Hans Apel ist tot

«Was interessiert mich Darwin?»

Der frühere deutsche Bundesverteidigungsminister Hans Apel ist tot. Der engagierte und kirchenkritische Christ verstarb am 6. September 2011 im Alter von 79 Jahren in Hamburg.
Scharfer Kritiker der evangelischen Kirche: Hans Apel

Der frühere Bundesminister, der zum konservativen Flügel seiner Partei zählte, war auch ein scharfer Kritiker der evangelischen Kirche. Gleichzeitig lag ihm sehr viel am christlichen Glauben.
 
Apel war seit 1970 Mitglied des SPD-Bundesvorstands. Von 1972 bis 1974 war er Parlamentarischer Staatssekretär im Auswärtigen Amt. Mit 42 Jahren wurde er 1974 Finanzminister in der sozialliberalen Koalition unter Bundeskanzler Helmut Schmidt und 1978 Verteidigungsminister.

Mit dem Ende der Koalition 1982 endete auch seine Minister-Amtszeit. Apel, der keine persönliche Beziehung zu Berlin hatte, wurde von der SPD 1984 ins Rennen um den Bürgermeisterposten geschickt, unterlag aber Eberhard Diepgen von der CDU. 1988 wurde Apel nicht wieder in den Parteivorstand gewählt – enttäuscht verzichtete er auf sämtliche Parteiämter. Bundestagspräsident Norbert Lammert würdigte den Verstorbenen als «herausragenden Politiker und leidenschaftlichen Parlamentarier».

Scharfer Kritiker der evangelischen Kirche

Nach Angaben der evangelischen Nachrichtenagentur «idea» war Apel auch ein scharfer Kritiker der evangelischen Kirche. Mit den Worten «Das Mass ist voll» sei er 1999 zusammen mit seiner Frau Ingrid aus der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche aus- und wenig später in die Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche eingetreten. Er protestierte damit auch gegen die Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften in Hamburg.

Keine Orientierung mehr

Laut idea vertrat Apel die Ansicht, dass die Landeskirchen aufgrund ihrer pluralistischen Ausrichtung keine Werteorientierung böten. Ursache sei eine sich von der Bibel emanzipierende Theologie. Im Jahr 2003 kritisierte er in seinem Buch «Volkskirche ohne Volk» eine profillose Kirche, in der die Botschaft des Evangeliums an den Rand gedrängt werde, und eine radikale Kurskorrektur verlangt. Apel warnte  vor einem «weichgespülten Christentum». Eine Kirche, die genauso plural sein wolle wie der Staat, könne nicht als «Licht der Welt» und «Salz der Erde» wirken, zitiert idea den Politiker.

EU = «teure Illusion»

In seinem Buch «Die deformierte Demokratie» nahm er 1994 die damalige Europäische Gemeinschaft als «eine teure Illusion» ins Visier. Zuletzt veröffentlichte er seine Bücher «Volkskirche ohne Volk» (2003), «Europa ohne Seele» (2007) und seine Lebenserinnerungen «Hans, mach du das!» (2010) im evangelischen Brunnen Verlag. Dessen Geschäftsführer, Holtgrefe, bezeichnete Apel gegenüber pro als einen «äusserst engagierten Christen, der das lebte, was er sagte und nie um die Sache drumherum geredet hat, sondern ehrlich und offen war – und das in norddeutscher Klarheit.» 

Was interessiert mich Darwin?

Laut einer Pressemitteilung sagte Hans Apel kürzlich reflektierend: «Ich bekenne meinen Glauben auch öffentlich und versuche gar nicht erst, ihn mit meinem rationalen Verhalten abzustimmen. Ich versuche, mich an Gottes Gebote zu halten und weiss, wann ich schwach war. Dann will ich mich bessern und bitte Gott um Hilfe. Was interessiert mich schon, ob die Wissenschaft im Anschluss an Darwin die Entwicklung der Arten einleuchtend erklärt, das der Kosmos Folge eines Urknalls ist? Ohne Gottes Mitwirkung sind solche Prozesse für mich sowieso nicht vorstellbar. Ich brauche meinen Glauben, um leben zu können. Mein Gebet tröstet mich, hilft mir. Das ist keine Autosuggestion.»

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Hans Apel: Deutschland - Evangelische Kirchen ohne Saft und Kraft

Datum: 08.09.2011
Quelle: Brunnen Verlag / pro / idea

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