Jesus und Jerusalem
Von klein auf ist Jesus jedes Jahr zum Fest nach Jerusalem gezogen, in die Stadt, wo Gott sein Haus hat, wo er seinen Namen wohnen und sich finden lässt. Jerusalem ist „die Stadt des grossen Königs“ (Die Bibel, Matthäus 5,35), die Stadt, in welcher der Gott der Israeliten seine Macht zeigt.
Eigensinn und Steine
Nun führt der Weg Jesu wieder nach Jerusalem – diesmal als Gesandter, als Prophet, der ihren Einwohnern sagt, wie der heilige Gott sie sieht. Jerusalem ist die Stadt, in der er ihnen begegnet, wenn sie dies zulassen. Doch die Jerusalemer, namentlich die Herren der Stadt und des Tempels, haben ihre eigenen Ideen von dem, was Gott soll. Durch die Geschichte der Stadt zieht sich eine blutige Spur. Jesus nimmt kein Blatt vor den Mund: „Jerusalem, Jerusalem, du tötest die Propheten und steinigst, die zu dir gesandt sind!“ (Lukas 13,34).
Unwillige Küken
Soll er der Gefahr ausweichen und Jerusalem meiden? Er hat anderes im Sinn – weil Gott selbst um das Herz der Stadt ringt. Als sein Prophet (Sprecher) hat sich Jesus über mehrere Jahre bemüht, die Bevölkerung auf ihn auszurichten: „Wie oft habe ich deine Kinder sammeln wollen wie eine Henne ihre Küken unter ihre Flügel, und ihr habt nicht gewollt.“ Dem Konflikt, der sich dadurch aufgebaut hat, weicht Jesus nicht aus – auch wenn es ihn das Leben kostet: „Es geht nicht an, dass ein Prophet ausserhalb von Jerusalem umkommt“ (13,33).
Gott kommt zum Ziel
Der Heilige Geist, der Jesus leitet, lässt ihn die Zukunft sehen. Sie sieht düster aus. Jerusalem geht der Katastrophe entgegen: „Euch wird das Haus noch veröden.“ (Dies trifft 40 Jahre später ein, als die Römer die Stadt und den Tempel zerstören.) Doch das ist nicht das Ende – weil Gott grösser ist, weil er allem Machtgehabe, aller Sturheit der Menschen gewachsen ist und seinen Plan zu Ende bringt. In der Geschichte der Stadt wird der Tag kommen, an dem sie ihn, den Gesandten Gottes, willkommen heissen wird: „Ich sage euch: Ihr werdet mich nicht mehr sehen, bis die Zeit kommt, da ihr sagt: Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn“ (13,35).
Diese Zeit steht 2000 Jahre später noch aus, die Zeit, in der die Stadt des grossen Königs sich ihm zuwenden und ihn anerkennen wird. Propheten blicken in die Ferne. Auf seinem Weg erträgt Jesus die Feindschaft, weil er diesen grandiosen Tag vor seinem geistigen Auge sieht.
Datum: 15.10.2010
Autor: Peter Schmid
Quelle: Jesus.ch