Das Erlebnis des Hasses auf die Schwarzen in ihrer Kindheit prägte Condoleezza Rice. Sie wollte für die Würde aller Menschen und ihre Freiheit einstehen. Dazu kam der Einfluss des Politologie-Professors Josef Korbel, der aus der Tschechoslowakei geflohen war. Die brillante schwarze Studentin lernte Russisch und avancierte in der Abenddämmerung des Kalten Kriegs zur Ostblockexpertin. Bereits mit 26 erhielt sie einen Lehrauftrag als Assistenz-Professorin an der kalifornischen Prestige-Universität Stanford. In jenen Jahren wurde der Glaube der Pastorentochter an Christus neu belebt. In einem Supermarkt sprach sie an einem Sonntagmorgen ein Kirchenchordirigent an, der ihre schlanken, kräftigen Finger sah. „Sind sie Musikerin?“ – „Wie kommen Sie darauf?“ Der Chor brauchte dringend eine Pianistin. Rice, die ursprünglich Konzertpianistin hatte werden wollen, sprang für sechs Monate ein, ohne einen Cent anzunehmen. Und ging wieder regelmässig zur Kirche. An einem Sonntag hörte sie eine Predigt vom Bruder des verlorenen Sohns. Der Pastor zeichnete ihn als selbstzufriedenen Mann. Wie sie später erzählte, war dies ein Wendepunkt in ihrem Leben: „Ich begann, mich zu sehen in diesem älteren Sohn zu sehen, der nie an der Existenz des Vaters im Himmel gezweifelt hatte, aber den Glauben nicht wirklich aktiv auslebte.“ 1987 fiel sie Brent Scowcroft auf, der nach dem Wahlsieg von Präsident Bush senior zum Sicherheitsberater ernannt wurde. Er holte sie als Sowjetexpertin nach Washington. Sie führte die Verhandlungen über den Abbau von Atomraketen und förderte dann die Vereinigung Deutschlands. Laut Philip Zelikow, der damals mit ihr unter Scowcroft arbeitete, drang sie von allem Anfang instinktiv darauf, den Deutschen zu erlauben, ihre eigene nationale Bestimmung zu verfolgen, und dies den Sowjets klarzumachen. Condoleezza Rice verbrachte Ferien mit der Präsidentenfamilie und lernte so auch George W. Bush kennen. 1991 ging sie zurück nach Stanford. 1993 wurde ihr mit der Provost-Stelle das Managment der grossen Uni angetragen, die in Finanznöten steckte. Sie akzeptierte – und reüssierte mit harten Massnahmen. Nach dem Tod ihrer Mutter hatte Condi ihrem Vater über den Schmerz hinweggeholfen. Er lebte in der Nachbarschaft. 2000 kehrte sie in die Politik zurück – um den Kandidaten George W. Bush fit zu machen fürs schlüpfrige Parkett der Aussenpolitik. Sechs Tage nach ihrer Ernennung zur Sicherheitsberaterin im Dezember 2000 starb der Vater. Nach dem 11. September 2001 unterstützte Condoleezza Rice den Kurs von Präsident Bush, der zur Besetzung des Iraks führte. Sie wurde vom Commander-in-Chief ausgewählt, die Administration vor dem Senat gegen den Vorwurf der Untätigkeit vor dem 11. September zu verteidigen. „Terror und Tragödie haben uns mehr zum Bewusstsein gebracht, dass wir verwundbar und sterblich sind“, sagte Rice am Nationalen Gebetsfrühstück im Februar 2003. Wir durchleben eine Zeit der Prüfung und beten, dass unsere Weisheit und unser Wille für die Arbeit ausreichen, die vor uns liegt.“ Artikel zum Thema:
Teil 1: Condoleezza Rice – eine Kindheit im Rassenkonflikt
Datum: 20.11.2004
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch