits dankte nicht dem Jupiter, dem grössten Planten unseres Sonnensystems, sondern dessen Schöpfer: «Ich danke aus meinem tiefsten Innern Gott» und weiter: «Er hat mich durch all dies durchgetragen und will, dass ich diesen Weg jetzt gehe.» Der erste «MusicStar» der Schweiz verlässt sich lieber auf Gott als auf einen um die Sonne kreisenden Gasballon. Artikel zum Thema: Carmen Fenk: Ihr Glaube ist ihr Treibstoff
Datum: 24.02.2004«Mario baut Erfolg kontinuierlich aus»
«Venus zeigt Piero den Weg»
«Carmen ist zur Künstlerin geboren»
«MusicStars» danken Gott und nicht dem Jupiter
Positives Energiebündel: Carmen wird MusicStar
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch
Vor dem «MusicStar»-Finale schaute Astrologe Michael Vescoli für den «Blick» vom 21. Februar in die Sterne. Ein genauer Blick dagegen zeigt: Die Sterne sagten überhaupt nichts Brauchbares (vor)aus! Die vier Halbfinalisten von «MusicStar» bekennen sich zum Gott der Bibel und nicht zur Astrologie, wie «Blick» eine Woche vorher aufdeckte.