Condoleezza Rice – eine Kindheit im Rassenkonflikt

Condoleezza Rice

Magnolie aus Stahl wird sie in Washington genannt, die neue Aussenministerin der USA. Und dass Condoleezza Rice, die ‚mächtigste Frau der Welt’, ähnlich gläubig sein soll wie George W. Bush, macht sie den europäischen Medien doppelt verdächtig.

Regelmässig verschwiegen wird, dass sie aus einer reformierten Pastorenfamilie stammt. Condoleezzas Vater John W. Rice Jr. leitete die Westminster Presbyterian Church in der Grossstadt Birmingham im südlichen Bundesstaat Alabama.

Als sie 1954 geboren wurde, wünschte die Mutter, eine Musiklehrerin und Organistin, dass ihre Tochter nach einer Vortragsbezeichnung für Musikstücke benannt würde: con dolcezza, auf süsse Weise. So ungewöhnlich war der Name, dass er falsch, mit e statt c, eingetragen wurde.

Mit drei am Klavier

Zu einer Zeit des Rassenhasses gegen die Schwarzen gaben die Eltern Condoleezza jede mögliche Gelegenheit, sich zu entfalten. Das erste Klavierstück, das ihr die Grossmutter beibrachte, war „Welch ein Freund ist unser Jesus“. Dreijährig spielte sie der Familie vor, mit fünf sass sie neben ihrer Mutter auf der Orgelbank. „She always was the little lady“, erzählte ihre Tante der Reporterin von Christianity Today.

1963, Condi war neun, explodierte an einem Sonntagmorgen unweit der Kirche eine Bombe. Sie galt der benachbarten Baptistenkirche. Vier schwarze Mädchen, darunter eine Schulkollegin von Condi, kamen um. Die Untat bereitete den Weg zum Bürgerrechtsgesetz von 1964, dem grossen Sieg der Bewegung um Martin Luther King.

Gott gibt Selbstwertgefühl

Weil den Schwarzen die Freizeiträume der Weissen versperrt waren, schuf Vater Rice eine Jugendgruppe. Da wurde die Bibel gelesen, getanzt und ausgefahren. Für John Rice gab es zwei Schlüssel, um die Schwarzen aus ihrer Misere zu befreien: Gott und Bildung.

Der Rassismus bestärkte Condoleezzas Eltern im Bestreben, ihrer Tochter ein gesundes Selbstwertgefühl als Kind Gottes zu vermitteln, ihr Eigenständigkeit und Zielstrebigkeit mitzugeben. Um mit den Weissen gleichzuziehen und in ihrer Welt eine Chance zu haben, musste sie doppelt so gut sein.

Abschied vom Künstlertraum

Die Familie zog vom heissen Alabama ins kühle Denver, als der Vater dort eine Dozentenstelle bekam. In der katholischen Schule nahm Condi Eiskunstlauf-, Tennis- und natürlich Klavierunterricht. Mit 15 schrieb sie sich bereits an der Universität ein.

Doch nach jahrelangem fleissigen Üben realisierte Condi, dass sie nicht zu den grossen Pianisten gehören würde. Sie eröffnete ihren schockierten Eltern, dass sie fortan politische Wissenschaften studieren werde.

Den Weg wies ihr der exil-tschechische Dozent Joseph Korbel, der Vater von Madeleine Albright, der die Bedeutung der uramerikanischen Ideale Freiheit und Demokratie für die Studenten eindrücklich verkörperte. Condoleezza Rice wurde – Ostblock-Expertin.

Quelle: Livenet/Christianity Today

Datum: 19.11.2004
Autor: Peter Schmid

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