Führen nicht alle Religionen zu Gott?

Das Problem des Elefanten-Beispiels liegt darin, ihn mit Gott zu identifizieren.

Viele Leute fragen sich, warum man soviel Aufhebens um das Christentum macht, weil sie glauben, alle Religionen seien im Grunde gleich. Es gebe einfach unterschiedliche Wege, die alle zu Gott führen.

Sind alle Religionen verschiedene Wege zum gleichen Ziel? Wer das behauptet, hat vielleicht nie bedacht, dass jede Religion im Kern exklusiv ist. Welche Religion ist nicht davon überzeugt, dass sie die richtige ist? Wenn es stimmt, dass alle Religionen verschiedene Wege zum gleichen Ziel sind, warum widersprechen sich dann diese Wege?

Sind nicht alle intolerant?

Andere Religionen – zumindest einige von ihnen – scheinen auf den ersten Blick viel toleranter als das Christentum zu sein. Wenn man einem Hindu sagt, dass Jesus der Sohn Gottes sei, ist das für ihn kein Problem. Die Antwort könnte lauten: Natürlich, wir haben Millionen von Göttern. Warum sollte Jesus nicht einer von ihnen sein?

Wenn man aber einwendet: „Nein, ihr versteht nicht, was ich meine. Jesus sagte, er sei der einzige Sohn Gottes und der einzige Weg, der zum ewigen Leben führt", dann kann man wütende Reaktionen erwarten. So eine Behauptung wird nicht toleriert.

Wenn das Christentum intolerant ist, dann sind es alle anderen Religionen auch. Jede Religion hat Dinge, die sie bei anderen nicht akzeptieren kann. Muslime können nicht akzeptieren, wenn jemand den Koran ablehnt. Buddhisten akzeptieren nicht die hinduistischen Schriften und ihr Kastensystem. Hinduisten akzeptieren keine Sicht des Lebens, die das Karma (mehrere Wiedergeburten) mit einschliesst.

Auch wenn die verschiedenen Religionen nicht alle das Gleiche lehren, ist es trotzdem ein beliebter Gedanke, dass alle Religionen ein Stück der Wahrheit in sich tragen. Für einen Buddhisten ist der Buddhismus wahr, so wie er oder sie ihn wahrnimmt. Und Hinduismus ist wahr für Hindus.

Nur eine Frage der Wahrnehmung?

Es gibt das berühmte Beispiel des Elefanten: Stellen Sie sich vor, Sie nehmen zehn Männer und verbinden ihre Augen, dann führen Sie sie zu einem Elefanten. Nun lassen Sie jeden von ihnen einen anderen Teil des Elefanten berühren – Schwanz, Rüssel, Beine, und so weiter – ohne ihnen zu sagen, was sie berühren.

Dann führen Sie die Männer zurück, nehmen ihre Augenbinde ab und lassen sie beschreiben, was sie berührt haben. Würden ihre Beschreibungen übereinstimmen? Die Antwort lautet natürlich nein.

Obwohl diese zehn Männer dasselbe Ding berührten, stimmten sie nicht überein, weil jeder einen anderen Teil berührte oder es aus einem anderen Winkel erfuhr. Ist es auf dem Gebiet der Religion nicht genauso? Können Religionen nicht alle wahr sein, nur dass der Schwerpunkt jeweils anders liegt?

Doch der Vergleich hinkt. Das Problem von diesem Elefanten-Beispiel liegt darin, den Elefanten mit Gott zu identifizieren. Man setzt voraus, dass all Leute denselben Gott erfahren, während dies tatsächlich aber nicht wahr ist. Alle Religionen können nicht gleichzeitig wahr sein, da sie viele Dinge lehren, die einander vollkommen entgegengesetzt sind. Sie mögen nicht alle falsch sein, aber sicher können nicht alle richtig sein, denn die Ansprüche der einen schliessen die andere aus.

Nicht vereinbar

Zu behaupten, man hätte die Wahrheit vollständig erkannt, ist heutzutage fast etwas Anstössiges. Aber rein logisch betrachtet muss das Christentum – das behauptet, es gäbe nur einen Gott – falsch liegen, wenn Atheismus oder Buddhismus – die sagen, es gäbe keinen Gott – Recht haben.

Erlösung geschieht in diesen Religionen nicht durch Gnade oder durch den Glauben, sondern sie ist eine Frage der Taten. Die Bibel lehrt aber im Neuen Testament etwas anderes: Jesus ist diese Brücke zu Gott; der Mensch braucht sich nicht mehr anzustrengen, um näher zu Gott zu kommen. Er muss nur das, was Jesus getan hat (sein Tod am Kreuz), für sich persönlich anerkennen. Damit wird deutlich, dass wir es mit so unterschiedlichen religiösen Vorstellungen zu tun haben, die nicht miteinander vereinbar sind.

Selbst wenn manche Religionen oberflächlich gesehen gleich zu sein scheinen: Je näher man den zentralen Lehren kommt, um so deutlicher werden die Unterschiede.

Datum: 16.01.2009
Autor: Bruno Graber
Quelle: Livenet.ch

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